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Rätsel um die alte Villa

Rätsel um die alte Villa

Titel: Rätsel um die alte Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verändert unter Druck sein Volumen ( Rauminhalt) nicht.
Anders ist es mit luftgefüllten Hohlräumen. Denken wir an unsere Köpfe.“
    Alle lachten, und Herr Mailuft
fuhr schmunzelnd fort: „Jedenfalls für die Ohren kann Überdruck gefährlich
werden. Wie wir wissen, werden unsere äußeren Gehörgänge durch das Trommelfell
von der sogenannten Paukenhöhle abgeschlossen. Tauchen wir in die Tiefe, wölben
sich unter zunehmendem Druck unsere Trommelfelle nach innen. Steigt der Druck
weiter — reißen die Trommelfelle. Und das ist leider keine Seltenheit. Doch
vorher kündigen sich Schmerzen an. Nur weil die Paukenhöhle durch die
sogenannte Ohrentrompete — auch Eustachische Röhre oder Tube bezeichnet — mit
dem Nasen-Rachenraum in Verbindung steht, können wir tiefer als fünf Meter
tauchen. Andernfalls wäre an dieser Grenze Schluß. Die Ohrentrompete ist ein
elastischer Schlauch. Indem wir durch ihn die Paukenhöhle belüften, gleichen
wir den Innenohrdruck dem äußeren Druck an. Das nennt man Druckausgleich.“
    Er hielt einen Moment inne und
sah zum Planschbecken hinüber, wo zwei kleine Jungen aufeinander losprügelten.
Allerdings hielt der Streit nicht lange an. Sie ließen wieder voneinander ab.
    Einen jungen Mann, der dort
stand, schien das köstlich zu amüsieren. Er grinste. Es sah aus, als feuere er
die beiden an, sich weiter zu hauen.
    Er mochte 20 sein, der Typ, war
mittelgroß, klotzig gebaut und hatte knotige Muskeln unter rosiger Haut. Er
trug eine schwarzweißgestreifte Badehose und eine schwarze Badekappe, unter der
semmelblondes Haar hervorquoll. In der Hand hielt er eine Flasche, die weder
Cola noch Limonade enthielt, sondern sicherlich Schnaps. Denn ganz fest stand
der Bursche nicht mehr auf den Beinen. Und Tarzan merkte jetzt auch, daß Herrn
Mailufts Aufmerksamkeit nicht den kleinen Jungen galt, sondern diesem
angetrunkenen Typ.

    Aber jetzt wandte er sich
wieder seinen Tauchschülern zu und erklärte: „Mit Daumen und Zeigefinger halten
wir uns die Nase zu, als wollten wir in ein Taschentuch schneuzen. Aber, bitte,
fest zudrücken. Dann versuchen wir, uns zu schneuzen, ohne jedoch Luft aus der
Nase austreten zu lassen. Wir werden ein dumpfes Gefühl in den Ohren spüren,
das nach einer Schluckbewegung verschwindet. Das ist alles. Was geschieht
dabei? Durch das Luftpressen in die verschlossene Nase öffnen sich die Tuben
und belüften die Paukenhöhlen, wodurch die nach innen gewölbten Trommelfelle in
die Normalstellung zurückgehen. Probieren wir’s mal.“
    Keinem bereitete es
Schwierigkeiten.
    Dann übten sie unter. Wasser,
beim Abtauchen, wobei sie in zwei Meter Tiefe mit dem Druckausgleich anfingen
und fortan die Nase fest zwischen Daumen und Zeigefinger ließen.
    Als die Kursstunde beendet war,
bedankte Tarzan sich beim Schwimmeister, legte Schnorchel, Maske und Flossen
auf eine der Bänke und sprang ins Wellenbecken, wo jetzt ‚stürmische See’
einsetzte und die Wogen Täler und Kämme bildeten. Leider war nach drei Minuten
alles vorbei. Erst in einer halben Stunde sollte sich der Spaß wiederholen,
wenn die Wellenmaschine abermals eingeschaltet wurde.
    Tarzan hatte noch Zeit.
    Er kraulte ein paar Runden. Im
Fitneßraum übte er Klimmzüge und dann 72 Liegestütze ohne Pause.
    Als er zu seinen Sachen ging,
saß dort der betrunkene Typ. Die Flasche hatte er sich zwischen die Füße
gestellt. Sie enthielt tatsächlich Schnaps, aber nur noch zur Hälfte.
    Ein ekliger Alkoholatem schlug
Tarzan entgegen.
    Was ihn ärgerte, war das: Der
Kerl hatte sich auf den Schnorchel gesetzt — offenbar ohne es zu merken.
Jedenfalls war das Plastikrohr über der Kante der Bank abgeknickt.
    „He!“ sagte Tarzan. „Können Sie
nicht aufpassen. Hier!“
    Ärgerlich riß er den Schnorchel
unter dem kräftigen Schenkel des Blonden hervor.
    „Was ist?“
    Er hatte ein eckiges Gesicht
mit kalten, fischigen Augen.
    „Den haben Sie kaputt gemacht“,
sagte Tarzan. „Haben sich einfach drauf geflegelt, als wäre hier jeder Platz
ihrer.“
    „Na, und?“ Er lallte noch
nicht, aber seine Zunge war schon schwer. „Ist es denn schade um diesen
Strohhalm, du Hampelmann?!“
    „Sie sind ja betrunken“, sagte
Tarzan.
    „Quatsch! Betrunken werde ich
nie. Nicht mal nach zwei Flaschen. Im übrigen habe ich was zu feiern. Meinen
fünfundzwanzigsten Triumph! Verstehst du? Den fünfundzwanzigsten! Ein Jubi...
Jubi... Ja, ein Schnaps ist immer gut. Jubiläum, wollte ich sagen. Den
verdammten Spießern,

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