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Rächerin der Engel

Rächerin der Engel

Titel: Rächerin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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ärgerliche Angewohnheit, zu den unpassendsten Zeiten aufzukreuzen. Zum Beispiel jetzt. »Ich muss mich gleich mit jemandem treffen, Tonia. Du wirst also allein mit ihnen fertig werden müssen.«
    »Kommt gar nicht in Frage«, erwiderte Antonia. »Die werden über mich herfallen und mich bearbeiten, damit ich mein Studium wiederaufnehme. Ich werde dich begleiten.«
    »Nein, das wirst du nicht.«
    »Doch.«
    »Nein!«
    Die Haustür ging auf, doch statt der großen hageren Gestalt ihres Vaters trat Sam Hunter heraus. »Bree? Antonia?«
    »Was ist denn los?«, fragte Bree. »Was geht hier vor sich?«
    »Du warst heute Abend mit Sergeant Chin verabredet?«
    »Bei B. Matthew’s.« Bree drehte sich um und zeigte auf das Restaurant, das auf der anderen Straßenseite lag. »Er wartet da drüben auf mich. Wieso? Stimmt was nicht?«
    Hunter trat zur Seite. In der kleinen Eingangshalle standen zwei uniformierte Polizisten. Auf dem Fußboden lag eine Gestalt, die nichts Gutes verhieß.
    »Eddie wartet auf niemanden. Eddie ist hier. Jemand hat ihm in den Kopf geschossen. Vermutlich mit einer 22er.« Hunters Gesicht war völlig ausdruckslos. »Er ist tot.«

Mord kommt ans Tageslicht.
Chaucer, »Die Erzählung des Nonnenpriesters«
    »Bree und ich können auf keinen Fall über Nacht im Haus bleiben.« Zitternd stand Antonia in der Küche. Bree hatte ihr einen Regenmantel übergehängt, doch das schien nichts zu nützen. »Das ist das Entsetzlichste, was meiner Schwester und mir je widerfahren ist, Lieutenant.«
    Bree dachte kurz nach. Das war in der Tat das Schlimmste, was ihnen beiden gemeinsam jemals widerfahren war.
    »Und ich weiß, dass ich mich zusammenreißen sollte, aber …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »… aber ich kann einfach nicht aufhören zu zittern.«
    Hunter zeigte sich unerwartet sanft. »Vielleicht würde Ihnen ein Schluck Brandy helfen.«
    Bree lehnte mit verschränkten Armen am Küchenschrank. »Im Bücherschrank steht eine Flasche. Ich hol sie.«
    Die Küche hatte zwei Türen. Die Hintertür führte nach draußen auf eine kleine Veranda, von der aus man zur River Street gelangte. Die andere Tür führte direkt ins Wohnzimmer. Die Bücherregale waren in die Wand, die sich dem Kamin gegenüber befand, eingebaut. Als Bree sich hinkniete, um die Brandyflasche aus dem unteren Regal zu nehmen, blickte sie nach links, in Richtung des Durchgangs, der zur Halle führte. Eddie lag mit dem Gesicht nach unten auf den schwarz-weißen Fliesen. Sein Hinterkopf sah schlimm aus, wenn auch nicht ganz so grässlich, wie Bree erwartet hatte. Zwei Leute von der Spurensicherung, ein Mann und eine Frau, waren gerade bei der Arbeit. Die Frau hatte eine Videokamera auf der Schulter, während ihr Kollege Eddies Hände in Plastikbeutel hüllte. Die Haustür stand offen, und das kreisende Licht des Krankenwagens fiel auf die Neugierigen, die sich auf der Straße versammelt hatten.
    Bree ging mit der Flasche in die Küche zurück und goss einen kleinen Schluck Brandy in ein Glas, das sie vom Abtropfständer neben der Spüle nahm. Nachdem Tonia zitternd zwei Schlückchen getrunken hatte, bekamen ihre Wangen wieder etwas Farbe. »Ich habe noch nie eine Leiche gesehen«, sagte sie.
    »Tja, es wäre auch besser gewesen, wenn du nicht so genau hingesehen hättest«, meinte Bree. Antonia war zur Haustür gestürzt, hatte in die Halle geblickt, einen Schrei ausgestoßen und sich heftig übergeben.
    »Und du brauchst die Nacht über auch nicht hier zu verbringen. Die morgige ebenfalls nicht. Ich habe Tante Cissy angerufen. Sie hat angeboten, dich von hier abzuholen, aber das ist gar nicht nötig. Sam wird dich mit einem Streifenwagen zu ihrem Haus bringen lassen.«
    »Nachdem wir Ihre Aussage aufgenommen haben«, erklärte Hunter.
    »Und du, Bree? Willst du etwa hier bleiben? Bist du denn verrückt geworden?«
    »Diese Sache gehört mit Sicherheit zum Fall O’Rourke. Also zu meinem Fall. Ich muss wissen, was passiert ist.« Hunter gab ein missbilligendes Geräusch von sich. Entschuldigend schüttelte Bree den Kopf. »So ist es aber, Sam. Es sei denn, du meinst, er sei von einem Außenstehenden erschossen worden.«
    »Ich weiß verdammt gut, dass das nicht der Fall ist.«
    Die Hintertür öffnete sich einen Spalt, und Hunters rothaarige Sergeantin steckte ihren Kopf herein. Sie hieß Markham und hasste Bree wie die Pest. Darum ignorierte sie Bree auch völlig, streifte Antonia lediglich mit einem verächtlichen Blick und sagte: »Wir

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