Rächerin der Engel
merkwürdigerweise gehört Eddie zu dem Revier in Manhattan, in dem merkwürdigerweise auch das Gebäude 380 Central Park West liegt. Ebendort aber hat sich vor ungefähr drei Monaten Mr. Russell Clarence O’Rourke mit einer Schrotflinte Kaliber 12 erschossen.«
»Ist nicht wahr!« Brees Interesse war geweckt. »Und warum ist dieser Eddie Chin hier?«
»Nun, offiziell hat mir niemand etwas mitgeteilt. Was würden Sie denn vermuten, warum er hier ist?« Cordy machte eine Pause, um dann hinzuzufügen: »Man nennt ihn Ninja .«
»Ninja?«
»So ist es.«
Bree dachte einen Moment nach. »Männer!«, sagte sie schließlich. »Ninja. Du liebe Zeit.«
»Offenbar erwischen die immer denjenigen, den sie verfolgen. Oder auch diejenige. Nun ja.« Cordy erhob sich, ging zur Tür und öffnete sie. »Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas über diesen Ninja oder über Mrs. O’Rourke erfahren, ja?«
Bree nickte unverbindlich.
»Und sei es nur, um mir privat etwas ins Ohr zu flüstern.« Cordy konnte äußerst hartnäckig sein.
»Ich habe absolut keine Ahnung, was Tully O’Rourke von mir erwartet, Cordy. Wenn irgendetwas passiert, das Sie wissen sollten, sage ich Ihnen Bescheid.«
»Hmhm.« Cordy sah Bree einen Moment lang mit ausdrucksloser Miene an. »Danke für das Gespräch, Bree«, sagte sie. »Sie können jederzeit zu mir kommen.«
»Gern. Das war alles sehr aufschlussreich, Cordy.« Bree hängte sich ihre Handtasche über die Schulter und trat in den Gang hinaus. »Ninja?«, sagte sie über die Schulter.
Sie hörte Cordy noch lachen, als sie schon am Fahrstuhl war.
Erneut stürz tapfer mich ins Abenteuer …
Robert Browning, »Rabbi Ben Esra«
»Es freut mich wirklich, dass wir uns zum Lunch treffen konnten, Lieutenant. Das sollten wir öfter machen.« Bree lächelte Hunters Begleiter an. »Und ebenso freut es mich, Sie kennenzulernen, Sergeant Chin.«
Eddie Chin war knapp mittelgroß und kräftig gebaut. Sam Hunter und er saßen ihr in der Essnische gegenüber. Keiner der beiden Männer brauchte eine Uniform, um wie ein Cop auszusehen, denn sie strahlten eine Wachsamkeit aus, die den Polizisten schon von Weitem verriet. Doch während Hunter entspannt dasaß, war Eddie zappelig und schien förmlich vor Energie zu platzen.
Bree gab der Kellnerin die Speisekarte zurück. Sie aß sehr gern bei Huey’s zu Mittag. Das Restaurant war nur ein paar Schritt von ihrem Haus am Factor’s Walk entfernt, und die Pizza hier war einfach phantastisch. Jenseits des Kais floss der Savannah vorüber, dessen Wasser stahlblau schimmerte. »Diese Pizza wird Ihnen schmecken.«
»Pizza mit Anchovis ist nicht gerade typisch für die Südstaaten«, sagte Eddie Chin. »Auf Reisen probier ich gern die einheimische Küche aus. Aber Sam hat gesagt, Maisgrütze und Krapfen könne ich mir sparen.«
»Zum Nachtisch werde ich uns Pecannuss-Schnecken bestellen«, sagte Bree. »Eine hiesige Spezialität. Wenn Sie die gegessen haben, werden Sie gar nicht mehr nach New York zurückwollen, Mr. Chin.«
»Sagen Sie Eddie zu mir.« Salutierend tippte er sich mit der linken Hand gegen die Schläfe. Seine Fingernägel waren völlig abgekaut.
»Und Sie können mich Bree nennen. Nun, Eddie, sind Sie zum ersten Mal in Savannah?«
Die Frage schien ihn zu überraschen. »Äh, ja.«
»Ich hoffe, Hunter hat Ihnen schon die sehenswertesten Teile der Stadt gezeigt.«
Eddie sah sie eindringlich an. Einen Moment lang schien er sich zu entspannen, so dass sie vorübergehend einen völlig anderen Mann zu Gesicht bekam – einen Mann, der gern flirtete und Selbstsicherheit ausstrahlte. Ein freches Grinsen huschte über sein Gesicht. »Bislang sind Sie der sehenswerteste Teil der Stadt, Bree.«
»Oh, vielen Dank, Sir.«
Hunter verdrehte die Augen. »Sie macht gerade auf Südstaatlerin, Ninja. Eh du dich’s versiehst, wird sie mit den Wimpern klimpern. Wenn sie sich wieder tough gibt, können wir uns ein bisschen sicherer fühlen. Bree, Sie wollen doch etwas. Worum geht’s?«
Im Nu kehrte Eddies Anspannung zurück. Hunter sah ihn einen Moment lang nachdenklich an. »Heraus damit«, forderte er Bree auf.
»Was denn, Sam? Kann ich nicht einfach zwei gut aussehende Männer zum Lunch einladen, ohne einen Hintergedanken zu haben?«
»Möchte ich ernsthaft bezweifeln.«
Bree lachte. »Na, jetzt weiß ich endlich, was Sie von mir halten.«
»Möchte ich ebenfalls bezweifeln.«
Als sie seinem Blick begegnete, verspürte sie ein leichtes, erregendes
Weitere Kostenlose Bücher