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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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in seiner Größe zwar beeindruckend, das war es aber auch schon.
    »Sehen Sie die gleichmäßige Ausleuchtung?«, fragte der Student stolz.
    »Macht hell«, antwortete ich unbeeindruckt.
    »Was mach ich überhaupt«, sagte Becker beleidigt und schaltete das teure Stück aus. »Wir geben es am Empfang bei Fräulein Fischer ab. Sie wartet sowieso noch auf meine Telefonnummer.«
    Ich nickte und ging voraus. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass sich mein Inneres dagegen wehrte, Becker und der Empfangsdame beim Süßholzraspeln zuhören zu müssen, oder ob es einfach Schicksal war: Wir verliefen uns. Doch so leicht ließ ich mich nicht aus der Routine bringen. Ich begann ein Gespräch.
    »Herr Becker, ich wollte Sie eigentlich auch unter vier Augen sprechen. Ich hätte da eine Kleinigkeit für Sie.« Ich suchte nach wohlfeilen Worten, um ihn auf den seltsamen Professor in Kleinkarlbach anzusetzen, doch er kam mir zuvor.
    »Hören Sie erstmal zu, was ich Ihnen zu berichten habe.«
    So nervös wie er herumzappelte, dürfte es wohl das Beste sein.
    »Schießen Sie los!«, forderte ich ihn auf.
    Ohne mich misszuverstehen, begann er. »Wie Sie wissen, haben wir im Gewölbekeller die Visitenkarte von Doktor Kleinmacher gefunden.«
    »Sie meinen wohl den Professor Doktor Kleinmacher.«
    Irritiert schaute mich Becker an. »Ja, genau den. Es gibt eine offizielle Erklärung, die besagt, dass Kleinmacher freiwillig seinen Job an den Nagel gehängt hat. Tatsache ist, dass er vor knapp vier Monaten rausgeschmissen wurde.«
    »Wie bitte?« Diese Information war für mich in der Tat neu. Warum hatte mein Kollege Jürgen das bisher nicht recherchiert?
    »Sie haben richtig gehört, Herr Palzki. Der ehemalige Chefarzt hat innerhalb der Klinik an nicht genehmigten Forschungen gearbeitet. Ich konnte bisher nicht herausfinden, um welche Forschungen es ging. Es liegt aber nahe, dass diese gegen die Grundprinzipien der Klinik verstießen. Jedenfalls gab es einen riesigen Skandal. Die Klinikleitung hat aber erfolgreich dafür gesorgt, dass keine Informationen an die Öffentlichkeit gelangen konnten. Ich vermute, dass Kleinmacher eine saftige Abfindung bei vereinbartem Stillschweigen bekam.«
    Ich nahm einen erneuten Anlauf, von meinem Ausflug nach Kleinkarlbach zu berichten. Wieder war ich erfolglos.
    Becker blieb stehen und schaute mich an. »Sind Sie sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind? Hier bin ich noch nie gewesen.«
    Ich auch nicht. »Das passt schon, Herr Becker, das ist eine Abkürzung.« Ich hatte keine Ahnung, durch welchen Teil des Betriebsgeländes wir gerade liefen.
    Becker war zunächst wieder beruhigt. »Das ist lange nicht alles, Herr Palzki. Es gibt Hinweise, dass sich Professor Kleinmacher und Doktor Schönhausen kannten. Und zwar nicht nur oberflächlich als Ärzte in der Klinik, sondern auch privat.«
    Medikamente, das war das Erste, was mir in den Sinn kam. Schönhausen hatte auch Kleinmacher beliefert, das könnte das fehlende Puzzelsteinchen sein. »Was haben Sie alles herausgefunden?«
    »So weit bin ich noch nicht«, sagte er. »Ich bleibe aber am Ball. Ich strecke im Moment überall meine Fühler aus. Übrigens, mit der Nachbarin von Schönhausen ist auch was faul.«
    Ich blieb stehen. »Woher wissen Sie von der?«
    Becker lächelte vielsagend. »Herr Diefenbach ist der Presse gegenüber in letzter Zeit sehr aufgeschlossen.«
    Zu sehr aufgeschlossen, wusste ich. »Was hat Ihnen Herr Diefenbach so alles zugeflüstert? Ich glaube mich zu erinnern, dass wir eine Nachrichtensperre haben.«
    »Die gilt nicht für mich. Herrn Diefenbach habe ich dafür versprochen, erst nach der Verhaftung des Täters zu veröffentlichen.«
    »Festnahme, Herr Becker. Das müssten Sie doch langsam wissen. Ich gebe mich geschlagen. Was stimmt nicht mit Frau Eleonores?«
    »Sie hat keinen Neffen.«
    »Hä?«
    »Sie haben sich auch schon gewählter ausgedrückt, Herr Palzki. Frau Eleonores hat zu Protokoll gegeben, dass ihr Neffe nach der Adresse von Schönhausens Bruder recherchiert hat.«
    »Vielleicht hat sie einen anderen Verwandten gemeint und es wurde im Protokoll falsch festgehalten?«
    »Sie hat überhaupt keine anderen Verwandten mehr. Zwei Brüder, die bei ihr wohnten, haben sich bereits vor Jahren das Leben genommen. Meine Recherchen ergaben, dass trotzdem jemand mit ihr in dem Haus wohnt. Es war aber unmöglich festzustellen, wer das ist. Selbst der Vermieter hat keine Ahnung.«
    Ich hätte mir bestimmt auch das Leben

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