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Räuber von den Sternen

Räuber von den Sternen

Titel: Räuber von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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Webley nicht dabei war, um die Kaperung mitzuerleben; der Symbiont schätzte solche Aktionen.
    Er brachte das Fahrzeug in der Nähe seines Ziels zum Stillstand und manövrierte es dann vorsichtig um den mächtigen Metallzylinder herum. Einmal an Bord, würde er Kurs auf die genaue Mitte der Galaxis nehmen und in ein paar Stunden die TERRA-Zentrale erreichen. Pohl Tausig würde den Mund nicht zukriegen …
    Als er das feindliche Schiff dreimal umkreist hatte, machte sein Grinsen einem kläglichen Lächeln Platz. Die Türen hatten keine Drehknöpfe. Der Luftschleusenmechanismus eines Zeittransporters, ob Imperium oder TERRA, war eine Sache, die Lipnig und Rudnl gemeinsam ausgearbeitet hatten. Man trug den Drehknopf zur Betätigung des elektrischen Öffnungsmechanismus in der Tasche oder am Handgelenk und konnte damit jederzeit jeden beliebigen Transporter öffnen. Jetzt fiel Fortune ein, daß Lipnig vor einiger Zeit ein Memorandum verfaßt hatte, aus dem hervorging, daß er für die TERRA-Transporter eine andere Frequenzschaltung eingeführt hatte, um zu verhindern, daß Imperiumsagenten je einen öffneten.
    Hannibal Fortunes Lachen ließ den eben noch triumphierenden Klang vermissen, als er an den bläulichweißen Blitz dachte, der vor Minuten mit dem gegnerischen Boot auch die Türöffner für den großen Zeittransporter in Dampf verwandelt hatte.
    Er stellte die Instrumente zur Rückkehr ins Gestern ein und entschied, daß keine dringende Notwendigkeit bestehe, Webley von dem Unternehmen zu erzählen. Er war froh, daß seine Arbeit nur in achtundneunzig Prozent der Fälle fehlerfrei sein mußte. Solange er seine zwei Prozent Spielraum mit nicht tödlichen Fehlern ausfüllen konnte, war nicht viel verloren. Und wenn er diese Fehler unbeobachtet beging, litt nicht einmal sein Ruf darunter.
    Also konnte er den feindlichen Transporter nicht kapern und zur Zentrale bringen. Auch gut. Er rettete die Flüchtlinge, vernichtete die Mörder und verhinderte, daß der Gegenspieler die Verstärkungen bekam, die er wollte. Das genügte für den Moment. Wenn er ins Gestern zurückkehrte, blieben ihm noch genau zwölf Stunden für den Rest der Arbeit.
    Er bediente die Instrumente und war einen Augenblick später wieder im Gestern. Der Zeittransporter tauchte in die Atmosphäre ein und nahm Kurs auf Mohenjo-daro.
    Luise Little fühlte ein Würgen in der Kehle, als Ronel ihr die Nachricht gb.
    »Die Bänder, Ronel!« rief sie. »Wir müssen die Bänder retten!«
    »Aber Webley sagte, du solltest nicht nach Hause gehen!« protestierte der Symbiont.
    Luise lief schon. »Es ist nicht mehr weit, und Sambara wird eine Weile brauchen, bis er vor der Tür steht! Wir brauchen nur die Bänder zu nehmen und anderswo hinzubringen!«
    Ronel kannte Luise Little zu gut, um mit Überredungsversuchen anzufangen. Sie hatten soweit eine produktive Residentschaft gehabt und große Mengen Material gesammelt. Die Magnetbänder waren die Ausbeute von zehn Jahren unermüdlicher Arbeit. Luise war verständlicherweise nicht gewillt, sie dem Imperium in den Schoß fallen zu lassen. In einer solchen Situation waren alle Argumente Zeitverschwendung.
    Was, fragte sich Ronel plötzlich, würde Webley in so einem Fall tun? Die lässige Arroganz, die er im Ritual des ersten Zusammentreffens zur Schau gestellt hatte, hatte in Ronel einen Stachel hinterlassen. Wo Luise Verachtung für berufsmäßige Helden empfand, hegte Ronel eine heftige Abneigung gegen jede Art von Angeberei. Und doch hatte dieser Webley etwas, das man anerkennen mußte – vielleicht war es sein Stil. Jedenfalls mußte etwas geschehen …
    Ronel überlegte einen Moment und sagte dann in Luises Ohr: »Ich werde den Hohenpriester ein wenig aufhalten.«
    Bevor Luise antworten konnte, war der Symbiont als Vogel aufgeflattert und entschwand ihren Blicken in Richtung auf die Zitadelle.
     
    *
     
    Francis Bacon hatte als erster Mensch die Maxime »Wissen ist Macht« formuliert. Daß sie das Axiom sein sollte, auf dem die Ausbildung eines jeden TERRA-Agenten beruhte, hätte er vermutlich als einen weiteren Beweis zugunsten seiner empirischen Philosophie angesehen. Die Tatsache, daß diese Maxime alles war, was von Bacons philosophischen Ansichten übriggeblieben war, nachdem Locke und Hume seine Grundlagen neu durchdacht und verfeinert hatten, brauchte Bacon glücklicherweise nicht mehr zu erleben. Empirismus allein war nicht genug, aber Hannibal Fortune wäre leichtfertig gewesen, wenn er die

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