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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Ansonsten schicken wir verstärkt KPDs Geheimwaffe ins Rennen.«
    »Wen meinst du damit?«, fragte ich neugierig.
    »Dich«, antwortete Jutta.
    »Was macht eigentlich dieser Student?«, fragte Gerhard. »Solange der nicht auftaucht, kann es doch faktisch überhaupt kein Verbrechen geben.«
    Jutta lachte. »Gerhard, mein Lieber, rate mal, wen wir heute Morgen in der Mannheimer Klinik getroffen haben?«
    »Ist nicht wahr, oder?«
    Ich stand auf. »Gehen wir. Mir langt’s für heute.«
    »Denk an den Termin bei deinem Freund«, erinnerte mich Gerhard.
    Fünf Minuten später war ich zuhause. Die kalten Temperaturen hatten etwas Positives. Meine Nachbarin Ackermann lauerte nicht vor ihrem Haus herum. Ohne blutiges Ohr konnte ich mein trautes Heim betreten.
    Es war schwierig, Stefanie zu beichten, dass ich später noch zu Ferdinand müsste. Erst glaubte sie mir nicht so recht und vermutete, dass ich mit Gerhard einen trinken gehen wollte, doch als ich sie einlud, mitzufahren, war alles wieder im Lot. Diesen Trick musste ich mir unbedingt merken.
    Das Abendessen bestand, oh Wunder, aus selbst gebackener Pizza, die herrlich mundete. Fast so gut wie die vom Caravella, was ich selbstverständlich für mich behielt. Ich verzichtete freiwillig auf mein Bier, da ich nachher bestimmt bei Ferdinand eins oder zwei trinken würde. Melanie redete fast kein Wort mit mir, für sie war eine Welt untergegangen. Das würde sich am ersten Schultag nach den Ferien bestimmt wieder ändern, wenn sie erfuhr, dass sie mit Sicherheit nicht die Einzige ihrer Klasse war, die nicht in die Disco durfte. Mit elf Jahren, wo kämen wir da hin? In dem Alter habe ich noch Kasperletheater geschaut. Na ja, ganz so schlimm war es nicht. Mit zwölf war ich mit meinem Freund das erste Mal heimlich im Kino im damals aktuellen James Bond. Ich war offiziell bei ihm zu Besuch und er bei mir. Unsere Eltern haben es vermutlich erst an unseren Albträumen bemerkt.
    Paul war etwas mitteilungsstärker. Doch als seine Mutter das Netzkabel der Spielekonsole konfiszierte, verschwand er maulend im Kinderzimmer. Ich war mit Stefanie alleine.
    »Und, was hat der Frauenarzt so alles gesprochen?«, begann ich mit einer wichtigen Sache. Sie hätte mich umgebracht, wenn ich vergessen hätte, danach zu fragen.
    »Alles so weit im grünen Bereich. Die anstrengenden Monate beginnen ja erst.« Sie schaute mich hoffend an. »Was meinst du? Soll es dieses Mal ein Mädchen oder ein Junge werden?«
    Oh, Vorsicht Falle. Ein falsches Wort und ich war verloren. Ich nahm Stefanie zärtlich in den Arm. »Du, das ist mir wirklich egal. Ein Junge oder ein Mädchen, wo ist da der Unterschied?«
    Meine Frau sah mich mit glänzenden Augen an, ich hatte das Richtige gesagt. Ob sie mir nun das Geschlecht verraten würde?
    »Das finde ich sehr lieb von dir«, antwortete sie mit lieblicher Stimme. »Bist du dir da ganz sicher?«
    »Aber ja doch, Stefanie. Hauptsache, er ist gesund.«
     
    *
     
    Gegen halb zehn machte ich mich auf den Weg. Meine Beteuerungen, bald wieder daheim zu sein, nahm Stefanie seltsamerweise nicht allzu ernst. Dennoch ließ sie mich ohne größere Kommentare ziehen.
    »Immerhin willst du deinem Freund einen Gefallen tun. Man muss seinen Freunden beistehen. Bring ihn doch mal zum Kaffee vorbei. Vielleicht ist er ja in der Midlifecrisis?«
    Midlifekrise? Dieses furchtbare Wort habe ich in meinem Leben schon so oft gehört, ohne damit irgendetwas anfangen zu können. Ich würde nur die Krise bekommen, wenn alle Imbissbudenbesitzer gleichzeitig streiken würden.
    Ich versprach meiner Frau, Ferdinand den Kaffeevorschlag zu unterbreiten.
    Ohne Stau kam ich kurz vor 22 Uhr in der Eichbaum-Brauerei an. Ich fuhr dieses Mal mit meinem Wagen direkt in die Lkw-Zufahrt des Betriebsgeländes. Der Nachtwächter, ein Riese mit Schultern wie Arnold Schwarzenegger, gab mir mit einer Piepstimme zu verstehen, dass ich mein Auto hier abstellen und den Rest des Weges zu Fuß gehen müsste.
    Ferdinand Jäger wartete im Bräukeller auf mich. Die Begrüßung war herzlich, aber ich bemerkte sofort, dass ihn etwas betrübte.
    »Was ist mit eurem Toten passiert?«, wollte ich zunächst wissen.
    »Ich krieg da fast nichts mit«, antwortete mein Freund. »Immerhin wird nach deiner Intervention vermutlich wegen Mordverdacht ermittelt. Das stinkt diesem Kommissar natürlich ganz gewaltig. Aber die Spuren waren eindeutig. Heute habe ich erfahren, dass man das zweite Paar Schuhspuren bisher nicht zuordnen

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