Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
Vom Netzwerk:
ich jedenfalls.«
    Goldstein machte ein finsteres Gesicht, ging zu einem entlegenen Fach und zog eine Pergamentrolle heraus. Dann kam er zurückgewatschelt – er war wirklich ein pummeliger kleiner Engel – und knallte das Dokument vor Ron auf den Tresen. »Russell O’Rourke. Zum Fegefeuer verurteilt. Für alle Ewigkeit.«
    »Zum Fegefeuer? Mehr nicht?«, wunderte sich Bree. »Meine Güte. Seine Liste von Verbrechen ist so lang wie Ihr Arm.«
    »Die göttliche Gerechtigkeit hat wenig mit der irdischen gemein«, erklärte Goldstein tadelnd. »Und es steht uns nicht zu, sie infrage zu stellen.«
    »Natürlich steht es uns zu«, gab Bree entrüstet zurück. »Fegefeuer. Nicht zu fassen. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Witwen und Waisen der Mann nach dem Zusammenbruch seines Unternehmens zurückgelassen hat? Andererseits«, fügte sie hastig hinzu, da ihr zu Bewusstsein kam, dass sie nichts Schlechtes über ihren Klienten sagen durfte, »möchte ich als Mr. O’Rourkes Rechtsanwältin darauf hinweisen, dass eine Verurteilung zu ewigem Fegefeuer zweifellos auf einem Justizirrtum beruht und sobald wie möglich überprüft werden sollte.« Sie hielt einen Moment inne, dann sagte sie: »Aber wie?«
    »Sie können in seinem Namen ein Berufungsersuchen einreichen«, sagte Goldstein. »So etwas hat Ihre Mutter, gesegnet sei ihr Name, auch öfter gemacht.«
    »Halten Sie die Klappe , Goldstein«, mischte sich Ron jetzt ein.
    Bree starrte ihn an. Ron legte seine Hände auf die Brees. »Mit einem solchen Vorgehen würden wir uns auf einen äußerst schlüpfrigen Pfad begeben«, sagte er. »Dafür sind wir noch nicht gerüstet.«
    Bree trat ein Stück zurück. Dass es sich bei Francesca, wie sie vor Kurzem herausgefunden hatte, nicht um ihre leibliche Mutter handelte, war eine schmerzliche Entdeckung gewesen. Um das Geheimnis, das den Tod ihrer biologischen Mutter Leah umgab, kreisten all ihre Albträume. »Bitte sagen Sie mir, was Sie wissen«, forderte sie so höflich wie möglich. »Ich glaube, es steht mir zu, Bescheid zu wissen.«
    Das leise Flügelrascheln hinter ihr verstummte, bis völlige Stille eintrat.
    Goldstein, der Rons wütendem Blick geflissentlich auswich, faltete die Hände auf dem Tresen und sagte: »Leah war der Ansicht, dass sie mehr Seelen retten könne, wenn sie gezielt nach ihnen suchte.« Er neigte wie lauschend den Kopf zur Seite. Dann klopfte er an seinem Habit herum. »Kann sogar sein, dass ich irgendwo noch eine Visitenkarte von ihr habe. Ah! Tatsächlich! Da ist sie ja!« Er zog ein kleines Stück Pappe aus den Falten seines braunen Wollgewands und reichte es Bree.

    LEAH WINSTON-BEAUFORT
    AVWHG

    » AVWHG ?« Verwirrt starrte Bree auf die Karte. Abgesehen von dem goldenen Medaillon, das sie an einer Kette um den Hals trug, war dies das einzige Erinnerungsstück, das sie von Leah besaß. Mit Daumen und Zeigefinger rieb sie über die dicke Pappe.
    »Angelus Verband zur Wahrung himmlischer Grundrechte«, erklärte Ron. »Aber wir dürfen wirklich nichts überstürzen, Bree. Schließlich machen Sie das, was Sie jetzt machen, erst seit ein paar Wochen.«
    »Seit zwei Monaten«, entgegnete Bree. »Und wenn Leah im Namen ihrer Klienten Berufung einlegen konnte, dann kann ich das auch.«
    »Vielleicht sollten wir das erstmal mit Armand besprechen«, erwiderte Ron. »Ich glaube nicht, dass er von dieser Wendung der Ereignisse sonderlich erbaut sein wird.«
    »Und warum nicht?« Bree riss sich zusammen und bemühte sich, sich nicht von ihrer Wut überwältigen zu lassen. Wenn sie etwas hasste, dann dass man ihr Hindernisse in den Weg legte. Nein, noch mehr hasste sie es, wenn man sie anlog. Dennoch brachte es sie ungemein auf die Palme, an etwas gehindert zu werden. Sie hatte allerdings schon früh gelernt – schon als sie noch in der Kanzlei ihres Vaters in Raleigh gearbeitet hatte –, dass man, wenn man in Rage geriet, auf schnellstem Weg beruflichen Selbstmord beging. Deshalb sagte sie mit gespielter Ruhe: »Aus welchem Grund sollte Professor Cianquino denn etwas dagegen haben, dass ich die Tradition der Familienfirma fortführe?«
    »Bitte seien Sie nicht sauer«, sagte Ron.
    »Ich bin nicht sauer«, erwiderte Bree. »Wirklich nicht. Ich sehe nur nicht ein, warum wir auf eine Taktik verzichten sollten, die ganz im Interesse meines Klienten wäre. Und ich sehe keine Veranlassung dafür, Professor Cianquino in die Sache hineinzuziehen.«
    »Natürlich sind Sie sauer. Stinksauer sogar«, sagte Ron.

Weitere Kostenlose Bücher