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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wurde. Einen Anlauf wagte ich noch. »Hast du eine Ahnung, wie Fritzl Klein in der Sache mit drinhing? Getötet wird schließlich oft genug aus viel niedrigerem Anlass.«
    Ferdinand schüttelte den Kopf. »Ob die vom Labor wirklich den Fritzl von den Tanks gestoßen haben? Ich glaub’s nicht so recht. Die leben zwar in einer eigenen Welt, aber einen Mord würde ich denen beim besten Willen nicht zutrauen.«
    Es war spät geworden. Ich schaute umständlich auf meine Armbanduhr und spielte den Entsetzten. »Stefanie wird mich umbringen. Ich muss heim.«
    Ferdinand Jäger brachte mich noch zu meinem Wagen und wiederholte sein Versprechen, mir gleich morgen Bescheid zu geben.

9 Reiner Palzki, der Lebensretter
    Meine Familie schlief natürlich längst. Stefanie hatte auf dem Küchentisch eine Nachricht für mich hinterlassen. Treu sorgend hatte sie die Reste der Pizza in den Kühlschrank gestellt und mir auf einer knappen halben Seite genaustens beschrieben, wie ich mir diese im Backofen aufwärmen konnte, falls ich noch Hunger hätte. Ich hatte und befolgte die detaillierten Erläuterungen. So schwer schien die Bedienung des Backofens gar nicht zu sein, stellte ich mit Freude fest. Ich hatte an diesem späten Abend meine Erwärmungsmöglichkeiten um ein weiteres Elektrogerät erweitert. Bisher hatte ich nur die Mikrowelle bändigen können. Na ja, zumindest einigermaßen.
    Die Nacht war nicht so toll. Die vielen Pizzen lagen mir schwer im Magen und die beiden Todesfälle schwirrten in meinen Nervenbahnen umher. Auch wenn mich der Todessturz des Braumeistergehilfen eigentlich nichts anging, so hatte mich die Sache trotzdem mitgenommen. Man wird schließlich nicht allzu häufig direkter Augenzeuge einer solchen Tat. Und dabei war ich bloß ein Knallzeuge.
    »Was ist das für eine Schweinerei?«
    Ich schrak hoch. Wo war ich? Wer war ich? Es dauerte einen Moment, um meine Orientierung auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich lag, vielmehr saß ich in meinem Bett und starrte auf die Leuchtziffern des Uhrenradios. Kurz nach 7 Uhr. Der Wecker war auf 8 Uhr eingestellt. Ich schlurfte in die Küche, in der es bestialisch stank, und fand Stefanie mit einem undefinierbar schwarzen Gegenstand in der Hand. Ich hatte den Eindruck, dass sie wütend war.
    »Wieso bist du so früh auf?«, begann ich den folgenden Dialog.
    Sie ging auf die Frage nicht ein. Es musste wohl sehr schlimm sein.
    »Weißt du, was das ist? Beziehungsweise war?« Ihre Stimme war bissig.
    »Jetzt beruhige dich erst einmal, denke an unseren Soh, äh, unser Kind. Um was geht es eigentlich? Warum stinkt es hier so furchtbar?«
    Sie hielt mir das Corpus Delicti unter die Nase. Ich begriff nichts. »Na, kommt dir das bekannt vor? Das ist der Rest der Pizza, die du nicht gegessen hast!«
    War ich hier in einem Mastbetrieb? Es lag gestern Abend, als ich heimkam, noch so viel Pizza im Kühlschrank, die konnte ich nach dem Mahl bei Ferdinand unmöglich komplett essen. Doch halt, was hatte der Pizzarest mit dem verbrannten Etwas zu tun, das Stefanie auf einem Teller in der Hand hielt?
    »Fällt es dir langsam wieder ein, mein lieber Reiner? Du hast dir die Reste aufgewärmt, genau wie ich es dir beschrieben habe. Meinen Glückwunsch.«
    Das klang sehr sarkastisch.
    »Wie ich sehe, hast du auch ungefähr die Hälfte davon gegessen. Den Rest hast du im Ofen liegen gelassen.«
    »Ja, schon. Ich wollte das heiße Zeug nicht einfach in den Kühlschrank zurückstellen.«
    »Prima, dass du dir darüber Gedanken gemacht hast. Warum hast du dann den Backofen anschließend nicht ausgeschaltet?«
    Jetzt wurde mir klarer. Doch Stefanie war mit mir noch nicht fertig.
    »Zum Glück hast du die Ofentür aufstehen lassen, sonst hättest du das Haus abgefackelt. Als Strafe müsstest du dafür eigentlich die verkohlten Reste essen.«
    Was sollte ich auf diese Schuldzuweisung nur antworten? Sie hatte ja recht, das war möglicherweise etwas unüberlegt gewesen, aber schließlich war ich auch extrem müde. Ich sah den Zettel auf der Ablage liegen, den mir Stefanie geschrieben hatte, schnappte ihn mir und machte damit alles nur noch schlimmer.
    »Siehst du, Stefanie. Da steht keine Silbe in deiner Anleitung, den Backofen nach dem Gebrauch abzuschalten.«
    Die verkohlte Pizza klatschte mir mitten ins Gesicht. Sie war nur noch lauwarm. Meiner Frau ging es nach dieser Tat besser, und ich musste sowieso noch duschen.
    Damit war das Thema abgehakt. In anderen Familien würde solch eine Geschichte

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