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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Als Hunter schon halb zur Hintertür hinaus war, fragte sie: »Die Videoaufnahme der Autopsie. Hast du die?«
    »Nein.«
    »Aber es gibt doch sicher Kopien, oder?«
    »Halt dich da raus, Bree.«
    »In New York muss es Kopien geben. Er wäre doch nie und nimmer mit der Originalaufnahme in der Tasche herumgelaufen.«
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Ja.«
    »Und was war das?«
    »Lass die Finger davon.« Bree seufzte. »Tut mir wirklich sehr leid, dass Eddie tot ist. Ihr zwei müsst euch schon lange gekannt haben.«
    Hunter schloss kurz die Augen. »Das erzähl ich dir ein andermal. Wenn alles vorüber ist.«
    »Vielleicht nach einem anderen Basketballspiel. Die Verabredung am Donnerstag müssen wir wohl verschieben.«
    Er nickte abrupt und ging.
    Im Haus war es sehr still. Bree sah Sascha an, der ihren Blick erwiderte und mit dem Schwanz wedelte. »Er ist zwar nicht hier gestorben«, flüsterte sie, »aber ich denke, versuchen können wir es trotzdem.« Sie stellte die Kaffeetassen in die Spüle, strich sich das Haar zurück und ging in die Eingangshalle. Die Stelle, wo Eddies Leiche gelegen hatte, war mit Leuchtband markiert worden. Bree wartete. In weiter Ferne war eine Sirene zu hören. Die Standuhr in der Ecke des Wohnzimmers tickte leise. Sascha seufzte, kratzte sich und seufzte von Neuem.
    Nichts. Keine geisterhafte Erscheinung manifestierte sich über den schwarz-weißen Fliesen, um ihr etwas mitzuteilen.
    Plötzlich fühlte sie sich sehr erschöpft.
    Sie duschte ausgiebig, schaltete das Licht aus und ließ sich ins Bett sinken. Sascha rollte sich neben ihr auf dem Fußboden zusammen. »Weißt du was, Sascha?«, sagte sie. »Wir haben doch Autopsiefotos. Zwar nicht die Videoaufnahme, aber Bilder. Die hat uns Petru besorgt. Und ich weiß auch schon, wem ich sie zeigen werde.«

… O wüsste jemand doch
Das Ende dieses Tagwerks, eh’ es kommt!
Shakespeare, Julius Cäsar
    »Sehr interessant«, sagte Dr. Lowry, »sehr, sehr interessant.« Sie hielt eine Lupe in der Hand und beugte sich, den schlanken Hals wie ein Silberreiher vorgereckt, die Arme angelegt wie Flügel, über die Fotos. »Die Leiche steht wohl nicht zur Verfügung, wie?«
    Bree kannte die Grenzen ihrer Compagnie. »Nein, leider nicht.«
    »Hm.« Dr. Lowry legte die Lupe auf den Tisch und schob die Fotos zu einem ordentlichen Stapel zusammen. Dann setzte sie sich auf den runden Hocker, der neben dem Tisch stand. »Es müsste eine Videoaufnahme von der Autopsie geben. Bevor ich mich festlege, würde ich mir die gern ansehen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich eine Kopie für Sie besorgen kann«, erwiderte Bree. Die Regeln, denen die Compagnie beim Sammeln von Beweismaterial folgte, waren ihr inzwischen einigermaßen klar. Forensische Unterlagen, Akten, Verhörprotokolle und sonstige Dokumente, die der Öffentlichkeit irgendwann zugänglich sein würden – an all das kamen Petru und Ron ohne Weiteres heran. »Aber Sie sollen ja auch keine amtliche Aussage machen. Wir brauchen lediglich einen Schubs in die richtige Richtung. Also legen Sie sich ruhig fest.«
    »Nun ja.« Dr. Lowry legte die Fingerspitzen aneinander und tippte sich damit gegen die Lippen. »Eine Flinte vom Kaliber 12 ist eine schreckliche Waffe, wenn man sie … wie groß war die Entfernung noch mal?« Sie blätterte den Autopsiebericht durch.
    »Einhundertsieben Zentimeter«, wusste Bree aus dem Gedächtnis.
    »Genau. Es liegt auf der Hand, dass das Cerebellum, das Corpus callosum und der Lobus parietalis dabei einen beträchtlichen Schaden erleiden.«
    »Das sind alles Teile des Gehirns, nicht wahr?«, vergewisserte sich Bree.
    »Richtig. Aber der Schuss hat die Medulla oblongata verfehlt, zumindest größtenteils. Und das ist dabei so interessant.« Dr. Lowry lehnte sich mit zufriedener Miene auf dem Hocker zurück.
    Bree sah sie erwartungsvoll an.
    »Oh! Natürlich. Sehen Sie den Kanal hier? Direkt über C1. C1 ist der erste Wirbel des Rückgrats. Die Medulla befindet sich an der Basis des Gehirns, direkt darüber. Sie kontrolliert das vegetative Nervensystem. Atmung, Herzrhythmus et cetera, et cetera.«
    Bree hatte nur ein einziges Mal jemanden tatsächlich »et cetera« sagen hören, und zwar in einer uralten Version des Musicals Der König und ich .
    »Es sieht so aus, als stecke etwas zwischen der Medulla und C1.«
    »Etwas?«
    »Eine andere Kugel, würde ich vermuten. Nach der Größe des Kanals zu urteilen vielleicht eine vom Kaliber 22.«
    »Sie meinen, auf

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