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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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nicht ein, wo ich eine hübsche Rothaarige unterbringen könnte. Jedenfalls zurzeit nicht. Na, wir werden ja sehen.«
    Zumindest klang er freundlich, fand Bree. Vielleicht würde das Vorsprechen ja nicht allzu schrecklich sein.
    »Tja, wenn sie Erfahrung mit technischen Dingen hätte, könnte ich sie eventuell brauchen.«
    »Sie meinen als Inspizientin?«
    »Ja. Es ist nämlich so, dass mich Rebecca vor ein paar Tagen hat sitzen lassen, um an einer Musical-Inszenierung von Mondsüchtig mitzuwirken. Und es scheint im ganzen Staat Georgia niemanden zu geben, der ihre Aufgaben sofort übernehmen könnte.« Wer auch immer Rebecca war, er schien es jedenfalls sehr zu bedauern, sie verloren zu haben.
    »Meine Schwester ist eine hervorragende Inspizientin«, sagte Bree, was ja auch zutraf. Entgegen allen Erwartungen regelte Antonia die enorm komplizierten Arbeitsabläufe bei Inszenierungen mit großem Geschick.
    »Ach was!«
    »Haben Sie dieses neue Stück gesehen, Die Rückkehr des Sherlock Holmes ? Wo die Reichenbachfälle auf der Bühne nachgebaut sind.«
    Haddad schien aufrichtig beeindruckt. »Ist doch nicht Ihr Ernst. Das hat Ihre Schwester zustande gebracht?«
    »Inklusive des künstlichen Wassers«, erwiderte Bree voller Stolz.
    »Dann werde ich sofort veranlassen, dass jemand mit ihr Kontakt aufnimmt. Nein, nein …«, er machte eine abwehrende Handbewegung, als Bree in ihrer Handtasche nach Antonias Visitenkarte suchte, »… ich weiß schon, wie ich sie erreichen kann.«
    »Vermutlich hat sie Sie bereits mehrmals angerufen«, meinte Bree. »Wahrscheinlich bekommen Sie dauernd Anrufe von Schauspielern und Schauspielerinnen.«
    » Mehrmals ist leicht untertrieben. Aber machen Sie sich deswegen keine Gedanken.« Sein distanziertes professionelles Verhalten verlor sich ein wenig, und er sah Bree mit hochgezogener Augenbraue an. »Was halten Sie davon, wenn wir mal bei einem Glas Wein über meine Sorgen und Nöte als Regisseur reden? Wie wär’s mit Donnerstagabend?«
    »Herrgott noch mal, Tony, spielen Sie ein andermal den großen Verführer, ja?«, mischte sich Tully aufgebracht ein. »Kommen Sie, Bree. Danica hat das kleine Arbeitszimmer am Ende des Ganges mit Beschlag belegt. Dort können wir uns unterhalten.«
    Die Bücherregale unter den Fenstern waren dem Sideboard aus Rosenholz gewichen. Den grauen Aktenschrank hatte man hinter den Lehnstuhl geschoben. Danica saß vor ihrem Laptop an dem kleinen Konferenztisch. Auf der einen Seite des Schreibtisches stand eine Vase mit Rosen, auf der anderen ein Telefon sowie das Cloisonnégefäß und das Tintenfass. In der Mitte thronte ein schicker PC . Das Zimmer war tadellos aufgeräumt und wirkte, obwohl weder Akten noch sonstige Papiere herumlagen, äußerst geschäftsmäßig. Tully setzte sich an den Schreibtisch. Bree nahm Danica gegenüber Platz.
    »Möchten Sie einen Tee oder einen Kaffee, Bree? Oder vielleicht einen Drink?« Tully sah auf ihre Armbanduhr, eine Patek Philippe, deren Armband mit Diamanten besetzt war. Sie hatte sich ihren Ehe- und ihren Verlobungsring – der eine bestand aus einem sehr großen, oval geschliffenen Diamanten, der andere war mit kleineren Diamanten verziert – an die rechte Hand gesteckt. Das war eine alte Sitte, die Bree nur von Witwen kannte, die bereits weit über neunzig waren, so dass sie ein wenig überrascht war.
    »Ich hätte gern eine Tasse Kaffee.«
    Tully nickte in Danicas Richtung. »Für mich das Übliche, Dani. Danach können Sie ein bisschen nach draußen gehen. Aber bleiben Sie bitte in der Nähe. Abends brauche ich Sie wieder.«
    Danica sah Bree vielsagend an und verließ das Zimmer, ohne ein Wort von sich gegeben zu haben.
    »Nun«, sagte Tully in forschem Ton, »ich habe einige Recherchen über Sie angestellt.« Sie tippte auf die Tastatur des Computers. »Studium an der Duke University. Danach haben Sie ein paar Jahre in der Kanzlei Ihres Vaters gearbeitet. Vor ein paar Monaten haben Sie dann die Kanzlei Ihres Großonkels Franklin geerbt und sind nach Savannah gezogen. Gegenwärtige Adresse: das Reihenhaus der Familie am Factor’s Walk.« Sie runzelte die Stirn. »Eine Büroanschrift scheint es nicht zu geben.«
    »Das Büro befindet sich in dem ehemaligen Lagerhaus in der East Bay Ecke Drayton Street«, erklärte Bree. »Das Gebäude wird zurzeit aber renoviert. Anschließend übernehme ich dort dann Richter Beauforts altes Büro.« Sie betonte das Wort Richter , da Tullys geringschätzige Miene sie kränkte.

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