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Rächer des Herzens (German Edition)

Rächer des Herzens (German Edition)

Titel: Rächer des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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wie sehr Marcus India geliebt hatte, wäre die Rückkehr nach Salterton nicht einfach gewesen. Jetzt war ihr zumute, als ob sie auf Fließsand stünde.
    Aus einem plötzlichen Gefühl der Ungeduld heraus kleidete Isabella sich eilig an und lief die Treppe hinunter. Sie musste jetzt einfach im Meer baden, um einen klaren Kopf zu bekommen und diese Erinnerungen hinwegzuspülen.
    Im Haus war man schon fleißig: Alles lief mit der glatten Präzision, die einen gut organisierten Haushalt kennzeichnete. Von Winchester aus hatten Marcus und Isabella ihre unmittelbar bevorstehende Ankunft durch einen Boten angekündigt. Aber zu Isabellas Erstaunen war Salterton Hall in bester Bereitschaft gewesen, als sie mit der Kutsche angekommen waren. Eine solche reibungslose Organisation zeugte von gut eingespieltem Personal. Es schien, als hätte Marcus seine Verwaltungspflichten seit Lady Janes Tod sehr ernst genommen. Von der guten Beziehung zwischen Marcus und dem Dienstboten aber zeugte insbesondere die Tatsache, dass die Angestellten sie selbst mit herzlicher Höflichkeit begrüßt hatten, Marcus jedoch mit liebevoller Zuneigung. Das hatte Isabella sehr beeindruckt. Sie war jedoch nicht willens, ihm gegenüber diese Beobachtung zu erwähnen – jedenfalls jetzt noch nicht.
    Isabella nahm den Weg, der durch die Gartenanlage hinab zu der sandigen Allee führte, die Salterton Hall mit dem Dorf verband. Der Morgen war ruhig, nur die Rufe der Seevögel in der Bucht waren zu hören. Unten im Hafen überquerten ein paar Fischerboote die Bucht, und das Kielwasser teilte sich pfeilförmig hinter ihnen. Eine weiß gestrichene Badekabine stand am Strand, und ein stämmiges Pony wartete geduldig zwischen den Stangen der Deichsel. Davor saß eine recht füllige, kräftige Frau und entwirrte mit großer Geduld ein Fischernetz.
    Isabella hielt an und lächelte. Sie fühlte sich nun endgültig wieder in ihre Kindheit versetzt und rannte hinunter zum Strand, um ihre Lieblingsbadefrau zu begrüßen.
    „Martha! Martha Otter!“
    Die füllige Frau sah auf, und ein freundliches, breites Lächeln malte sich auf ihrem wettergebräunten Gesicht. „Guten Morgen, mein Lämmchen. Wir hörten, dass Sie zurück sind.“
    „Wie geht es dir, Martha?“, erkundigte sich Isabella.
    „Wie immer“, antwortete Martha zufrieden, und Isabella fragte sich, wie es möglich war, dass man sich nach zwölf Jahren noch „wie immer“ fühlte.
    „Sie sind gewachsen“, sagte Martha dann.
    „Äußerlich, denke ich“, antwortete sie mit einem leichten Seufzer. „Ich würde gerne baden, Martha. Würdest du mich bitte mit hinausnehmen?“
    Die Frau erhob sich schwerfällig. „Mit Vergnügen, Herzchen. Sie müssen ja ganz schön verrückt sein, wenn Sie so früh hier herauskommen. Aber die Meereskur hat ja noch niemandem geschadet. Hat aber auch noch keinem genützt“, fügte sie nachdenklich hinzu, „ganz gleich, was die Quacksalber sagen.“
    Isabella kletterte in die Badekabine, während Martha ihre Röcke schürzte und das Pony in das Wasser führte. Der Strand fiel hier ganz flach ab, zum Schwimmen wie geschaffen.
    „Ich hoffe, dass ein Bad meine trüben Gedanken vertreiben kann“, sagte Isabella. „Heute Morgen bin ich irgendwie nicht gut zurecht – an so einem schönen Tag dürfte das gar nicht sein.“
    Martha warf ihr einen Blick über ihre kräftige Schulter zu. „Ah, Salterton wird Ihnen guttun. Was beunruhigt Sie? Es ist doch wohl nicht Ihr neuer Ehemann, oder? Machen Sie sich keine Sorgen, mein Kleines. Man hört, dass er sehr lieb zu Ihnen ist. Er war es immer und wird es immer sein.“
    Während sich die Badekabine quietschend tiefer in das Meer bewegte, ließ Isabella ihre bloßen Füße im Wasser baumeln.
    „Ich wünschte, das wäre wahr“, sagte sie recht niedergeschlagen.
    Martha gab dem Pony einen aufmunternden Klaps. „Sie und Mylord waren damals eigentlich noch richtige Kinder, und wir dachten, es war was für immer.“ Sie sah Isabella wieder über die Schulter an. „Was ist falsch gelaufen, Miss Bella?“
    „Alles Mögliche“, antwortete sie mit einem Seufzer.
    „Aber jetzt ist alles wieder gut“, sagte Mrs. Otter ruhig.
    Isabella seufzte wieder. „Meine Cousine India …“
    „Ah“, sagte Martha Otter wieder. „Die kleine Miss India, Gott hab sie selig.“
    Isabella spürte eine leichte Verärgerung darüber, dass India das Mitgefühl der Badefrau hatte, wenn sie sich auch sofort danach für ihren Ärger schämte. Nur

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