Rächer des Herzens (German Edition)
Gesichtsausdruck sagte alles Nötige über verschwenderische Fürsten aus, die ein Vermögen durchbrachten und dann mit einer Begeisterung Schulden auflaufen ließen, mit der andere Leute Gemälde oder klassische Antiquitäten sammelten. Unverantwortlich , töricht , selbstsüchtig , abgebrüht und geradezu widerwärtig waren Bezeichnungen für Fürst Ernest, die von Mr. Churchwards Lippen hätten kommen können, wenn er weniger diskret gewesen wäre.
Die Fürstin sah ihn erneut mit ihrem spitzbübischen Lächeln an, was ihn tief erröten ließ. Sie entnahm ihrem Retikül ein Blatt Papier.
„Ich denke, dass Henshalls dies in Ordnung finden werden“, sagte sie mit betörendem Blick. „Sie werden sich nicht sehr dafür interessieren, aber sie können nichts dagegen vorbringen.“
Mr. Churchward, der erwartet hatte, eine Zahlungsanweisung in Händen zu halten, entdeckte, dass es tatsächlich eine Heiratsurkunde war. Das Dokument bestätigte, dass es sich um einen Ehevertrag im Fleet-Gefängnis handelte. Eine Anlage gab an, dass ein gewisser John Ellis bereit war, die gesamten Schulden seiner Frau zu übernehmen.
Mr. Churchward stockte der Atem, und er rückte seine Brille zurecht, um diese erschütternde Nachricht richtig aufzunehmen.
„Aber Madam … ich … Sie …“
„Ich habe Ihren Rat befolgt, Mr. Churchward“, sagte sie eher beiläufig, „und eine Eheschließung vorgenommen. Sie werden feststellen, dass sie rechtlich einwandfrei ist.“
Mr. Churchward errötete noch tiefer vor lauter Aufregung. Das Dokument fiel aus seinen wie gelähmten Fingern auf den Holztisch. Planlos legte er mehrere Akten hierhin und dorthin, womit er die bis jetzt auf dem Schreibtisch herrschende peinliche Ordnung völlig durcheinanderbrachte.
„Mein Rat war, einen Gentleman mit Vermögen zu heiraten, Fürstin, keinen Schuldner!“, sprudelte es aus ihm heraus. „Also wirklich, Madam, ich kann nicht glauben …“ Er hielt inne und las das Dokument nochmals prüfend durch. „Es ist rechtlich einwandfrei, sagen Sie?“
„Selbstverständlich“, erwiderte sie ruhig und beherrscht. „Es ist auch nur eine Regelung auf Zeit. Wie wir gestern übereingekommen sind, Mr. Churchward, möchte ich, dass Sie das Haus im Brunswick Gardens zum Verkauf anbieten. Ich glaube, es wird einen recht guten Erlös bringen, da es in einer vornehmen Gegend liegt. Wenn der Verkauf getätigt und Tante Janes Vermächtnis ebenfalls geregelt ist, werde ich die Schulden bei Henshalls begleichen.“
Mr. Churchward gab einen kläglichen Laut von sich wie eine Katze, auf die man versehentlich getreten ist. Er war schlagartig blass geworden, selbst seine Stimme klang matt.
„Und die Ehe, Madam?“
„Werde ich natürlich beenden.“ Isabella ließ ihr Retikül mit einem entschiedenen Klick zuschnappen. „Es handelt sich nur um eine Zweckehe. Mr. Ellis wird wohl auf absehbare Zeit nicht aus dem Gefängnis entlassen werden.“
Verschiedene Einwendungen gingen Mr. Churchward durch den Kopf. Zweifellos glaubte die Fürstin wie viele andere Personen, die mit dem Gesetz nicht vertraut waren, dass es verhältnismäßig einfach sei, eine Ehe für nichtig zu erklären. Zu der Methode, mit seinen vornehmen Klienten angemessen umzugehen, gehörte es, den richtigen Zeitpunkt zu wählen. Jetzt war nicht die richtige Zeit, um der Fürstin beizubringen, dass sie dieser Ehe durchaus auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein könnte.
Mr. Churchward wischte sich die Stirn mit seinem praktischen großen Taschentuch.
„Ich werde Ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen, Mr. Churchward“, sagte Isabella mit einem letzten, unwiderstehlichen Lächeln. „In einigen Wochen werde ich London verlassen, um zu meinem Haus in Salterton zurückzukehren. Aber ehe ich gehe, wäre es mir eine Freude, Sie zum Tee einzuladen.“
„Salterton … natürlich … Wir müssen später noch über Ihr Erbe sprechen …“, murmelte Mr. Churchward. Eine weitere Reihe von Einwendungen ging durch seinen Kopf. Er hatte noch nicht die Gelegenheit gehabt, mit Fürstin Isabella im Einzelnen über das Vermächtnis ihrer Tante, Lady Jane Southern, zu sprechen. Er fragte sich, was die Fürstin über die Erbregelung in Bezug auf Salterton Hall und die mit dem Anwesen verbundenen Lasten wusste.
Churchward wischte sich wieder die Stirn. Sollte er sie jetzt von den Schwierigkeiten in Kenntnis setzen und die recht heikle Angelegenheit ihres Pächters auf dem Witwensitz erklären? Er zögerte.
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