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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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persönlich verantworten kann. Aber versetzen Sie sich alle mal in meine Lage! Soll ich das ganze Zeug, was ich tagtäglich benötige, per Internet auf den Bahamas bestellen? Das ist zwar grundsätzlich möglich, aber wesentlich teurer.« Er blickte zu KPD, der immer noch ganz still und klein hinter seinem Schreibtisch saß. »Herr Diefenbach, das drückt die Rendite, das Arztgeschäft ist echt brutal. Letztendlich geht das immer zulasten der Qualität. Ich kann mich nicht mehr so intensiv um meine Kunden kümmern, und dann ereignen sich die Fehler. Das passiert so automatisch wie das Amen in der Kirche. Wer übernimmt dafür dann die Verantwortung?«
    Ich versuchte, ihn zu bremsen. »Haben Sie keine Haftpflichtversicherung?«
    Metzger beruhigte meine Frage keineswegs. »Wissen Sie, wie hoch die Prämie für einen mobilen Freiberufler ist? Für Fest angestellte Mediziner oder solche, die eine Praxis mit Personal haben, ja, das kann man noch bezahlen. Aber ich mit meiner Marktlücke falle durch das Raster. Die Versicherungsgesellschaft wollte mich in die gleiche Gefährdungsklasse wie ein Sprengstoffexperte stecken. Nein, danke, da verzichte ich lieber auf eine Versicherung. Es ist ja auch noch nie was Großes passiert. Und selbst die Erben haben sich bisher immer mit dem Klagen zurückgehalten. Das geht aber nur über persönlichen Einsatz und ein starkes Kundenbindungsinstrument. Bei mir können die Erben sogar die gesammelten OP-Punkte des Erblassers übernehmen. Keine Rabattkarte außer meiner bietet im europäischen Markt etwas Vergleichbares.«
    Er trank eine weitere Tasse Sekundentod, dieses Mal komplett auf ex. »Wirklich vorzüglich, Frau Wagner. Wenn Ihre Kollegen im Polizeidienst so gut wären wie Sie im Kaffeekochen, dann wäre alles in Butter.«
    Jutta lächelte süßsauer über dieses vermeintliche Kompliment, das man auch anders auslegen konnte. Doch Metzger hatte es bestimmt nicht diskriminierend gemeint.
    In der letzten Minute war KPD lebendiger geworden. Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und setzte sich zu uns an die Besprechungslandschaft. »Herr Doktor Metzger, Sie haben eine eigene Rabattkarte? Können Sie das empfehlen? Ich bin nämlich auch schon länger am Überlegen, ob ich so etwas im Polizeidienst einsetzen kann.«
    Wir stutzten. Wie meinte er das? Fahren Sie neun Mal zu schnell, dann ist das zehnte Bußgeld kostenfrei? Oder, diese Woche im Angebot: 0,3 Promille Extrabonus beim Autofahren unter Alkoholeinfluss. Egal, KPD schien das Problem mit Metzger, wenn auch unabsichtlich, gelöst zu haben. Der Notarzt stolperte über sein eigenes Ego, als er unserem Chef stolz seine Kundenkarte präsentierte und dazu ein paar Werbeflyer aus seiner Jacke zog. Im Nu waren die beiden in ein tiefes Gespräch über die Risiken und Chancen von Rabattkarten versunken. Sie bemerkten nicht, dass Gerhard, Jutta und ich das Büro verließen.

8 Benno muss wieder raus
    »Morgen liegen die Ergebnisse der Obduktion vor«, meinte Jutta, als wir in ihrem Büro angekommen waren. Es hatte sich inzwischen als Treffpunkt für uns etabliert. In meinem Büro, das ich in den letzten Wochen nur noch sporadisch aufsuchte, dürfte sich die Post inzwischen bis zur Decke stapeln.
    »Übrigens, Reiner«, Jutta schaute mich etwas angesäuert an. »Ich habe mir erlaubt, die Post in deinem Büro zu holen und zu bearbeiten. In der letzten Zeit gab es mehrfach Klagen, dass wichtige Briefe verschwunden sind. Soll ich dir sagen, wo ich diese wichtigen Briefe gefunden habe?«
    Ich machte einen übertriebenen Diener. »Danke, Jutta. Was würde ich ohne dich nur tun?«
    »Frieren?«, meinte sie sarkastisch.
    »Ach, noch was, den Jürgen habe ich heimgeschickt. Ich konnte es nicht verantworten, dass seine Mama zwischen den Feiertagen so viel alleine ist.«
    Gerhard schüttelte die Kaffeekanne. »Schon wieder leer. Machen wir Feierabend?«
    Jutta nickte zustimmend. »Mehr können wir im Fall Schönhausen sowieso nicht tun. Wie gesagt, die Obduktionsergebnisse liegen morgen vor, genau wie die Detailberichte der Spurensicherung und die Anwohnerbefragung.«
    »Viel haben wir nicht«, sagte Gerhard. »Es könnte sein, dass wir dieses Mal KPDs Statistik strapazieren und an der 100-Prozent-Aufklärungsquote vorbeischrammen. Oder hat jemand von euch eine Idee, was wir in diesem Fall noch tun können?«
    »Jetzt male nicht gleich den Teufel an die Wand«, schimpfte ihn Jutta. »Vielleicht finden wir morgen in den Akten weitere Anhaltspunkte.

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