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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Russell O’Rourke wurde zweimal geschossen?«
    »Schon möglich.«
    Brees Herz hämmerte.
    »Bei Tetraplegikern ist die Wirbelsäule ungefähr an dieser Stelle geschädigt«, erklärte Dr. Lowry.
    »Sie meinen, diese Kugel …«
    »Falls es eine ist. Ich will mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.«
    »Diese Kugel hätte ihn gelähmt.«
    »O ja. Hier oben ist nichts beschädigt, sehen Sie? Zwischen dem Kanal hier unten und dem zerstörten Teil da oben liegt noch ziemlich viel unversehrtes Hirngewebe.«
    »Der Schuss hat ihn also gelähmt, aber nicht getötet.«
    »Genau. Das hat das massive Trauma bewirkt, das dem Rest des Gehirns zuteil wurde.«
    Zwei verschiedene Schüsse.
    Die vielleicht Stunden auseinander lagen.
    Und ein Mörder, der ein Faible dafür hatte, seine Opfer an einen anderen Ort zu bringen.
    »Meine Güte«, sagte Bree.
    »Sie haben gesagt, Sie wollen keine amtliche Aussage von mir. Denn was ich gesagt habe, ist nur eine Vermutung. Beschwören könnte ich es nicht.«
    »Dr. Lowry …«
    »Sagen Sie doch Megan zu mir.«
    »Megan. Kann sein, dass ich Ihnen eine Einladung ins beste Restaurant der Stadt schulde. Vielleicht sogar eine Ferienreise nach Europa.«
    »Gern geschehen, Bree«, erwiderte Megan, die offenbar sehr erfreut war. »Übrigens mag ich die Schweiz. Und jetzt …«, sie seufzte und sah auf ihre Armbanduhr, »… muss ich mich leider um einen lebenden Patienten kümmern, der da draußen wartet.«
    Bree nahm ihre Unterlagen und steckte sie in die Aktentasche zurück. Sie widerstand dem Drang, Megan Lowry einen dicken Kuss auf die Wange zu geben. Doch nachdem sie das Ärztehaus verlassen hatte, führte sie einen Freudentanz auf, zur Verwunderung zweier Kunststudenten, die den Fußweg mit Kohlezeichnungen verzierten. Sascha umkreiste die tanzende Bree und wedelte begeistert mit dem Schwanz.
    Bree stieg in ihr Auto und fuhr zur Angelus Street. Sie wollte mit Ron und Petru die nächsten Schritte der Untersuchung besprechen. Doch als sie ins Haus trat, stellte sie fest, dass das Büro leer war. Daraufhin rannte sie leichtfüßig die Treppe hinauf, gefolgt von Sascha. Lavinias Wohnung nahm den ganzen ersten Stock ein. Bree war bisher erst einmal oben gewesen und erinnerte sich vage, dort großäugigen Lemuren begegnet zu sein. Sachte klopfte sie an Lavinias Tür. Von drinnen war Gemurmel und Geflüster zu hören sowie ein Geräusch, als ginge eine leichte Brise. Ihr Klopfen blieb jedoch unbeantwortet.
    Sie ist weggegangen.
    Bree sah ihren Hund an. »Die anderen auch? Alle zur gleichen Zeit? Wer nimmt denn da Anrufe entgegen?« Verärgert gab Bree die Nummer ihres Büros in ihr Handy ein. Sie hörte, wie unten das Telefon klingelte. Gleich darauf war die Leitung in ihrem Handy tot, und das Klingeln unten brach abrupt ab. »Dieser verdammte Akku, Sascha.« Es war höchste Zeit, dass sie sich ein neues Handy zulegte.
    Bree stapfte nach unten. Rons Schreibtisch war wie immer ordentlich aufgeräumt. Auf der Schreibunterlage hatte er eine Nachricht für sie hinterlassen.

    Bin los, um Ihnen ein neues Handy zu kaufen!

    »Hm«, meinte Bree. »Die Sache ist die, Sascha, dass es ziemlich unprofessionell ist, das Telefon unbesetzt zu lassen. Anrufbeantworter sind da für die Katz. Ron und Petru wollen einen Leistungsbericht? Den sollen sie haben!« Aufgebracht steckte sie ihr Handy wieder in die Handtasche. In diesem Moment leuchtete das Display auf. Der launische Akku funktionierte plötzlich wieder. Sie drückte auf die Kurzwahltaste, um die Nummer ihres Büros abzurufen. Petru oder Ron, einer von beiden würde bei seiner Rückkehr die eingegangenen Anrufe abhören, und bei ihrer jetzigen Laune hatte sie die Absicht, sehr deutlich zu werden. Lassen. Sie. Das. Telefon. Im. Büro. Nie. Unbesetzt.
    Der Apparat auf Rons Schreibtisch klingelte. Bree holte tief Luft. Kurz und knapp, das war genau das Richtige. Wie wär’s mit: Hier ist Ihr Boss. Lassen Sie nie …
    »Beaufort & Compagnie«, meldete sich eine Stimme, die ihr irgendwie bekannt vorkam. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mrs. Billingsley?«, sagte Bree. »Sind Sie das, Mrs. Billingsley?« Sie blickte im leeren Zimmer umher, fast als nehme sie an, die neue Sekretärin mit der angenehmen Altstimme habe sich hinter dem Sofa versteckt.
    »Miss Winston-Beaufort?«
    »Ja. Wo sind Sie denn?«
    Nach einer kurzen Pause sagte Mrs. Billingsley höflich: »Hier im Büro, Madam. Am Telefon.«
    »Aber ich bin doch hier im Büro«, erwiderte

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