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Räuber von den Sternen

Räuber von den Sternen

Titel: Räuber von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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ihn höflich nach. Nun lockerte jeder seine Abschirmung und ließ den anderen ein. Es folgte ein ritueller Informationsaustausch, der sich auf Tatsachen beschränkte und dem ungeschriebenen Gesetz gehorchte, nicht die Meinungen und persönlichen Wertvorstellungen des anderen zu sondieren, denn bevor sie enge Freunde würden – sollte dies jemals eintreten –, wäre ein solches Eindringen in die Privatsphäre des anderen ein Zeichen extrem schlechten Geschmacks.
    Ronel, ebenso stolz wie Luise Little, geriet über die Nachricht von der Intervention des Imperiums in helle Wut. Webley, dem bekannt war, daß Hannibal Fortune die Verteidigungsanstrengungen der Stadt auf einen in zwei Tagen erwarteten Angriff ausgerichtet hatte, war über Ronels Meldung entsetzt, daß Divodasa nur noch einen Nachtmarsch vor Mohenjo-daro stand.
    Das Ritual kann warten, entschieden beide gleichzeitig.
    Zwei Affen turnten durch die Baumkronen aufwärts; zwei Speere aus lebendem Protoplasma schossen in die freie Luft hinaus und bildeten im Dahinschießen kräftige, membranartige Schwingen. Jedes Gramm ihrer fünfzehn Pfund diente nur der Fortbewegung, und so war es kein Wunder, daß der schnellste Vogel im Vergleich langsam erschien.
     
    *
     
    Hannibal Fortune legte seine Hand an den Schalter, der ihn ins Gestern zurückbringen sollte. Doch dann hielt er inne. Ein Lächeln verzog seine Mundwinkel. Beinahe hätte er eine sehr wichtige Sache vergessen: den großen, unbewachten Zeittransporter, dessen Besatzung mit dem Beiboot gestartet war, um die Flüchtlinge auf dem Fluß ins Jenseits zu schicken.
    Er hatte schon lange so ein Ding von innen sehen wollen. Die Chance ungenutzt zu lassen, einen Imperiumstransporter zu Pohl Tausig nach Hause zu bringen, wäre eine Vernachlässigung seiner Pflichten gewesen. Alle taktischen Überlegungen beiseite, das könnte genau die Sache sein, die der schuldgeplagte und verbitterte alte Linz Lipnig zu seiner Aufheiterung brauchte. Der alte Mann konnte sich nicht verzeihen, was er und Rimaud Rudnl mit ihrer Erfindung angerichtet hatten.
    Fortunes Lächeln wurde zum Grinsen, und seine Augen blitzten. Die Entführung eines Imperiumstransporters war ein bißchen mehr, als er sich vorgenommen hatte. Er entsann sich der Instruktion, die der Chef der gegnerischen Agentengruppe seinen unglücklichen Untergebenen erteilt hatte: »Bringen Sie den Transporter direkt zum Hauptquartier … Schicken Sie einen anderen Transporter mit zwanzig Leuten …« Sein Gegenspieler erwartet, daß gestern nachmittag ein Transporter erscheinen würde. Es wäre ein Jammer, ihn zu enttäuschen. Gewiß, er erwartete einen anderen Transporter mit Verstärkungen vom Imperium, nicht eine kleine Kampfgruppe TERRAS. Aber das waren geringfügige Details.
    Fortunes Hände arbeiteten geschäftig an den Steuerungsinstrumenten, während sein Geist schon vorauseilte und das Projekt durchdachte. Der gegnerische Zeittransporter war zehnmal so groß wie sein eigener und hatte Platz für mindestens ein Beiboot, also gab es offenbar keinen Anlaß, seine eigene Maschine zurückzulassen. Er war zuversichtlich, daß Grundkonstruktion und Instrumentierung den gewohnten Anlagen ähneln würden, obschon er lieber einen erfahrenen Techniker bei sich gehabt hätte, um die Stromkreise nachzuprüfen, bevor er irgendwelche Knöpfe drückte.
    Das Tal des unteren Indus lag jetzt tief unter ihm, der breite Strom ein dünner Faden im Schwarzgrün des umgebenden Dschungels. Er versuchte Mohenjo-daro auszumachen, aber der Dunst des frühen Morgens wirkte aus dieser Höhe wie eine dünne silbrige Membrane, die den neugeborenen Tag schützte. Der Transporter stieg höher und verließ die dichte Atmosphäre; der Himmel nahm eine schwarzblaue Färbung ein. Der Horizont begann sich zu runden, im Norden wurden die Schneegipfel des Himalaja und des Karakorum sichtbar, im Süden der Golf von Cambay und die wenig gegliederte Küste des Subkontinents. Der Ausblick war großartig und erhöhte sein Vergnügen an der Kühnheit des Vorhabens. Weit voraus konnte er nun seine Beute sehen, den achtzig Meter langen Zeittransporter, der bald aus dem Nichts neben seinem Schwesterschiff auftauchen würde, einige zweihundert Kilometer weiter nördlich.
    »Meine Herren«, sagte Fortune laut, um den Tonfall einzustudieren, »wenn Sie mit Professionellen ein Spielchen machen wollen, müssen Sie sich besser um Ihre Ausrüstung kümmern.«
    Es würde ein Genuß sein.
    Er bedauerte nur, daß

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