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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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tollen Bären aufgebunden. Wenn dieser um 13 Uhr in den Sozialraum kam, würde ihm wahrscheinlich ein Beamter Schrubber und Wischtuch in die Hand drücken. Dann könnte er sich um den Kehraus kümmern. Eine Party an Silvester bei uns? Das hatte es noch nie gegeben und würde es wohl unter KPDs Leitung nie geben. Der Praktikant riss mich aus den Gedanken.
    »Fast hätte ich es vergessen, Herr Palzki. Ich soll Sie gleich zu Herrn Diefenbach hochschicken, es wäre dringend.«
    Ich war natürlich wieder der Letzte. Jutta, Gerhard und Jürgen saßen bereits bei unserem Vorgesetzten.
    »Können Sie morgens mal ein bisschen früher kommen, wenn wir aktuelle Ermittlungen laufen haben?«, motzte mich KPD zur Begrüßung an. »Wir haben heute sowieso wenig Zeit, um 13 Uhr beginnt die große Silvesterparty.« Er schaute auf seine Uhr. »Knapp vier Stunden kann ich Ihnen noch helfen, den Mörder zu finden. Dann bin ich unabkömmlich.«
    »Welche Silvesterparty?«
    »Sagen Sie mal, Herr Palzki! Lesen Sie überhaupt die internen Mitteilungsblätter, die ich zweimal in der Woche schreiben und verteilen lasse? 17 Ausgaben gibt’s bereits, in den letzten zwei geht’s um die Organisation unserer Jahresabschlussfeier. Nachdem die Weihnachtsfeier ins Wasser gefallen ist, habe ich spontan eine Ersatzveranstaltung geschaffen.«
    Mitteilungsblätter? Das war das Erste, was ich davon hörte. Vielleicht sollte ich wirklich ab und zu mal mein Büro aufsuchen und den Poststapel bearbeiten. In der letzten Zeit hatte das immer Jutta für mich gemacht. Wahrscheinlich hatte sie die Mitteilungsblätter entsorgt.
    »Klar kenne ich Ihre interessanten Mitteilungsdinger«, log ich. »Ich habe nur vergessen, dass die Feier heute ist.«
    KPD war beruhigt. »Okay, dann wäre das geklärt. Wie gehen wir weiter vor? Mein Mannheimer Kollege hat mich vorhin angerufen. Ich bin darüber im Bilde, dass der Bruder unseres Toten ebenfalls ermordet wurde.«
    »Kein Suizid?«, hakte ich nach.
    »Wie kommen Sie auf solchen Blödsinn, Palzki?« Er überlegte einen Moment. »Kann es sein, dass Sie zurzeit psychische Probleme haben, Herr Palzki? Benno sagte mir, dass Sie sich gestern stark danebenbenommen hätten, sich ständig in seine Untersuchung eingemischt haben, stark alkoholisiert waren und mit einem Studenten zusammenarbeiten würden.«
    »Ihr Freund bringt da einiges durcheinander«, sagte ich aufgebracht. »Der denkt nur noch an seine Pension.«
    »Ja, ja, darüber haben wir ebenfalls gesprochen. Benno sieht einen direkten Zusammenhang zwischen unseren Fällen. Es dürfte eher unwahrscheinlich sein, dass zwei Brüder mit wenigen Tagen Abstand unabhängig voneinander abgemurkst, äh, ermordet werden. Darum habe ich mit ihm vereinbart, dass wir mit sofortiger Wirkung die Zuständigkeit für beide Fälle haben.«
    »Alle drei, meinen Sie?«
    »Welche drei?«
    »Da ist in der Brauerei einer vom Gärtank gefallen.«
    KPD stutzte. »War das nicht ein Suizid? Benno hat das nicht weiter erwähnt. Wie auch immer, die Ermittlungshoheit liegt bei uns. Benno kann heute Nacht ohne Altlasten in Pension gehen. Und falls wir in den nächsten vier Stunden den Fall nicht lösen können, buche ich ihn in der Statistik unter sonstige Kapitalverbrechen außerhalb des Zuständigkeitsgebietes. Dann taucht er in unserer Vorderpfalzstatistik nicht auf und wir haben unser 100-Prozent-Soll wieder mal erfüllt. Noch Fragen?«
    »Vier Stunden reichen locker«, sagte ich und stand auf. »Gibt’s heute Mittag auf der Feier auch Bier?«
    Mit wenigen Sekunden Abstand folgten meine Kollegen. Ich war bereits an der Tür, die geflüsterten Worte KPDs nebst der wischenden Handbewegung vor seinem Gesicht bekam ich trotzdem mit.
    »Frau Wagner, passen Sie bitte auf Ihren Kollegen auf. Ich glaube, er hat im Moment nicht so den richtigen geistigen Durchblick.«
    In Juttas Büro angekommen, griff mir meine Kollegin behutsam an den Oberarm. »Komm, Reiner, setz dich vorsichtig auf den Platz, ich bring dir gleich einen Kamillentee.«
    »Hör auf mit dem Mist«, motzte ich sie an, wohl wissend, dass sie nur spaßte. »KPD hat einen an der Klatsche, aber nicht ich.«
    »Na ja«, sagte Gerhard dazu. Mehr nicht. Dafür würde ich mich bei Gelegenheit rächen.
    Jürgen überreichte mir einen Aktenordner und eine gut gekühlte Flasche Cola.
    »Wow, womit habe ich das verdient?« Ich strahlte. Zwar nicht die Welt, aber der Morgen war gerettet.
    »Das habe ich im Sozialraum stibitzt, da baut der Partyservice

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