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Radioactive -Die Verstossenen

Radioactive -Die Verstossenen

Titel: Radioactive -Die Verstossenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Shepherd
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die Predigt meiner Erzieherin vergessen. Doch schon bald werden die Fragen kniffliger.
    „Sie sind als Helfer im Archiv eingeteilt worden. Bei der Sortierung alter Bücher stoßen sie auf ein lebendiges Tier. Eine Maus aus der Gattung der Altweltmäuse, lateinisch Murinae. Was tun Sie?“
    Angestrengt lasse ich den vorgegebenen Sachverhalt vor meinem inneren Auge ablaufen. Noch nie in meinem Leben habe ich eine lebendige Maus gesehen, geschweige denn ein anderes Tier. Wir alle kennen sie nur aus dem Bildungsunterricht oder von Dokumentationen über die alte Erde, vor dem Dritten Weltkrieg, vor uns. Tiere sind Überträger von Krankheiten. Ich kenne die richtige Antwort, doch habe ich Zweifel, sie auszusprechen. Wieder werden meine Hände unangenehm feucht, eine Reaktion meines Körpers, die ich nicht verstehe.
    „Ich...ich verstecke sie.“, antworte ich wahrheitsgemäß. Es bringt nichts, zu lügen, da die Kammer unseren Körperschweißausstoß misst und es somit ohnehin bemerken würde.
    „Warum tun Sie das?“ Es ist das erste Mal, dass der Computer auf eine meiner Fragen anspringt. Mein Herz beginnt erneut wild zu schlagen. Ich bin dabei, mir meine hart erarbeitete Leistung mit einem Schlag zu zerstören.
    „Sie ist das letzte lebende Exemplar ihrer Art. Deshalb ist sie wertvoll. Einmaligkeit führt zu Unfrieden und Unfrieden zu Krieg.“
    „Möchten Sie Krieg, E518?“
    „Nein! Wenn ich die Maus verstecke, erfährt niemand von ihr. Unwissenheit bewahrt Frieden.“
    Das Licht erlischt und ich sitze im Dunkeln. Angespannt lausche ich auf irgendein Geräusch, abgesehen von meinem eigenen Atem. War die Antwort so falsch? Brechen sie jetzt meine Prüfung womöglich ab? Warum konnte ich nicht meinen Mund halten?
    Doch dann geht das Licht wieder an und der Computer fährt fort, als wäre nichts gewesen.

    „Phase 3: eröffnet. Gedächtnis- und Aufmerksamkeitstest.“
    Ich bin überrascht. Auf diesen Teil der Prüfung wurden wir nie vorbereitet.
    „E518, welcher der heutigen Legionsführer hat über seiner Augenbraue eine Narbe?“
    Die Frage ist ein Widerspruch in sich, weil wir alle gleich sind. Jedenfalls sollten wir es sein, doch ich weiß, dass es nicht so ist. Es sind Kleinigkeiten, aber sie sind da, wenn man danach sucht. Ich schließe meine Augen und rufe mir das Bild der drei Legionsführer auf dem Podium vor Augen. In der Mitte stand der Älteste von ihnen. Er hatte tiefere Falten um die Augen als die anderen. Links von ihm stand die Frau. Sie hat nicht gelächelt, aber selbst wenn sie es getan hätte, hätte sie keine Grübchen gehabt. Ich hätte gesehen, wenn sie eine Narbe an der Augenbraue gehabt hätte. Es muss der Mann rechts gewesen sein. Nur ihn habe ich nicht beachtet.
    „Aus meiner Sichtweise: der rechte Mann.“, antworte ich und die Tür der Kammer gleitet auf. Verwundert drehe ich mich um und sehe, dass die Türen der anderen Heranwachsenden ebenfalls geöffnet sind. Alle Intelligenztests enden zeitgleich. „Phase 4: eröffnet.“

    Schweiß rinnt meinen Rücken hinab. Feine Perlen bilden sich auf meinem Schädel und laufen über mein Gesicht. Sie verfangen sich in meinen Augenbrauen, doch je länger ich laufe, umso feuchter werden sie, bis sich schließlich der erste Tropfen löst und mir in die Augen gleitet. Es brennt, aber ich renne weiter. Erst fing es langsam an, doch steigert sich das Tempo pro Minute. Die Kontrolluhr des Laufbands zeigt 20 Minuten 32 Sekunden an. Ich kann nicht mehr, aber trotzdem gebe ich nicht auf. Die körperlichen Leistungstests sind nicht gerade meine Stärke. Wir fingen mit Squash an, aber ich fürchtete mich so vor dem zurückschießenden Elektroball, dass ich als eine der ersten rausflog. Das gibt nur wenig Punkte im Abwehr- und Reaktionsverhalten für mich. Nach der Ausdauer testen sie die Angriffsfähigkeiten, um die Krieger unter uns herauszufiltern. Die Krieger tragen Blau und die Bezeichnung C. Nur wenige Frauen schaffen es in die Abteilung und ich werde sicher keine von ihnen sein. Umso wichtiger ist es, dass ich mich wenigstens in der Ausdauer beweise. Genügend Durchhaltevermögen ist viel wert.
    21 Minuten 01 Sekunden. Das Tempo steigert sich erneut. Ich beiße so fest auf meine Zähne, dass sie knirschen. Das Mädchen neben mir stolpert und stürzt. Ihr Aufprall ist so fest, dass ich die Erschütterung unter mir spüre. Ich blicke zu ihr hinab. Ihr Gesicht ist fast so rot wie ihr Anzug und sie hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Arm. An

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