Räuberbier
beispielsweise einmal Stefanie bei einem Besuch im Reformhaus begleitet. Anfangs hatte ich noch tapfer die vielen aufgenötigten Kostproben zu mir genommen. Irgendwann wurden meine ehrlich gemeinten Kommentare deutlicher und meine Frau und die Verkäuferin warfen mich gemeinsam aus dem Laden. Nach diesem Debakel kaufte ich meiner Frau einen Blumenstrauß in der Hoffnung, dass sie sich über die Nelken freuen würde.
Jacques aß nun auch ein Gebäck, was ich als Hinweis auf ein nicht akut anstehendes Ableben meinerseits wertete.
»Was willst du überhaupt hier?«, fragte mich der Erfinder mit vollem Mund.
»Dich besuchen, sonst nichts.«
»Sonst nichts«, äffte er mich nach. »Das wäre das erste Mal. Hat es etwas mit Silvester zu tun? Soll ich dir ein paar Kracher für deinen Sohn zusammenmixen? Dann wackeln bei euch die Scheiben im ganzen Wohngebiet.«
Die Sache musste ich mir merken. Vielleicht konnte er mir ein paar extrastarke Böller mit kleinem Schadensradius produzieren. Meine Nachbarin würde sich darüber sicherlich freuen. Ich verdrängte meine bösartigen, aber gerechten Gedanken. Ich war wegen einer wichtigeren Sache hier. Obwohl die Brisanz einer Frau Ackermann durchaus mit einem frei umherlaufenden Mörder vergleichbar war. Strafrechtlich gab es allerdings dummerweise ein paar kleinere Unterschiede.
Jacques bemerkte, dass ich nicht antwortete. »Ist es mal wieder so weit? Du brauchst Hilfe in einer Ermittlungssache?«
Ich nickte fast unmerklich.
»Dann fang an zu erzählen, damit wir dieses Jahr noch fertig werden.«
»Das ist es ja. Ich möchte den Gauner heute noch fassen.«
Der Erfinder schaute auf die Küchenuhr, die so verstaubt war, dass die Zeiger nur mit Mühe zu erkennen waren. »Hexen kann ich nicht, zaubern schon. Iss noch ein Gebäck und erzähl endlich.«
Und so begann ich zu reden. Vor Jacques hatte ich keine Geheimnisse. Während meines Vortrages wurde mir bewusst, wie viele kuriose und gefährliche Dinge ich in den letzten Tagen erlebt hatte. Am Schluss war ich überzeugt, meinem Freund ein umfassendes Bild der aktuellen Lage gegeben zu haben.
»Das ist ja ein Ding«, kommentierte er meinen Bericht. »Im Prinzip ist alles logisch, aber da draufzukommen war bestimmt nicht einfach, oder?«
»Ach weißt du, ich habe den Täter schon lange in Verdacht. Nur mit den Beweisen hapert es noch.«
»Darum willst du wieder einen deiner berühmten Palzki-Bluffs durchführen.«
Ich lächelte. »Ja, genau so könnte man das sagen. Ich weiß nur nicht wie. Man müsste den Täter an einen bestimmten Ort locken, das dürfte noch funktionieren. Aber dann?«
Jacques war in seinem Element. Er schien gar nicht überlegen zu müssen. »Das lass mal meine Sorgen sein. Ich hab da bereits eine Idee. Würdest du mich mit deinem Freund Ferdinand Jäger bekanntmachen?«
Hocherfreut ging ich in den Flur. Glücklicherweise gehörte ich der Generation an, die wusste, wie ein Wählscheibentelefon funktionierte. Meine Kinder könnten solch ein Gerät ohne Anleitung nicht mehr bedienen.
Ferdi war hocherfreut, von mir zu hören. In Sachen Mordfall Karl-Heinz Schönhausen hatte sich in der Brauerei nichts getan. Weder der Kripochef noch andere Beamte waren heute erschienen. Es wurde gemunkelt, sie würden eine interne Party auf der Dienststelle feiern. Ich überließ Jacques das Telefon, der sich daraufhin lange mit Ferdinand unterhielt.
Nach dem Telefonat erklärte mir Jacques seine Idee. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend. Ich hatte ein paar Verbesserungsvorschläge, die wir in das Gesamtkonzept integrierten. Viel gefährlicher als Jacques’ selbstgezüchtetes Weihnachtsgebäck war unser Plan auf keinen Fall. Dennoch sollte ich ihn nicht unbedingt meiner Frau auf die Nase binden.
Jacques benötigte für unser Vorhaben ein paar Stunden Vorbereitungszeit. Mit Ferdinand Jäger hatte er am Nachmittag einen festen Termin vereinbart. Da ich nicht im Weg herumstehen wollte, verabschiedete ich mich.
»Wir machen es genauso wie vereinbart«, gab er mir mit auf den Weg. »Du brauchst keine Angst zu haben, das wird der absolute Knaller.«
14 Mein Maserati fährt 210, die Polizei hat’s nicht gesehn
Ich freute mich, dass das Caravella am Silvestertag geöffnet hatte. Dort erhielt man noch richtige Naturprodukte wie frittierte Kartoffelstäbchen und kein chemisches Zeug oder, noch schlimmer, Biofutter.
In diesem Zusammenhang fiel mir ein, dass es an der Weinstraße einen Winzer gab, der seine
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