Räuberbier
Spitze musste ich mir herausnehmen. »Falls Sie mit Ihrem Benno nochmals telefonieren sollten: Es war kein Unfall. Der Braumeistergehilfe wurde ermordet.«
KPD glotzte mich an. Er war sichtlich hin- und hergerissen zwischen seiner Freundschaft mit Benno und dem Hinweis auf ein noch nicht registriertes Verbrechen. Schließlich nickte er. »Gut, ich werde nachher mit Benno konferieren. Hoffentlich sind das keine Hirngespinste, Palzki. Das könnte sonst weitreichende Konsequenzen haben.«
Es klopfte, und Jutta trat ein.
»Guten Morgen, Herr Diefenbach, frohe Weihnachten. Hallo, Reiner. Ich musste nochmals zurück zu meinem Wagen und den Dienstausweis holen. Der neue Praktikant am Empfang ist kompromisslos.«
»Was soll ich machen?«, mischte sich unser Vorgesetzter ein. »Wegen unserer hohen Aufklärungsquote haben wir mit Stellenkürzungen zu kämpfen. Und wenn sich dann zusätzlich so viele Beamte krankmelden oder Urlaub haben, dann muss ich als guter Chef halt erfinderisch sein. Praktikanten gibt es überall recht günstig. Es war meine Idee, sie auch aktiv im Polizeidienst einzusetzen. Am Empfang reicht so einer völlig aus. In Baden-Württemberg gibt es sogar einen freiwilligen Polizeidienst. Die bekommen eine kurze Schulung und werden dann auf die Menschheit losgelassen.«
Da hatte KPD ausnahmsweise recht. In Großstädten wie Mannheim wurden diese angelernten Kräfte in Uniformen gesteckt und bei Großeinsätzen wie Fußballspielen oder Konzerten als Hilfspolizisten eingesetzt.
Jutta hatte trotz Verzögerung noch Zeit gehabt, eine Kanne Kaffee zuzubereiten und mitzubringen. Inzwischen hatte es sich bis zu KPD herumgesprochen, dass ihr Spezialgebräu Sekundentod wörtlich zu nehmen war.
»Ist das Ihr …«, fragte Diefenbach.
Jutta nickte, goss sich eine Tasse randvoll ein und bot ihrem Chef die Kanne an. Dieser wehrte sofort ab.
»Danke, so früh am Morgen ist das keine gute Idee. Was macht Ihr Wagen?«
Was war das für eine Frage aus KPDs Mund? Seit wann interessierte er sich für solche Sachen?
»Es war nur eine Kleinigkeit. Die Sicherung der Heizung war herausgesprungen. Seltsamerweise habe ich sie später auf dem Beifahrersitz gefunden. Der Kfz-Meister meinte, dass dies eigentlich absolut unmöglich ist, da sich die Sicherungen in einem geschlossenen Kasten befinden und nicht alleine herausspringen können.«
»Mach dir da mal keine großen Gedanken drüber, Jutta«, versuchte ich das Thema geradezubiegen. »Du weißt selbst, welche kuriosen Sachen es auf dieser Welt gibt. Denk nur an Doktor Metzger.«
Ausgerechnet von KPD erhielt ich unerwartet Schützenhilfe.
»Mir ist einmal das Thermostat von der Sitzheizung durchgebrannt«, meinte er trocken. »Und das auf der Autobahn, wo ich nicht anhalten konnte. Meine neue Stoffhose hatte sich mit dem Leder des Sitzes regelrecht verbacken. Dummerweise hatte ich auch noch einen wichtigen Termin.«
Jutta und ich hatten die größte Mühe, nicht laut herauszulachen. Bildhaft stellte ich mir vor, wie KPD bei seinem wichtigen Termin stets darauf achtete, eine Wand im Rücken zu haben, um sich nicht im wahrsten Sinne des Wortes die Blöße zu geben.
Das Thema Heizungsausfall in Juttas Dienstwagen war somit erledigt. KPD kam endlich zur Sache.
»Den Mordfall Ebert-Park habe ich selbstverständlich gleich an uns gerissen. Wenn die Kollegen aus Ludwigshafen und Umgebung keine Ressourcen freihaben, wir haben sie, dank meines Praktikanteneinsatzplans. Jetzt können wir endlich zeigen, wie man flexibel auf aktuelle Einsatzlagen reagieren kann. Herr Palzki und Frau Wagner: Ich erwarte volle Einsatzbereitschaft. Diese ist ausdrücklich nicht auf unser Zuständigkeitsgebiet beschränkt. Ich erwarte, dass Sie in Ludwigshafen und wo auch immer genauso akkurat und penibel ermitteln wie immer.«
Toll, vor fünf Minuten hatte er genau das Gegenteil von mir verlangt. Ich hatte aber sowieso keine Lust, seiner Männerfreundschaft Benno ein weiteres Mal gegenüberzutreten.
Jutta goss sich bereits die dritte Tasse ein.
»Wie sieht Ihr Plan für heute aus?« KPD war hartnäckig und neugierig. Vielleicht war ihm langweilig. »Die ersten Berichte der Spurensicherung und des Arztes liegen bereits vor.« Er nahm eine Akte von seinem Schreibtisch und übergab sie wie selbstverständlich an Jutta.
»Wir fahren in die Klinik, um seinen ehemaligen Arbeitsplatz zu sichern und zu untersuchen. Danach versuchen wir, den Bruder des Toten ausfindig zu machen.«
»Das kann Jürgen
Weitere Kostenlose Bücher