Rätsel um 4: ... den geheimen Hafen
Fräulein Pfeffer?«
»Ja, gerne«, sagte Fräulein Pfeffer erfreut, »hier habe ich als kleines Mädchen auch einmal geschlafen. Oh, die herrliche Aussicht! Sie hat mich damals schon so entzückt.«
Sie ging zu dem kleinen Fenster und stieß es weit auf. Die Kinder standen neben ihr.
Sie sahen hinunter auf die steilen Felsenriffe, den weißen Sand, das an diesem Augusttage tiefblaue Meer und die Wellen, die leise an den Strand schlugen.
›Ein friedliches Geräusch‹ dachte Dina, ›eins, wobei man träumen kann, aber wie muß es brausen und toben, wenn im Herbst die Stürme kommen. Hoffentlich hat mein Zimmer dieselbe Aussicht.‹
Es hatte sie. Doch der Raum war kleiner, an der einen Seite abgeschrägt, und dicke Holzbalken zogen sich durch die weiß gekalkten Wände.
Die Jungen fanden ihr Zimmer toll, Stubs sagte ›supertoll‹, und sie riefen Dina, damit sie es sich ansah. Es war sehr groß, mit einem eingebauten eichenen Schrank und einem riesigen Doppelbett. Der Fußboden war uneben, und die Kinder würden von jetzt an Hunderte von Malen über die Dielen laufen, ehe ihre Ferien zu Ende gingen.
»Ich finde es hier furchtbar gemütlich, ihr auch?« fragte Dina.
»Ziemlich«, grinste Robert, »und wenn man bedenkt, daß das Haus bestimmt schon so alt wie der Tower in London ist, natürlich besonders. Wenn die Wände erzählen könnten, was die wohl alles erlebt haben!«
»Erlebt, erlebt«, brummte Stubs, »mich würde höchstens interessieren, was hier gegessen wurde, nehme an, sehr gut und viel.«
»Natürlich«, sagte Dina, »du denkst mal wieder ans Essen, wie immer! Frag doch die Wände! Dir erzählen sie es vielleicht.«
»Glaub nur nicht, daß du mich beleidigen kannst«, knurrte er.
»Außerdem hätte ich auch gar nichts gegen eine kleine Erfrischung einzuwenden. Und was ist nun? Packen wir aus oder nicht? Und wo ist eigentlich Fräulein Pfeffer?«
In diesem Augenblick kam sie herein und scheuchte Lümmel sofort von dem breiten Bett. »Stubs, du hast doch gehört, daß Frau Plump von wohlerzogenen Hunden sprach, nicht wahr?
Du mußt unbedingt dafür sorgen, daß Lümmel sich hier besser benimmt als zu Hause, sonst bekommst du Ärger.«
»Paßt der Name nicht wunderbar zu ihr? Sie ist enorm, pompös, einfach majestätisch!«
»Sei nicht albern, Stubs«, sagte Fräulein Pfeffer ungeduldig,
»beeilt euch, und kommt dann hinunter zum Tee. Frau Plump sagte, sie brächte ihn, sobald wir fertig wären.«
»Gut, ich bin soweit«, sagte Stubs.
»O nein, das bist du keineswegs!« widersprach die alte Erzieherin. »Wasch dich und kämm dir die Haare, und außerdem scheint es geraten, daß du dich ein wenig abbürstest. Du erweckst den Eindruck, als habest du die Reise nicht auf dem Sitz, sondern unter ihm zugebracht.« Mit diesen Worten ging sie hinaus.
»Ja, ja, ich fliege, ich eile, um alle Wünsche zu erfüllen«, murmelte er und warf ihr einen wütenden Blick nach.
Dina lachte. »Sie hat ganz recht, du siehst aus wie ein wildgewordener Handfeger.«
»Das hat sie nicht gesagt.«
»Aber gemeint«, grinste Robert.
»Mach, daß du vom Bett ’runterkommst. Lümmel. Du hast doch gehört, was die Pfefferbüchse angeordnet hat!«
»Pfefferbüchse?« wiederholte Robert. »Wenn du frech bist, wirst du nicht nur Ärger mit Frau Plump, sondern auch mit der Streubüchse, äh, ich meine mit Fräulein Pfeffer kriegen. Übrigens finde ich es jammerschade, daß unser Zimmer nicht auch die schöne Aussicht auf das Meer hat.«
»Die hier ist viel interessanter«, stellte Stubs fest und sah hinaus. »Lauter Dächer und Fenster, hinter denen andere Leute wohnen.«
Es war wirklich ein ungewöhnlicher Ausblick. Das Gasthaus lag höher als die angrenzenden Häuser, und sie konnten über die Giebel und in ein paar Dachfenster sehen. Aus einem Schornstein stieg dichter Rauch.
»Ich werde höchstwahrscheinlich einmal eine kleine Kletterpartie unternehmen. Darin bin ich ganz groß«, verkündete Stubs und schrubbte sein Gesicht mit Hingabe. »Hab’ sogar schon mal Wasser in einen Schornstein gegossen.«
»Prahlhans!« sagte Robert. »Kümmere dich lieber um deinen Hund, der liegt nämlich wieder auf dem Bett. Ich glaube, es ist das beste, wir legen eine Decke darauf. Ich wüßte jedenfalls nicht, wie wir ihm diese schlechte Angewohnheit austreiben sollen. Komm, Lümmel, Teezeit.«
Gleich darauf stiegen sie mit Fräulein Pfeffer und Dina zusammen die gewundene Treppe hinab. Sie gingen vorsichtig, denn
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