Räuberbier
Produkte als Wein aus ökumenischem Anbau vermarktete. Und das nur, weil es in seinem Wohnort eine evangelische und eine katholische Kirche gab.
Nach dem Motto, jeder Tag könnte dein letzter sein, bestellte ich mir eine ausgedehnte Henkersmahlzeit. Ich hoffte dadurch, das Erfindergebäck in meinem Körper ausreichend zu verdünnen.
Gestärkt und mit brennender Speiseröhre fuhr ich anschließend zur Dienststelle.
Ich erkannte den dekorierten Eingangsbereich fast nicht wieder. Es fehlte nur noch, dass mir eine Polonaise mit uniformierten Kollegen entgegenkam.
Der Versuch, mich in mein eigenes Büro zu schleichen, misslang. Vermutlich hatten die Kollegen überall Fahndungsplakate ausgehängt. So dauerte es keine Minute, bis Jutta und Gerhard in mein Büro stürmten.
»Da bist du ja«, begann eine erleichtert wirkende Jutta. »Wir haben dich überall gesucht, weil wir uns Sorgen um dich gemacht haben.«
Gerhard schüttelte den Kopf. »Nur in deinem Büro haben wir nicht gesucht. Das war uns zu unwahrscheinlich. Warst du die ganze Zeit hier?«
»Ja klar«, antwortete ich und verbesserte mich sofort. »Ne, natürlich nicht. Kommt, setzt euch.« Ich zeigte auf meine Besprechungsecke.
Meine Kollegen waren neugierig geworden. Gerade als ich ihnen alles erzählen wollte, kam KPD zur Tür herein.
»Da sind Sie ja, meine Herrschaften. Gut, dass Herr Palzki auch da ist. Kommen Sie, kommen Sie, die Party geht los. Die Presse ist auch längst anwesend.«
Diefenbach, der ein winziges Papierhütchen trug, wartete, bis wir uns erhoben und ihm in den Sozialraum folgten. Die ersten Tusche erklangen. Hatten wir vielleicht doch bereits Fastnacht und mein Gehirn spielte mir einen Streich? Hatte KPD recht mit seiner Behauptung, ich wäre im Moment geistig etwas indisponiert? Ich blickte zu Jutta und Gerhard, die ebenfalls unglückliche Mienen machten. Nur Jürgen, der in einer Ecke stand und drei Colaflaschen in der Hand hielt, lachte. Wahrscheinlich durfte er zuhause bei seiner Mama keine koffeinhaltigen Sachen trinken.
Da KPD auch die Presse eingeladen hatte, war Dietmar Becker anwesend. Er kam zu uns rüber und setzte sich direkt neben mich. Dass er mir seinen Arm nicht um die Schultern legte, wunderte mich.
»Alles klar, Herr Palzki? Es war ein schöner Tag gestern, oder? Als Dreamteam sind wir unschlagbar. Fangen wir beide heute noch den Mörder?«
Ein kleiner Seitenblick zeigte mir, dass meine Kollegen große Augen bekamen. Die Erlebnisse des gestrigen Nachmittags kannten sie nur aus der Sichtweise von KPD, und dieser erhielt seine Informationen von Benno, dem Mannheimer Kripoleiter.
»Das hat sich alles zufällig ergeben«, schrie ich, da jemand die Musik lauter gedreht hatte und es Jutta und Gerhard hören sollten.
»Zufall oder nicht«, schrie Becker gegen Nenas 99 Luftballons an. »Hauptsache, ich war dabei, als wir den toten Schönhausen fanden. Gleich heute Morgen habe ich mit meinem neuen Krimi begonnen. Es gibt in meinem Handlungskonzept noch ein paar Lücken, vielleicht könnten wir uns da mal zusammensetzen.«
›Kriegsminister gibt’s nicht mehr‹, tönte es aus den Lautsprechern und mir fiel keine Antwort ein.
Ich winkte Jürgen zu mir und nahm ihm kommentarlos eine Flasche Cola ab, die er bereitwillig hergab. Das Angebot schien groß genug zu sein. Über dem Selbstbedienungsausschank hing ein Schild: Bier und Wein bitte erst ab 18 Uhr.
Die Versuchung war groß, doch ich musste unbedingt nüchtern bleiben. Mein eiserner Wille durfte nicht gebrochen werden. Dummerweise kam in diesem Moment Gerhard mit einem listigen Lächeln von der Ausschanktheke zurück. Hinter seinem Rücken holte er zwei Flaschen Pils hervor.
»Nimm schon«, sagte er zu mir. »Die ersten zwei Kästen sind bereits leer.«
Ich zeigte auf das Schild. »Da vorne steht was von 18 Uhr, Kollege.«
Gerhard schaute mich mitleidig an. »Seit wann stört sich in diesem Laden jemand an Schildern? Die haben überhaupt keine Rechtswirkung.« Er hielt mir die geöffnete Flasche vor die Brust.
»Danke, heute nicht.«
Das hatten auch Jutta und Dietmar Becker mitbekommen. Meine Kollegin fühlte mir den Puls. »Ist wirklich alles mit dir in Ordnung? Sollen wir einen Arzt rufen? Keine Angst, nicht den Doktor Metzger.«
»Mir kann kein Arzt helfen«, sagte ich und wurde sofort missverstanden.
Betroffen schauten mich meine Kollegen an. »Du hast nie darüber gesprochen, dass du so schwer krank bist, Reiner. Können wir irgendwas für dich
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