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Rätsel um die alte Villa

Rätsel um die alte Villa

Titel: Rätsel um die alte Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hieß es plötzlich, nachdem schon die
Wetteraussichten durchgegeben waren, „werden um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten.
Ihnen kommt ein Geisterfahrer entgegen. Bitte, bleiben Sie rechts und fahren
sie langsam. Es handelt sich um einen hellblauen Chevrolet, der sich mit hoher
Geschwindigkeit dem Stadtbereich nähert. Die Insassen — ein Mann und eine Frau
— sind vermutlich mit den Geisterfahrern identisch (ein und dasselbe), die diesen Autobahnabschnitt seit einiger Zeit verunsichern. Der Fahrer fährt
rücksichtslos. Ich wiederhole…“
    Tarzan schaltete aus.
    Der Weißblonde und die
Zigeunerin, dachte er. Was Karl erzählt hat. Die haben wirklich nicht alle
Tassen im Schrank.
    Er packte seine Sachen in einen
großen Beutel — Badehose, Handtuch, Tauchmaske, Schnorchel und Schwimmflossen -
ging hinunter und schwang sich aufs Rad.
    Das Städtische Hallenbad — das
neue — war erst kürzlich erbaut worden, verfügte über Wellen-, Nichtschwimmer-,
Springer- und Warmwasserbewegungs-Becken, über einen Fitneßraum mit
Sportgeräten, Sauna, Kiosk und Bikini-Bar. Im Untergeschoß war ein Nachtclub
untergebracht, das MONOPOLIS — aber dieses Etablissement genoß den denkbar
schlechtesten Ruf. Zweimal schon hatte die Polizei Rauschgifthändler bei
dunklen Geschäften ertappt.
    Tarzan brachte sein Rad auf den
eigens dafür eingerichteten Abstellplatz.
    An der Kasse zeigte er seine
Tauchkurs-Teilnehmerkarte vor, was freien Eintritt einschloß. In der
Umkleidekabine hängte er seine Sachen auf einen Bügel, den er in einem der 500
numerierten Schrankfächer einschloß. Der Schlüssel hing an einem Band, das er
sich ums Handgelenk schnallte.
    Fünf Dusch-Straßen führten in
die Schwimmhalle. Ob man wollte oder nicht — ungeduscht kam keiner hinein.
    Wegen des warmen Juniwetters
war wenig Betrieb. Jetzt hatten Freibäder Saison, was den Schnorcheltauchern
nur recht war. Auf diese Weise blieben sie ungestört.
    Herr Mailuft, der
Schwimmeister, war gleichzeitig Tauchlehrer — ein freundlicher Mann mit
bulliger Figur. Außer Tarzan nahmen acht Erwachsene teil, darunter eine
pensionierte Lehrerin mit eisengrauem Haar. Aber sie hatte immer sportlich
gelebt, konnte anderthalb Minuten unter Wasser bleiben — am zweitlängsten nach
Tarzan — und stellte sich auch sonst sehr geschickt an. Daß sie letztes Jahr
mit ihrem Jeep kreuz und quer durch Afrika gefahren sei, hatte sie dem Jungen
erzählt. Dem imponierte das sehr; und er verglich sie mit anderen Leuten ihres
Alters, die sich nur noch auf die faule Haut legten und überhaupt nichts mehr
taten.
    Heute allerdings fehlte die
Dame.
    Tarzan begrüßte Herrn Mailuft,
dann wurde Abtauchen im tiefen Springerbecken geübt, wobei der Sprungturm
selbstverständlich gesperrt blieb.
    Tarzan stülpte sich seine
Druckausgleichsmaske über, die an Stirn und Oberlippe gut abschloß. Auf der
Innenseite der Maske hatte er etwas Spucke verrieben, sie dann ins Wasser
getaucht und entleert. Das verhindert, daß die Scheibe beschlägt.
    Der Schnorchel bestand aus
einem gelben Rohr, an dem ein Stück beweglicher Gummischlauch zum Mundstück
führte. Das hatte einen weichen Dichtrand und kräftige Gummiwarzen, damit es
unter Wasser nicht aus den Zähnen rutscht.
    Der Schnorchel ließ sich am
Maskenband befestigen, aber Tarzan fand es bequemer, wenn er ihn — auf der
linken Seite — darunter schob.
    Alle waren im Wasser. Erst dort
zogen sie ihre Schwimmflossen an.

    Einer nach dem andern tauchte
ab — mit leichtem Scherenschlag der Beine und ruhigem Durchziehen der Arme. Den
Kopf voran, ging es in die gechlorte Tiefe, die sie schon nach zweieinhalb
Metern erreichten.
    Nach mehrmaligem Wiederholen
versammelten sich alle am Beckenrand.
    „Bevor wir uns in die
Fünf-Meter-Grube wagen“, sagte Herr Mailuft, „müssen wir wissen, was uns
erwartet: Ohrenschmerzen, nämlich. Um das zu verhindern oder gar das Platzen
des Trommelfells im Ohr - wenn wir später noch tiefer gehen — , müssen wir den
Druckausgleich üben. Dazu sollte man wissen: Ein Mensch, der in Meereshöhe an
Land steht, ist einem atmosphärischen Druck von einem Kilogramm pro
Quadratzentimeter seines Körpers ausgesetzt. Im Wasser steigen die Druckverhältnisse
mit zunehmender Tiefe. Bei zehn Meter Wassertiefe hat sich der Druck genau
verdoppelt. Das nennt man einen atmosphären Überdruck oder — abgekürzt — ein
atü. Unser Körper, der hauptsächlich aus Wasser besteht, nimmt dadurch keinen
Schaden, denn Wasser

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