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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Mietbedingungen für Onkel Franklins Büro aussehen. Zweitausend pro Monat, möbliert. Einziehen kannst du sofort. Und wie kommt es, dass dein Handy abgeschaltet war? Das wollte Petru wissen, nicht Ron.«
    »Zweitausend pro Monat«, sagte Bree. »Oje.« Sie hoffte, dass Tullys Scheck nicht platzte. »Der Akku meines Handys ist leer. Das passiert dauernd, er lässt sich kaum noch aufladen. Ich glaube, ich sollte mir ein neues Handy anschaffen.«
    Antonia, die das restliche Hühnchen mit Reis gegessen und den Mund voll hatte, ging kurz aus der Küche und kam wieder zurück. »Wirst du dann zwei Büros haben? Hast du nicht einen Mietvertrag mit … wie heißt sie noch mal … Mrs. Mather?«
    »Onkel Franklins Büro ist für Klienten günstiger gelegen«, sagte Bree ausweichend.
    »Glaub ich gern. Die Angelus Street scheint ja niemand finden zu können.« Antonia stellte den Karton, der das Hühnchen mit Reis enthalten hatte, in die Spüle und nahm sich eine Banane aus der Obstschale auf dem Küchentresen.
    Wie die Dinge im Augenblick lagen, kamen niemals Klienten in das Büro in der Angelus Street, wogegen Bree nicht das Geringste einzuwenden hatte, da nur tote Klienten dazu in der Lage gewesen wären. Die Verdächtigen beim Fall Russell O’Rourke waren jedoch alle noch am Leben und erfreuten sich bester Gesundheit, und Tully wollte sie einen nach dem anderen zu Bree schicken. Deshalb brauchte sie das zweite Büro.
    Bree sah auf die Küchenuhr. Neun Uhr. Nachdem sie Tully verlassen hatte, war sie im Fitnessstudio gewesen und hatte anschließend gegenüber bei B. Matthew’s einen Salat gegessen. Es würde noch Stunden dauern, bis sie schläfrig genug war, um ins Bett zu gehen.
    »Ich glaube, ich werd mir das Büro gleich mal ansehen. Möchtest du vielleicht mitkommen?«
    »Um mir ein Büro anzusehen?« Antonia verzog das Gesicht. »Bäh! Außerdem muss ich noch Text auswendig lernen. Komm nicht zu spät zurück, ja? Wenn du wieder da bist, könntest du mich abhören. Du sagtest, die letzte Szene aus Das Wintermärchen ? Die müssen alle einstudieren, ja?«
    »Hat jedenfalls der Inspizient behauptet, mit dem ich bei Tully gesprochen habe.«
    »Puh. Dann sollte ich vermutlich sowohl Paulina als auch Hermione einstudieren.«
    »Vermutlich.«
    »Du hast von diesen beiden Rollen keinen Schimmer, stimmt’s?«
    »Stimmt«, gab Bree fröhlich zurück. »Aber du wirst in der einen wie in der anderen brillieren. Oder auch als Hilfsinspizientin. Komm, Sascha. Lass uns einen Spaziergang machen.« Bree warf sich ihren Regenmantel über den Arm, schnappte sich ihre Handtasche und folgte Sascha zur Küchentür hinaus. Das große alte Backsteingebäude lag nur vier Blocks entfernt, und es war ein schöner Novemberabend. Da ihr Sascha die aufdringlichen Schnorrer, die Savannah seit einiger Zeit heimsuchten, vom Halse halten würde, brauchte Bree nicht daran zu denken, Kleingeld mitzunehmen. Für den Fall, dass sie unterwegs einem Streifenpolizisten begegneten, nahm sie Sascha an die Leine und trat in die Nacht hinaus.
    Es war angenehm kühl, auf den Bürgersteigen wimmelte es von Passanten: Büroangestellte, die nach einem Restaurantbesuch nach Hause gingen, Studenten aus dem nahegelegenen College of Arts and Design, Nachbarn, die mit ihren Hunden einen Abendspaziergang machten.
    Onkel Franklins ehemalige Kanzlei befand sich an der Bay Ecke Drayton Street, in der Nähe des Johnson Square. Der Haupteingang lag in der Drayton Street, gegenüber der Bank of America. Bree bemerkte, dass noch ein gutes Dutzend Fenster erleuchtet war. Offenbar wurde hier und da noch gearbeitet.
    Das Gebäude war 1820 als Lagerhaus der Baumwollbörse errichtet worden und hatte die fast zweihundert Jahre seines Bestehens recht gut überstanden. Vor kurzem hatte man es gründlich saniert: ein Teil der morschen Deckenbalken war erneuert, die Fassade mit einem Sandstrahlgebläse gereinigt, die Terrazzofußböden waren abgeschmirgelt und neu gefirnisst worden. Bree klingelte, worauf der Wachmann, der direkt hinter der Glastür in einem Häuschen saß, sie mit freundlichem Lächeln einließ.
    »Ich bin keine Mieterin«, erklärte sie. »Zumindest noch nicht. Ich würde mir aber gern Nr. 616 ansehen. Im Laufe des Tages war schon jemand aus meinem Büro hier. Ronald Parchese.«
    Der Wachmann schlug das Besucherregister auf, und Bree zeigte mit dem Finger auf Rons Unterschrift. »Da ist er.«
    »Der Hausverwalter ist schon nach Hause gegangen«, sagte der Wachmann.

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