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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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Zähne aufeinander und fahre ruckartig mit dem Finger um den Rand der Tür. Ich spüre den Schmerz sofort und hebe mir meine Hand vor die Augen. Blut tropft aus meinem Ringfinger. Zwar habe ich den falschen Finger getroffen, aber das macht nichts.
    Z318 steht noch genauso erstarrt da, wie ich sie zuletzt gesehen habe. Schnell schreibe ich mit dem Blut auf die Scheibe: F-I-N-N.
    Gespannt beobachte ich sie und bemerke die Veränderung als erstes in ihren Augen. Es ist, als löse sich ein Nebel darin langsam auf. Die Erkenntnis breitet sich von ihren Augen über ihre Schultern, ihr Becken und ihre Beine aus. Während sie zuvor noch eine abwehrende und feindliche Haltung mir gegenüber hatte, scheint sie nun förmlich in sich zusammenzusinken. Ihre Schultern sacken kraftlos nach vorne und ihre Beine beginnen zu zittern. Schwankend nähert sie sich wieder der Scheibe und fährt mit ihren blutigen Fingerspitzen meine Worte nach. „Finn“, flüstert sie leise, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Doch ihre Reaktion reicht mir völlig. Sie ist es. Sie ist die Mutter von Finn und Zoe. Sie ist Maggie.
    Ich klopfe erneut gegen die Scheibe, um so ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Wütend starrt sie mir entgegen. Es scheint ihr nicht zu gefallen, dass ich sie aus ihrer Erinnerung reiße.
    „ Sie leben“, entgegne ich ihr, wobei ich meine Lippen besonders deutlich forme, damit sie mich hinter der Stahltür trotzdem verstehen kann.
    Sie beißt sich fest auf die Lippen und nickt mir zu. Sie hat mich verstanden.
    „ Ich komme wieder“, verspreche ich ihr, doch es scheint sie nicht zu interessieren. Vielleicht würde es sie mehr interessieren, wenn ich ihr erzählen würde, dass ich nicht vorhabe, alleine zu kommen. Es muss gut geplant sein, aber es ist nicht unmöglich und vielleicht meine letzte Chance, den alten Finn doch noch wiederzubekommen.
     
    Dieses Mal bin ich die Erste, die den großen Sitzungssaal betritt. Bei der anstehenden Konferenz setze ich mich nicht nur für die Bewohner der Sicherheitszone oder meine Freunde ein, sondern vor allem auch für mich selbst. Alleine die Vorstellung, von irgendeinem anonymen Spender einen Samen eingepflanzt zu bekommen, erfüllt mich mit Grauen. Ich will weder schwanger sein noch ein Kind, das ich ohnehin nie kennenlernen werde.
    A350 trifft als nächstes ein. Sie wirkt überrascht, mich schon anwesend vorzufinden. Ich habe mich bisher leider nicht unbedingt durch Pünktlichkeit ausgezeichnet. Es wird Zeit, dass ich das ändere. Wenn ich wirklich etwas in der Legion erreichen will, dann reicht es nicht nur, das Vertrauen der Menschen in der Sicherheitszone zu gewinnen, sondern ich muss vor allem auch die anderen Legionsführer von mir überzeugen. Denn sie sind es, auf die es letztendlich ankommt. Sie sind diejenigen, die über meine Vorschläge entscheiden.
    Nach A350 treffen zeitgleich A233 und A489 in Begleitung von A566 ein. A566 wirft mir einen vernichtenden Blick durch das Zimmer zu. Ich weiß nicht, wofür er mich mehr verachtet. Dafür, dass ich von seinem Angriff auf mich erzählt habe , oder dafür, dass es nicht geklappt hat. Vielleicht ist es auch beides. Bisher konnte ich mir seiner Stimme in Abstimmungen immer gewiss sein, doch heute befürchte ich, werde ich genau mit dem Gegenteil rechnen müssen. Zumal er sein Stimmrecht ohnehin verloren hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich, seitdem er ein kleiner Junge war, bereits auf die Paarungskämpfe freut. Es ist eine der wenigen Möglichkeiten in der Legion, um zu zeigen, was in einem steckt, und sich von den anderen abzuheben. Er würde sagen: ‚Wir sind alle gleich, aber trotzdem gibt es einige, die besser sind als andere.
    Am blödesten ist, dass er damit sogar recht hat. Wir sind äußerlich annähernd gleich, aber innerlich ist jeder Mensch ein Individuum mit Schwächen und Stärken. Ich bin mir nicht sicher, welche meine sind. Aber ich weiß, dass ich nicht die Legion über mein Schicksal entscheiden lassen werde. Es ist MEIN Leben und deshalb sollte es auch MEINE Entscheidung sein, WANN ich schwanger werde und vor allem von WEM.
    Fast gleichzeitig trifft nun auch der Rest der Legionsführer ein und nimmt am großen, runden Tisch Platz. Da A350 die Konferenz einberufen hat, liegt es an ihr, diese auch zu eröffnen. Während ich mich setze, steht sie von ihrem Stammplatz auf.
    „ Ich begrüße euch und danke euch für euer Erscheinen.“ Eigentlich müsste sie sich dafür nicht bedanken. Die Teilnahme an

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