Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
seitlich an den Biegungen wurden die Stufen sehr schmal.
Doch Lümmel kümmerte sich nicht um solche Kleinigkeiten, rannte voraus, rutschte ab und kugelte kopfüber hinunter.
»Kannst du dich nicht anständig benehmen?« zischte Stubs.
»Was soll Herr Faß von dir denken?«
V. Man weiß ja, wie Kinder so sind
Der Tee wurde im Speisesaal des Gasthauses serviert. Es war ein großer, ziemlich dunkler Raum, mit Eichenbalken an der Decke, einem riesigen Kamin und vielen polierten Türen.
Stubs, wie sollte es anders sein, schmeckte es. Wie ein Verhungernder stürzte er sich auf alles, auf das frische Schwarzbrot, die Butter und die selbstgemachte Pflaumenmarmelade, und ohne auch nur die kleinste Pause einzulegen, stopfte er eine Scheibe Brot nach der anderen in den Mund.
»Du bist auch zu gefräßig«, sagte Dina, »mit dir wird es immer schlimmer. Hübsch ist es hier. Seht mal, die vielen Geweihe und die alten Stiche an den Wänden und die beiden Aquarien da drüben. Und habt ihr schon einmal eine so große Sammlung von Reitpeitschen gesehen wie die neben dem Kamin?«
»Reitpeitschen?« Stubs unterbrach für einen Augenblick seine angenehme Beschäftigung. »Ich sammle auch welche. Die muß ich nachher unbedingt unter die Lupe nehmen. Vielleicht sind welche darunter, die ich noch nicht habe.«
»Ach, du Angeber, du hast meiner Ansicht nach sechs oder sieben, nicht wahr, und dort hängen mindestens siebzig oder achtzig«, lachte Dina. »Sieh dir lieber einmal die Uhr an!«
Es war eine alte Standuhr, die größte, die die Kinder je gesehen hatten. Sie reichte beinahe bis zur Decke, und ihr Ticken war so stark, daß man es selbst in der entferntesten Ecke des großen Raumes hören konnte. Und jetzt begann sie fünfmal zu schlagen, laut und dröhnend wie eine Kirchturmuhr.
»Ist hier eigentlich alles noch so, wie es war, als Sie damals herkamen, Fräulein Pfeffer?« fragte Robert. »Können Sie sich an diese Uhr erinnern?«
»O ja.« Fräulein Pfeffer lächelte und zwinkerte hinter ihren dicken Brillengläsern, »ich entsinne mich noch sehr gut, besonders daran, daß ich mich einmal im Uhrenkasten versteckt hielt, um alle, die vorüberkamen, zu erschrecken, indem ich wie ein Hund knurrte und bellte.« Stubs hatte aufmerksam zugehört.
»Toll! Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut«, sagte er anerkennend. »Wirklich, eine prima Idee, muß ich mir merken.«
»Um Himmels willen, nein!« bat die alte Erzieherin, die es sofort bitter bereute, ihre Unart so leichtsinnig verraten zu haben. »Bitte, Stubs«, fügte sie beinahe beschwörend hinzu,
»benimm dich ordentlich. Ich möchte auf keinen Fall, daß Frau Plump euch für schlecht erzogen hält und euch danach behandelt.«
Stubs brummte beruhigend und fragte dann: »Sie muß doch damals auch ein kleines Mädchen gewesen sein, war sie älter als Sie?«
»Ich glaube nicht. Sie war ein nettes kleines Ding. Wie hieß sie doch? O ja, ich weiß: Gloria.«
»Gloria Plump!« rief Dina entzückt.
»Pst«, machte Fräulein Pfeffer und warf einen besorgten Blick in die Runde. »Damals hieß sie noch Gloria Tregonnan.
Hunderte von Jahren soll dies Gasthaus im Besitz ihrer Familie sein.«
Frau Plump erschien in der Tür, um sich zu vergewissern, daß es ihren Gästen schmeckte. Sie trat an den Tisch und sah zu ihrem Erstaunen nichts Eßbares mehr. »Oh«, sagte sie, »soll ich noch etwas bringen lassen?«
»Nein, nein, vielen Dank!« wehrte Fräulein Pfeffer verlegen zwinkernd ab. Es war sicher, daß neben Stubs sein unter dem Tisch sitzender Hund den Löwenanteil vertilgt hatte. Ohne Zweifel war das der Grund, aus dem sich Lümmel bis jetzt so ungewöhnlich ruhig verhielt. Sie runzelte die Stirn und sah zu Stubs hinüber, der schon den Mund auftat, um zu verkünden, daß er gut und gerne noch etwas vertragen könne. Unter ihren Blicken aber klappte er ihn sofort wieder zu.
»Ich werde jetzt hinaufgehen und auspacken, währenddessen könnt ihr ein wenig an den Strand laufen. Doch vergeßt nicht, eure Strickjacken anzuziehen, gegen Abend wird es kühl am Wasser. Hört ihr!«
Sie stürmten davon, und Fräulein Pfeffer schenkte sich noch eine Tasse Tee ein, um sie in Ruhe zu genießen, als Frau Plump zurückkam.
»Ja, ja, da hat man so seine liebe Not«, sagte sie mitfühlend,
»ja, ja, die Jugend von heute. Wenn man bedenkt, wir zu unserer Zeit, wir durften uns zwar sehen, aber nicht hören lassen.«
»Oh, so schlimm sind sie nicht«, nahm Fräulein Pfeffer die
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