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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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immer. Er hat mich angerufen, weil er meinen Rat brauchte.«
    Oha, jetzt trug er aber richtig dick auf.
    »Um welchen Rat ging es?«, fragte ich verblüfft und ungläubig.
    »Es war wegen dieser Eleonores. Mein Bruder wollte einen Sichtschutz auf die Grundstücksgrenze stellen, damit er nicht immer beobachtet wird. Und dazu habe ich ihm ein paar Vorschläge gemacht. Sie müssen wissen, ich habe mal ein halbes Jahr Landschaftsgärtner gelernt.«
    »Doch so lange?« Ich nickte anerkennend. »Diese verantwortungsvolle Arbeit wollte Ihr Bruder Ihnen überlassen?«
    »Na klar, natürlich gegen volle Bezahlung. Schenken ließ er sich nie etwas.«
    Dafür aber du, dachte ich. Oder lief da sogar eine Erpressung? Ich versuchte es mit einem Bluff. »Welchen Anteil haben Sie bei dem Medikamentenhandel erhalten?«
    Er schaute mich verwirrt an, es wirkte glaubwürdig. »Was für Zeug? Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«
    »Und was ist mit dem Hopfen?«
    Seine Verwirrung wurde nicht besser. Plötzlich schien er einen Lichtblick zu haben. »Ach, Sie wollen ein Bier haben? Sagen Sie’s doch gleich. Dürfen Sie das überhaupt während der Arbeit?«
    Gerhards Bauch bebte orkanverdächtig. In der Wohnung dieses Zeitgenossen würde ich nicht mal ein Bier trinken, wenn ich kurz vor dem Verdursten wäre.
    »Sie haben uns missverstanden, wir trinken keinen Alkohol«, stellte ich die Lage klar. »Können Sie uns anderweitig in der Sache Ihres Bruders weiterhelfen? Haben Sie eine Ahnung, wer ihn getötet haben könnte? Hatte er Feinde?«
    Karl-Heinz Sozialaussteiger, wie ich ihn eben im Geiste getauft hatte, konnte uns nicht weiterhelfen. Er zuckte nur mit den Achseln, während er sich eine weitere Kippe anzündete. Ohne in unseren Ermittlungen weitergekommen zu sein, traten wir den Rückzug an.
    »Der lügt«, meinte Gerhard, als wir im Wagen saßen.
    »Ich weiß«, bestätigte ich. »Der hat nicht mal gefragt, wie sein Bruder umkam. Den interessiert nur der Erbschein. Aber als Täter ist er untauglich. Die Tat hätte er intellektuell unmöglich zustande gebracht. Denke nur an die Tätowierung. Hast du gesehen, wie seine Hände zitterten?«
    »Alkohol«, meinte mein Kollege. »Wenn der so weitermacht, hat der nur kurz Freude an seinem Erbe.«
    »Da hast du recht, wie kann man nur so hemmungslos dem Alkohol verfallen.«
    »Reiner, wo wir gerade beim Thema sind. Meinst du, wir können KPD überzeugen, in unserem Getränkeautomaten eine Sorte Bier mit aufzunehmen? Ich meine, anstatt dieses ekligen Diätgesöffs.«
    »Aber nur, wenn es ein Pilsener wird, ansonsten bin ich dagegen.«
    Gerhard war mit seinem Teilerfolg zufrieden. »Ich werde mal bei den Kollegen fragen, wie die das sehen. So ein Feierabendbierchen wird für die meisten wohl in Ordnung sein.«
    Die nächste Überraschung erwartete uns im Hof der Dienststelle. ›Mobile Gesundheitsberatung und Prophylaxe – Doktor Metzger‹ prangte in blutroten Buchstaben auf der Seite des Reisemobils, das auf meinem Parkplatz stand. Der Praktikant am Empfang, der nach wie vor alleine seinen Dienst tat, wirkte ganz aufgelöst.
    »Herr Palzki«, berichtete er mir atemlos. »Da oben in den Büros stimmt was nicht. Vor ein paar Minuten kam jemand in einem weißen Kittel hereingestürmt und sagte, er wäre der Notarzt und müsste sofort zum Chef. Ich habe natürlich bei Herrn Diefenbach gleich an einen Herzinfarkt gedacht, weil er ja immer so viel arbeitet, wie er mir beim Einstellungsgespräch gesagt hatte. Jetzt werde ich aber langsam nervös. Der Notarzt kam alleine, so kann er den Herrn Diefenbach ja nicht ins Krankenhaus bringen. Und stattdessen höre ich oben in den Fluren Geschrei. Würden Sie da bitte mal nachschauen, Herr Palzki und Herr Steinbeißer?«
    Der Praktikant drückte auf den Türöffner. Gerhard ging wortlos in Richtung Treppenhaus, während ich mich noch mal umdrehte: »In welchem Büro finden wir gleich noch mal Herrn Diefenbach?«
    Während der Praktikant ernsthaft in der Liste nachschaute, folgte ich kopfschüttelnd meinem Kollegen.
    »Ungeheuerlich!«, schallte es durch den Flur des ersten Stockes. In dieser Lautstärke hatte ich Metzger noch nie gehört. Die Stimme kam aus KPDs Büro, das offen stand. Unser Chef saß kreidebleich hinter einem seiner edlen Schreibtische, sodass ich gedanklich zunächst der Herzinfarkttheorie des Praktikanten zustimmte.
    »Da kommen ja endlich die beiden Hauptschuldigen!«, blökte uns Metzger zur Begrüßung an. »Da renn ich gleich

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