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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zwei Minuten, bis sich unsere Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Von außen drang weder Mondlicht noch das Licht einer Hoflaterne in die Räume. Ich übergab die Lampe an meinen Freund, der sie in gleicher Weise handhabte. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm hinterherzulaufen und zuzuschauen, wie er sich so ziemlich alle Schreibtische, Labortische und Gestelle intensiv anschaute. Mindestens alle 30 Sekunden starrte ich gelangweilt auf meine Armbanduhr, um dann jedes Mal festzustellen, dass bei den Lichtverhältnissen ein Ablesen der Uhrzeit unmöglich war. Von Ferdinand waren nur einzelne Töne wie ›aha‹, ›sehr interessant‹ und ›unglaublich‹ zu hören. Mein Magen knurrte. Waren wir wirklich schon so lange in diesem Labor oder war bei mir das Knurren inzwischen chronisch und ich hatte es nur noch nie bemerkt?
    Mein Freund zupfte an meinem Oberarm und flüsterte mir zu: »Der Versuchsaufbau für ein Filtrierungssystem auf diesem Tisch ist völlig falsch aufgebaut. So was Einfaches lernt man doch bereits in der Berufsschule.«
    »Vielleicht war der Mitarbeiter nicht in der Berufsschule«, antwortete ich. »Du hast doch gesagt, dass die meisten Akademiker sind.«
    »Ja ja, alles Theoretiker und von der praktischen Umsetzung keine Ahnung. Komm, gehen wir in das Labor nebenan.«
    Der nächste Raum, der sich in Größe und Ausstattung nicht vom ersten unterschied, war durch eine offen stehende Tür zugänglich. Die Durchsuchungsprozedur begann von Neuem. Ich hoffte inständig, dass diese Brauerei keine Dutzende Laborräume benötigte. Mein Hoffen wurde erhört.
    »Ich hab’s«, sagte Ferdinand und vergaß das Flüstern. »Schau dir diese Schweinerei an.« Er zeigte auf eine Ecke, in der auf mehreren Rolltischen alles Mögliche stand.
    »Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet«, sagte ich, ohne zu wissen, was eigentlich gemeint war.
    »Du siehst es also auch«, vergewisserte sich mein Freund. »Die Sache ist ja auch zu eindeutig. Wenn wir –«
    In diesem Moment flackerten zahlreiche Neonlampen auf. Unsere Augen waren geblendet, doch unsere Ohren hörten es sofort.
    »Einen wunderschönen guten Abend«, schallte es aus der Richtung zum Durchgang des vorderen Büros.
    Die Stimme hätte ich aus Tausenden herausgehört. Ich war verloren.
    »Mit den Pfälzern ist es immer das Gleiche«, brüllte der fette Kommissar Benno. »Sobald die bei uns in Baden-Württemberg sind, gibt’s Ärger. Seit Jahren schreibe ich eine Petition nach der anderen an unseren Landtag in Stuttgart, um endlich wieder die Visumspflicht für Pfälzer einzuführen. Alles vergebens.«
    Benno Ohnenachname hatte wieder seinen Wackeldackelassistenten dabei. Im Hintergrund konnte ich den Braumeister Michael Panscher erkennen, der mit angriffslustigem Blick zu uns herüberschielte.
    Ferdinand und ich standen nach wie vor stumm und ertappt auf der Stelle. Was sollten wir in solch einer Situation auch tun? Aus dem Fenster springen? Nach dem Weg zum Bahnhof fragen? Doch ich hatte eine bessere Idee, die Flucht nach vorne. Natürlich nur bildlich gesprochen.
    »Ich wünsche Ihnen ebenfalls einen guten Abend, Herr, äh –. Das ist ja ein unglaublicher Zufall, dass wir uns zu so später Stunde in der Brauerei treffen. Was führt Sie denn hierher?«
    Benno schäumte, sein Assistent hörte auf zu wackeln und sah fragend seinen Chef an.
    »Wollen Sie mich zum Affen machen?«, dröhnte dieser. »Dem Braumeister haben wir es zu verdanken, dass wir Sie beide auf frischer Tat ertappt haben.« Er schaute zu Panscher. Der übernahm das Wort.
    »Ich habe es gleich verdächtig gefunden, dass die beiden zu dieser späten Stunde über das Betriebsgelände geschlichen sind. Die haben was zu verheimlichen, dachte ich mir und habe gleich die Polizei angerufen.«
    »Das haben Sie prima gemacht«, unterbrach der fast pensionierte Kripochef. Er drehte sich wieder zu uns. »Ich denke nicht, dass Sie etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen haben. Ihren Job sind Sie los, Palzki.«
    Ich musste aufs Ganze gehen, sonst könnte ich meinen Job in der Tat vergessen. »Welche Verteidigung meinen Sie? Kann es sein, dass hier ein Missverständnis vorliegt?«
    Es war hart an der Grenze, hoffentlich würde er kurz vor Erreichen der Altersgrenze keinen Herzinfarkt bekommen.
    »Sie sind mit dem Leiter der Abteilung Betriebsbesichtigung in die Labors der Brauerei eingebrochen. Was soll es da für ein Missverständnis geben? Sie sind ein simpler Einbrecher, Palzki.

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