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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht durch jahrelange Arbeit qualifizieren?«
    Wutzelsbach lachte hämisch. »Ich bin immerhin schon 30, aber ich weiß, was Sie meinen. Wir haben in der Klinik so manchen Assistenzarzt, der älter ist als ich. Aber noch entscheidet nicht das biologische Alter, sondern das fachliche Können. Als mein Vorgänger ging, gab es tatsächlich ein paar Oberärzte, die sich Hoffnung auf diesen Job gemacht haben. Die Stelle wurde sogar extern ausgeschrieben. Letztendlich konnte ich allein durch meine Qualifikation alle Wettbewerber hinter mir lassen. Es hat nichts mit Prahlerei zu tun, ich bin wirklich verdammt gut.«
    Diesen letzten Satz mussten wir erst mal verdauen.
    »Ich bin Kriminalhauptkommissar. In meinem Metier bin ich auch verdammt gut.«
    Doktor Wutzelsbach hatte diese Spitze entweder nicht bemerkt oder schlichtweg ignoriert.
    »Sie sind also der ärztliche Leiter der HNO-Abteilung?«
    Er nickte. »Wie kann ich Ihnen nun helfen?« Er schaute flüchtig auf die Uhr. Dann entdeckte er die Schokoplätzchen auf dem Tisch und Ärger stieg in ihm hoch.
    »Meine Güte, hat die Sekretärin das Zeug schon wieder auf den Tisch gestellt.« Er schnappte sich die Schale und stellte sie auf ein kleines Schränkchen. »Irgendwann vergiftet sich mal einer mit dem Dreck. Das ist Weihnachtsgebäck vom Vorjahr und längst nicht mehr genießbar. Da ich mich gesund und abwechslungsreich ernähre, fasse ich Sachen wie Weihnachtsgebäck nicht an. Irgendwann muss die Schale im Schrank gelandet sein und jetzt hat sie wieder jemand vorgekramt, um das Büro weihnachtlich zu dekorieren. Ich werde das Zeug nachher gleich wegwerfen, bevor noch ein Malheur passiert. Wir haben zwar die passenden Ärzte im Haus, wir müssen es aber nicht drauf anlegen.«
    Jutta schaute mal wieder angestrengt zu Boden. Ich wollte nur vergessen, und begann den Prof zu befragen. »Es geht um einen Ihrer Mitarbeiter, Herrn Dr. Detlev Schönhausen.«
    »Das ist einer der Assistenzärzte«, parierte Wutzelsbach. »Ich kann Ihnen nicht sagen, ob er heute Dienst hat. Das hätten Sie aber auch an der Anmeldung erfragen können.«
    »Schönhausen ist heute nicht im Haus.«
    »Ach? Und wie kann ich Ihnen da weiterhelfen? Ich kenne den Untergebenen eigentlich so gut wie nicht.«
    »Er ist tot.«
    Wutzelsbach schreckte auf. »Wie bitte? Hatte er einen Unfall? Ist es in der Klinik passiert?« Der Chefarzt war im Begriff, das Telefon zu nehmen, das neben der Schale mit dem Weihnachtsgebäck auf dem Schränkchen stand.
    »Keine Panik, es hat nichts mit der Klinik zu tun. Es liegt ein Tötungsdelikt vor. Wir sind noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen. Bisher haben wir nur herausgefunden, dass er hier gearbeitet hat. Wir erhoffen uns, über seinen Kollegenkreis Informationen zu Hobbys, Bekanntschaften und so weiter herauszufinden. Das Büro müssen wir auch vorläufig versiegeln.«
    »Um Himmels willen!« Der Chefarzt erstarrte. »Wie ist das überhaupt passiert? Wenn das die Patienten mitbekommen! Ich muss sofort den OP-Plan ändern lassen, wir sind sowieso stark unterbesetzt.« Er stand auf.
    »Bleiben Sie bitte noch einen Moment sitzen, Herr Doktor Wutzelsbach. Was können Sie uns über Schönhausen sagen?«
    »Ich? Nichts, was von Belang wäre. Ich kümmere mich nicht um die Assistenzärzte. Die müssen ihre Arbeitsleistung laut Vertrag erfüllen, der Rest ist uninteressant. Egal, ob sie Spielschulden haben oder nach Feierabend in Rockerklamotten steigen.«
    »Hatte Schönhausen Spielschulden?«
    »Woher soll ich das denn wissen? Das war nur beispielshaft gemeint.«
    »Sie waren selbst bis vor Kurzem ein Assistenzarzt. Hatten Sie in dieser Zeit persönlichen Kontakt zu Schönhausen?«
    Wutzelsbach atmete schwer. »Ich will Ihnen mal etwas sagen: Während meines Medizinstudiums habe ich kein einziges Mal eine Kneipe von innen gesehen. Wenn meine Kommilitonen Partys gefeiert, Bier getrunken oder einfach ihre Freizeit genossen haben, saß ich in der Unibibliothek. Von nichts kommt nichts. Mein Studium habe ich in Rekordzeit abgeschlossen. Ich bin schon immer ein Arbeitstier gewesen. Frauen haben mich nie interessiert.«
    Er bemerkte, dass er sich zweideutig ausgedrückt hatte. »Männer natürlich auch nicht. Mein Leben gehört der Medizin und der Forschung. Ich schreibe in meiner Freizeit Fachartikel, während sich andere Chefärzte um ihre Familie kümmern.«
    Er sah mir streng in die Augen. »Sie können mich nach der Haar- oder der Augenfarbe von Schönhausen fragen. Ich

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