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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Bestände aufgefüllt.«
    »Und dabei sind Ihnen Inventurdifferenzen aufgefallen, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre ja ein Skandal. Inventur findet sozusagen täglich statt, wenn die Fächer wieder aufgefüllt werden. Ich habe etwas anderes bemerkt. Es gibt eine begrenzte Anzahl an Personen, die auf die Medikamente zugreifen dürfen. Und nur diese dürfen die Entnahmen im Protokoll abzeichnen. Um genau zu sein, es sind acht Personen. In den Protokollen konnte ich aber neun verschiedene Unterschriften zählen.«
    Jutta schaute mich mit zusammengekniffenen Augen an, so als wollte sie sagen: Komm jetzt endlich und lass den Spinner in Ruhe seine Fantasien ausleben. Da mir aber nach wie vor Schönhausens Arzneimittelsammlung durch den Kopf ging, hakte ich nach: »Wissen Sie, von wem die überzählige Unterschrift ist?«
    »Das herauszufinden ist für mich als Aushilfe recht schwierig. Alle Unterschriften sind unleserlich. Ich kann keine direkt zu einem bestimmten Namen zuordnen. Es wird eine Weile dauern, bis ich das Rätsel gelöst habe. Dann kann ich versuchen, die neunte Person zu identifizieren.«
    »Vielleicht gibt es auch nur acht Personen und eine oder einer davon treibt ein doppeltes Spiel?«, gab ich zu bedenken.
    »Dann wird’s schwierig«, antwortete er. »Doch ich krieg’s raus. Und wenn ich mich auf die Lauer legen muss.«
    »Ach, da fällt mir gerade noch was ein«, meinte ich eher beiläufig, dies aber in voller Absicht. »Gibt’s in der Apotheke auch Hopfenextrakt?«
    Becker überlegte. »Ist mir noch nie aufgefallen, ich wüsste auch nicht, wofür man das in der Klinik brauchen könnte. Wenn Sie welches brauchen, sollten Sie mal bei Eichbaum nachfragen, ist grad hier um die Ecke.«
    Wir verabschiedeten uns von dem Studenten und begaben uns zur mobilen Sauna.
    »Was meinst du?«, fragte mich Jutta.
    »Ich meine, dass wir die Heizung auf der Heimfahrt auslassen könnten.«
    »Doofmann«, antwortete sie. »Ich meine doch Wutzelsbach.«
    »Solange Becker im Dienst ist, wird nichts passieren. Zumindest nichts Undokumentiertes.«
    Jutta wusste, wie man die Heizung an ihre Grenzen brachte, und stellte den Regler entsprechend. »Machst du es dir nicht etwas zu leicht, Reiner? Auf mich macht dieser Wutzelsbach einen sehr verdächtigen Eindruck. Er hat vielleicht nicht direkt mit dem Tod von Schönhausen zu tun, doch als er von ihm erfuhr, zuckte er zusammen. Da ist irgendetwas im Busch.«
    »Da geb ich dir vollkommen recht, Jutta. Aber so weit sind wir noch nicht. Selbst wenn da etwas mit Arzneimitteln lief und irgendwelche Substanzen in dem Hopfenextrakt drin sein sollten, bin ich mir sicher, dass es da noch was anderes gibt. Wir fahren zurück nach Schifferstadt und versuchen dann unser Glück bei Schönhausens Bruder. Ich hoffe nur, dass er uns weiterhelfen kann und vor allem auch will.«

7 Doktor Metzger beschwert sich
    Der Praktikant im Empfang unserer Dienststelle schien über ein gutes Erinnerungsvermögen zu verfügen. Ohne Rückfrage und Wegbeschreibung ließ er uns in den Bürotrakt.
    Ich war angenehm überrascht, als neben Jürgen auch Gerhard in Juttas Büro auf uns wartete.
    »Na, altes Haus«, begrüßte ich meinen jüngeren Kollegen, »alles klar im Urlaub? Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«
    Gerhard schien missgelaunt zu sein, er starrte in eine Magnumtasse Sekundentod.
    »Er hat seinen Urlaub abgebrochen«, berichtete Jürgen und erntete von ihm dafür einen bitterbösen Blick.
    Ich setzte mich neben ihn. »Hast du dich von deiner Susanne getrennt?«
    »Konstanze hieß sie«, antwortete er. »Ich hab’s nicht mehr ausgehalten, Reiner. Zuerst im Kino ›Benjamin Blümchen‹, danach Kinderkarussell auf dem Weihnachtsmarkt. Und zuhause verschmierte mir der Dreikäsehoch mit seinen Fingerfarben die Tapeten. Und als er endlich im Bett lag und ich mich um Konstanze kümmern konnte, nahm es immer noch kein Ende. ›Ob Tristan auch richtig zugedeckt ist?‹, ›Ob die Heizung auch nicht zu niedrig eingestellt ist?‹, so ging es die ganze Zeit, es war furchtbar.«
    Mit teilnahmsvoller Miene saßen wir um ihn herum und nickten. Was hätten wir auch anderes machen können?
    Gerhard fuhr fort. »Und dann fing Konstanze damit an, dass Einzelkinder ein Geschwisterchen brauchen. Da bin ich das erste Mal in meinem Leben fast ausgerastet.«
    »Du hast doch hoffentlich nichts Unüberlegtes getan?«
    »Nein, ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt.«
    »Die da wäre?« Jetzt wurde es

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