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Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition)

Titel: Radioactive (Die Vergessenen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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den Konferenzen ist für jeden Legionsführer Pflicht.
    „ Anlässlich der bevorstehenden Paarungskämpfe habe ich diese Konferenz einberufen. Wie wir alle wissen, gibt es zurzeit in den anderen Legionen viele Unruhen. In der nördlichen Legion war es so schlimm, dass wir sie verloren haben. Ich weiß, dass die Probleme von den Verstoßenen verursacht werden und nicht innerhalb der Legionen liegen. Trotzdem glaube ich fest daran, dass es Zeit ist für Veränderungen auch innerhalb der Legionen. Mit der Einführung einer gemeinsamen Nahrungsvergabe haben wir bereits einen ersten Schritt getan. Und nachdem es bei uns so gut funktioniert hat, darf ich mit Stolz verkünden, dass die Zentrallegion auch den anderen Legionen aufgetragen hat, unserem Beispiel zu folgen. Demnach ist die gemeinsame Nahrungsvergabe nun nicht nur ein fester Bestandteil unserer westlichen Legion, sondern eine sich durchsetzende allgemeine Veränderung in allen Legionen.“
    Bei dem Wort ‚ Stolz ‘ und ihrem letzten Satz blickt sie mich direkt an. Davon hatte sie mir bisher nichts erzählt. Aber es ist ein überwältigendes Gefühl zu wissen, dass meine Idee nun nicht nur in unserer Sicherheitszone umgesetzt wird, sondern auch in allen anderen.
    „ Genau wie bei der Nahrungsvergabe, denke ich, dass auch der Paarungszeit ein paar Veränderungen guttäten. Wir versuchen, den Bewohnern der Sicherheitszone einen Teil ihrer Menschlichkeit zurückzugeben, indem wir ihnen erlauben, in einer Gemeinschaft zu leben und miteinander Gespräche zu führen, die sich nicht nur um ihre Aufgabe in der Legion drehen. Aber der entscheidendste Punkt im menschlichen Leben ist die Fortpflanzung. Bisher sind wir in dieser Hinsicht immer sehr technisch vorgegangen. Die Samen wurden den Frauen eingepflanzt, so wie man bei einem Roboter eine Schraube festziehen würde. Dadurch wollten wir verhindern, dass Frauen eine Bindung zu ihren Kindern aufbauen. Doch egal wie wissenschaftlich wir auch vorgehen, ist nicht zu leugnen, dass eine Frau, die einmal ein Kind in ihrem Bauch gespürt hat, sich nach diesem immer sehnen wird. Eine Schwangerschaft verändert eine Frau. Sie wird danach nie wieder dieselbe sein und das haben wir bisher schlicht ignoriert.“
    Mich berührt ihre emotionale Rede. Es ist deutlich spürbar, dass sie aus eigener Erfahrung spricht. Doch das Besondere ist, dass nicht nur A350 emotional auf dieses Thema reagiert, sondern auch alle anderen anwesenden Frauen. Sie nicken ihr wissend zu. Ich hätte nie gedacht, dass sie so empfinden. Ich hielt die Legionsführer immer für kühl und reserviert, aber unter ihren reinen Oberflächen verbergen sich tausende von unterdrückten Gefühlen.
    Doch A489 stöhnt genervt auf. „Was soll das hier werden? Ein Bedauern des weiblichen Geschlechts? Tatsache ist nun mal, dass die Schwangerschaft das Einzige ist, was die Männer den Frauen nicht auch noch abnehmen können. Im Grunde ist die Austragung des Nachwuchses doch die einzige Bestimmung einer Frau. Es wird doch nicht so schwer sein, wenigstens dieser einen Aufgabe gerecht zu werden.“
    Ich weiß nicht, ob es ihm nicht bewusst ist, aber er hat einen großen Fehler begangen, indem er so abwertend über das weibliche Geschlecht gesprochen hat, während die Hälfte des Raums mit Frauen besetzt ist.
    Auch A233 formt ihre Augen zu Schlitzen, als sie in seine Richtung blickt und ihn damit zum Schweigen bringt. Einen wesentlich sanfteren Blick schickt sie A350. „Bitte fahr fort!“
    „ Was ich euch vorschlagen möchte, ist deshalb, die Paarungszeit komplett abzuschaffen. Frauen sollen selbst darüber entscheiden, ob und wann sie schwanger werden möchten.“
    Mit diesem Vorschlag hätte ich nicht gerechnet. In unserem Gespräch hat sie eine Abschaffung für völlig ausgeschlossen gehalten. An den Blicken der anderen Frauen merke ich, dass auch sie mit A350s Idee überfordert sind.
    A233 schüttelt unsicher den Kopf. „Du weißt, dass das nicht möglich ist. Wir müssen den Bestand der Menschheit sicherstellen und ihn sogar nach und nach erhöhen.“
    Doch A350 zeigt sich uneinsichtig. „Es gibt genug Frauen, die ihre Aufgabe gerne unterbrechen werden, um Kinder zu bekommen. Wir müssten uns nicht länger an vorgeschriebene Zeiten halten, sondern es gäbe jährlich neue Kinder.“
    Nun meldet sich auch eine weitere Frau zu Wort, A402. „Die Kinder wären alle unterschiedlich alt. Das würde es den Erzieherinnen schwer machen, sich gleichzeitig um sie zu

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