Rätsel um die alte Villa
Bretterschuppenzusammengezimmert.
Etwas weiter entfernt standen Kaninchenställe.
Von der Rückseite der
nächstliegenden Baracke war die Farbe abgeblättert. Zwei Fenster standen offen.
Tarzan sah in einen Wohnraum,
der mit bunten Kajütmöbeln vollgestopft war.
„Ich sage dir doch, daß ich
gleich Besuch kriege“, hörte er in diesem Moment eine wohlbekannte
Frauenstimme. „Du kannst hier nicht bleiben. Versteck’ dich im Schuppen.“
Noch während Dolores Pfau das
sagte, trat sie ans Fenster.
„Das ist sie!“ zischte Tarzan
seinen Freunden aufgeregt zu. „Kinder, haben wir ein Mordsglück! Gleich auf
Anhieb an die richtige Stelle zu kommen! Aber jetzt mal ruhig!“ fügte er hinzu,
obwohl seine Freunde gar nichts sagten.
Dolores trug wieder das rote
Band um die Stirn. Außerdem hatte sie sich mit einem orangefarbenen T-Shirt
bekleidet, auf dem vorn eine schwarze 19 prangte.
Sie sah zum Fenster heraus,
aber nicht, weil sie sich für irgendwas im Freien interessierte. Ihre Haltung
war eine abweisende Geste. Bewußt kehrte sie ihrem Gesprächspartner den Rücken
zu.
Jetzt kam er ins Blickfeld.
Tarzan hielt den Atem an.
Das ist heute mein Glückstag,
dachte er.
Es war Kaupa, der mit wirrem
Haar dastand wie ein begossener Pudel. Er trat hinter das Mädchen und legte
beide Arme um sie.
Aber sie entwand sich ihm.
„Los Horst! Geh’ in den
Schuppen. Nachher hole ich dich.“
„Ist gut! Und sei nicht
traurig. Manchmal geht’s eben schief. Aber das läßt sich reparieren. Ich kriege
die Sore. Du wirst es sehen.“
„Jaja! Geh’ endlich in den
Schuppen.“
Tarzan sah, wie Kaupa den Raum
verließ. Einen Moment später kam er um die Ecke der Baracke. Argwöhnisch spähte
er umher. Er drückte sich an der Wand entlang, lief zu einem Schuppen, zerrte
die knarrende Tür auf und war verschwunden.
„Uff!“ sagte Klößchen. „Den
also hätte ich heute nacht beinahe in den Schwitzkasten genommen, um ihn dann
gefesselt und geknebelt der Polizei zu übergeben. Ich täte es ja auch jetzt.
Aber wie ich die Sache sehe, wirst du das übernehmen, Tarzan.“
„Darauf kannst du Gift nehmen.“
„Aber nur, wenn es mir als
gefüllte Schokolade gereicht wird. Eine Tafel hatte ich doch noch. Wo ist sie
denn? Ah, hier. Mit Nougatfüllung. Wer möchte ein Stück, ein winziges — damit
der Rest für mich reicht!“
„Du klaust mir den Nerv!“ sagte
Tarzan.
Er sprach jetzt halblaut, denn
Dolores hatte das Fenster geschlossen.
Er beobachtete, wie sie
vorgebeugt in irgendwas blätterte und dann zum Telefon griff. Also hatte sie
eine Nummer gesucht.
Sie wählte, sprach dann mit dem
Hörer am Ohr, wandte sich aber vom Fenster ab; und zu verstehen war nichts.
Nicht mal ihre Stimme konnte man hören.
Vorsichtig zogen sich die drei
etwas tiefer in den Wald zurück.
„Was machen wir jetzt?“ fragte
Klößchen.
„Das nächste Polizeirevier ist
nicht weit“, sagte Karl. „Gleich bei den ersten Häusern. Wir sind dran
vorbeigekommen. Zwei Streifenwagen standen dort. In ein paar Minuten können wir
dort sein.“
Tarzan überlegte. „Wenn Kaupa
was merkt, haut er ab. Daß er was merkt, ist wahrscheinlich. Die Beamten werden
bestimmt nicht im Dutzend kommen, um ihn zu umzingeln. Also muß jemand hier
bleiben, um seine Flucht zu verhindern. Besser noch, er sollte überwältigt
sein, bevor die Polizei ein trifft. Das können wir schaffen.“
„Hm.“ Klößchen schien plötzlich
von der Wirksamkeit seines Schwitzkasten-Griffes nicht mehr viel zu halten. „Da
ich einerseits besonders flink, andererseits sehr friedfertig bin, sollte ich
vielleicht den Weg zur Polizei übernehmen, ja?“
„Klar.“ Tarzan nickte. „Aber
sag’ Gaby Bescheid. Sie soll bleiben, wo sie ist.“
Klößchen biß ein Stück von
seiner gefüllten Schokolade ab, schloß das Silberpapier und steckte die Tafel
in die Tasche.
„Laß dir etwas Zeit“, sagte
Tarzan. „Erst müssen Karl und ich zum Schuppen schleichen, ungesehen eindringen
und den Kerl lautlos überwältigen. Am besten, du bleibst hier, bis wir dir ein
Zeichen geben.“
Er äugte hinter dem Busch
hervor, der ihnen als Versteck diente.
„Ja, von hier aus kannst du den
Schuppen sehen. Also los, Karl!“
Geduckt schlichen sie zu dem
Schuppen.
Er war aus rohen Brettern
gezimmert, stand sehr dicht bei den Bäumen und wurde von zwei Wohnwagen gegen
die Baracken hin abgeschirmt.
Niemand sah Tarzan und Karl,
als sie lautlos zur Tür huschten. Sie stand spaltweit
Weitere Kostenlose Bücher