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Rätsel um die alte Villa

Rätsel um die alte Villa

Titel: Rätsel um die alte Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Stimmung
radelten sie weiter. Bis zu Nr. 27. Das war ihr Ziel.
    Beim Anblick des Gartens wäre
ein Gärtner verzweifelt, aber ein Naturfreund hätte einen Luftsprung gemacht.
Denn auch Unkraut kann schön sein, besonders Brennesseln, die brusthoch
gewachsen sind, und Heckenrosen, die den Zaun überwuchern. Dazwischen bildeten
seltene Sträucher ein Dschungelgestrüpp. Mächtige Tannen ragten kirchturmhoch
auf. Neben dem Haus stand die Eiche, von der Karl erzählt hatte. Ihre Zweige
berührten an vielen Stellen Erker und Dach.
    Mit ihren hohen Fenstern und
den Türmchen wirkte die alte Villa trutzig wie eine kleine Burg.
    „Mann!“ staunte Tarzan. „Das
ist ja Klasse.“
    „Dufte!“ meinte Klößchen.
    Gaby sagte, die Villa sei eine
Wolke; und der Wetterhahn auf dem Dach berühre bei Schlechtwetter bestimmt auch
die Wolken.
    Eine asphaltierte Einfahrt
führte zu einer aus Ziegelsteinen erbauten Garage, von dort ein mit
Steinplatten ausgelegter Weg zum Hauseingang. Einfahrt und Weg wurden von
Büschen gesäumt. Früher hatte wohl ein Tor die Einfahrt begrenzt. Aber jetzt
standen dort nur noch die beiden Steinpfeiler mit einzementierten eisernen
Angeln.
    „Hier kommt wieder ein Holztor
hin“, erklärte Karl. „Sonst kann ja rein, wer will.“
    Umfriedet war das recht große
Grundstück von kniehoher Mauer, auf der ein schmiedeeiserner Zaun seit
Jahrzehnten vor sich hin rostete. Mit seinen gefährlichen Spitzen war er nichts
zum Drüberklettern.

    Karl meinte, er sähe es schon
auf sich zukommen, daß er den Zaun entrosten und dann anstreichen müsse.
    Die Gewitterschwüle hatte
zugenommen, und die Dämmerung wich einer frühen Nacht. Alle Vögel schwiegen.
Weit und breit war niemand zu sehen. Am Ende der Straße dröhnte ein Rasenmäher;
und in dem morastigen Tümpel des Parks quakten Frösche.
    Gaby fühlte sich ein bißchen
beklommen, als die vier ihre Räder die Einfahrt entlang zur Garage schoben.
    Dort machten sie halt.
    „Wie gut, daß ich die
Taschenlampe mithabe“, sagte Karl. „Im Haus ist nämlich kein Licht.“
    „Wieso das?“ fragte Klößchen.
    „Die Lampen werden morgen erst
angebracht.“
    Karl suchte in der Tasche, bis
er den Hausschlüssel fand.
    Sie hatten die Räder an die
Seitenwand der Garage gelehnt.
    Gaby fröstelte etwas. Sie fand
das Gebäude recht unheimlich, sagte aber nichts, um Karl nicht die Freude zu
nehmen.
    Tarzan hatte den Reißverschluß
seiner College-Jacke geöffnet und die Hände in die Seiten gestemmt. Mit
Kennerblick musterte er die Seitenfront der Villa. Alte Häuser gefielen ihm.
Ihr Anblick vermittelte ihm immer das Gefühl, hier hätte sich viel Leben
abgespielt; und die alten Mauern wären Zeugen interessanter Schicksale
geworden.
    In diesem Moment sah er den
Lichtschein.
    Huschend bewegte er sich hinter
einem Fenster des Obergeschosses. Nur für einen Moment — dann verschwand er.

    „Habt ihr das gesehen?“ stieß
Tarzan durch die Zähne. „Da ist jemand drin. Oben. Mit einer Lampe.“
    „Was?“ fragte Karl. „Ich habe
nichts gesehen. Ist ja auch völlig unmöglich. Wer sollte hier einbrechen? Das
Haus enthält nichts. Nicht mal Lampen und...“
    Dumpfes Pochen schnitt ihm das
Wort ab. Es waren Hammerschläge. Der Lärm kam aus dem Haus und klang, als
versuche jemand, die Wände einzureißen.
    Für einen Moment waren die vier
wie erstarrt.
    „Das... das werden Handwerker
sein“, ließ sich Gaby vernehmen — mit nur ganz wenig bebender Stimme.
    „Handwerker?“ Tarzan widerlegte
die Vermutung. „Dann würde deren Wagen hier parken — zumindest ein anderer
fahrbarer Untersatz.“
    „Vielleicht sind sie auf
Rollschuhen gekommen“, flachste Klößchen, „oder mit ‘nem Skateboard.“
    Verstört schüttelte Karl den
Kopf. „Ich würde ja gern nachsehen, aber...“
    „Selbstverständlich sehen wir
nach!“ Tarzan hob einen armdicken Knüppel auf. „Bewaffnet euch und dann los!
Gaby und Oskar bleiben hier.“
    Karl fand einen Knüppel,
Klößchen suchte vergeblich den Boden ab.
    Um eventuellen Einbrechern
nicht mit leerer Hand gegenüber zu stehen, nahm er die Luftpumpe seines
Fahrrades.

    Aufgeregt spielten Gabys Finger
an dem G ihres Kettchens herum. Mit der anderen Hand hielt sie Oskar. Sie
versuchte, ihn hinter einen Busch zu ziehen. Aber der Cocker wollte mit Tarzan
gehen.
    „Versteck’ dich hier!“
flüsterte Tarzan ihr zu.
    Dann schlichen die drei über
den Plattenweg zum Haus.
    Sie hatten etwa die halbe
Entfernung zurückgelegt, als

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