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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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meinen Dienstausweis und reichte ihn den Schutzpolizisten, die darauf erleichtert ihre Waffen wegsteckten.
    »Wir sind wegen der Mordsache im Ebertpark unterwegs«, klärte ich die Beamten auf. »Der Ermordete wohnte hier. Die Nachbarin –«, ich deutete mit rollenden Augen auf Eleonores, »hat überreagiert. Im Haus ist die Spurensicherung.«
    Der Beamte, den ich anhand seiner Kleidung als Polizeihauptkommissar identifizierte, reagierte sauer. »Jetzt sind wir zwischen den Feiertagen schon dermaßen unterbesetzt, dann werden wir noch unnötig durch die Gegend gehetzt. Sagen Sie der da –«, damit deutete er auf die Schildkröte in der Kittelschürze, »dass sie diese Scherze in Zukunft bleiben lassen soll.«
    Ohne eine Verabschiedung stiegen die Beamten in ihre Wagen und fuhren davon.
    Eleonores hatte die Beleidigung anscheinend nicht als solche verstanden. Aufgeregt zuckte sie immer schneller vor sich hin. Das ideale Opfer für Dr. Metzger, dachte ich. Vielleicht sollte ich einen Kontakt herstellen.
    »Der Herr Doktor ist wirklich tot?«, sagte sie mit fast überschnappender Stimme. »Ich habe ihn gar nicht weggehen sehen.«
    Den Trick mit dem Koffer behielt ich für mich.
    »Das ist aber sehr schade. Für jedes Wehwehchen hatte der Herr Doktor ein Mittelchen im Haus. Seit Jahren habe ich keinen Arzt aufsuchen müssen. Ich meine, außer den Herrn Doktor.«
    Ohne die Frau näher über die Todesumstände zu informieren, untersagte ich ihr bis auf Weiteres, sich dem Grundstück zu nähern. Aus ermittlungstechnischen Gründen, wie ich ihr sagte. Sonst würde sie bestimmt, sobald die Spusi weg war, bei ihrem Nachbarn herumschnüffeln. Wahrscheinlich würde sie das trotzdem tun. Jutta belehrte sie zum Abschluss förmlich, was die Schildkröte sicherlich wenig beeindruckte. Hoffentlich hatten wir es nicht mit einer Miss-Marple-Kopie zu tun, die uns in dem Mordfall hinterherschnüffelte.
    Nachdem ich ihr meine Visitenkarte überreicht hatte mit der Aufforderung, sich zu melden, falls ihr weitere Details einfallen sollten, fuhren Jutta und ich nach Schifferstadt.
    Meine Kollegin sah sie sofort auf dem Beifahrersitz liegen. Sie hob die Feinsicherung, die mir wahrscheinlich beim Aussteigen aus der Hand gefallen war, in die Höhe. »Was ist das?«, fragte sie mich.
    »Keine Ahnung, sieht aus wie eine Sicherung. Von mir ist die nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Jutta steckte sie in den unbenutzten Aschenbecher. »Soll sich die Werkstatt morgen drum kümmern. So langsam fällt der Wagen auseinander. Ein Auto ohne Heizung ist einfach kein richtiges Auto.«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte ich meine Kollegin.
    »Das wollte ich dich gerade fragen«, antwortete sie. »Sollen wir ins Krankenhaus fahren und den Arbeitsplatz von Detlev Schönhausen inspizieren?«
    Ich schaute sie mit übertrieben großen Augen an. »Jetzt, am Sonntag?«
    »Wieso nicht am Sonntag? Haben Krankenhäuser am Wochenende geschlossen?«
    »Das nicht, aber ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass auch die Kliniken mit einer Notbesetzung arbeiten. Sogar unser Bekannter, Doktor Metzger, hilft dort zurzeit aus.«
    Mit offenem Mund starrte sie mich an. »Ist es wirklich so schlimm?«
    Ich nickte. »Man setzt sogar sogenannte Laienärzte ein. Die werden im Schnelldurchgang geschult. Die lernen 100 Fremdwörter und ein paar Fachbegriffe, dann passt das meistens. Hauptsache, die Patienten merken davon nichts.«
    »Das ist ja furchtbar«, folgerte Jutta. »Da gibt es einen Ärztemangel, und dann werden die wenigen, die im Moment da sind, auch noch ermordet.«
    »Ich glaube nicht, dass es da einen ursächlichen Zusammenhang gibt, liebe Jutta. Aber wir sollten trotzdem erst morgen dort auftauchen.« Ich blickte deutlich auf meine Uhr. »Dann haben wir noch etwas vom Sonntag.«

5 Letzte Vorbereitungen
    Jutta war einverstanden. Viel konnten wir im Moment sowieso nicht tun. Ich hatte keine Ahnung, wer die Untersuchung in dem Mordfall Schönhausen überhaupt koordinieren sollte. War es das Präsidium in Ludwigshafen oder unsere Dienststelle in Schifferstadt? Wussten die Spurensicherer und die anderen beteiligten Personen überhaupt, wohin sie ihre Untersuchungsergebnisse schicken sollten? Darum würde ich mich morgen früh notgedrungen kümmern müssen. Auch wenn bei einem Kapitalverbrechen die ersten 72 Stunden bei der Aufklärung meist die wichtigsten waren, die Festnahme des Mörders musste bis morgen warten. Immerhin war heute Sonntag.
    Als Jutta mich

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