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RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition)

Titel: RAFA: Mein Weg an die Spitze (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Carlin , Rafael Nadal
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ausgewogenes Verhältnis von Kraft und Schnelligkeit braucht. Ein unverhältnismäßig hohes Muskelgewicht würde den Spieler langsamer machen. Während der häufigen Fahrten zwischen meinem Zuhause und seinem Fitnessstudio fütterte Forcades mich mit Theorie. Unser Training war unendlich vielfältig, auch wenn ich mit 16, 17 Jahren etliche Zeit auf einem Gerät verbrachte, das für Astronauten entwickelt wurde, um deren Muskelschwund in der Schwerelosigkeit des Alls zu verhindern. Ich zog an einem Seil, das an einem Schwungrad befestigt war, und förderte damit den Muskelaufbau der Beine und Arme, vor allem der Arme, um ihre Beschleunigungsfähigkeit zu erhöhen. Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb ich dem Ball bei meiner Topspin-Vorhand mehr Rotation mitgeben kann als jeder andere Top-Spieler (wie ich hörte, gab es dazu wissenschaftliche Studien). Beim Training auf diesem Schwungradgerät, »Jojo« genannt, erreichte ich einen Leistungsstand, der dem Heben von 117-Kilogramm-Gewichten entsprach. Außerdem machte ich Kraftübungen am Barren, trainierte im Wasser, auf Laufbändern und an Rudergeräten, machte Yoga und arbeitete an den Muskeln, den Gelenken und viel an den Sehnen, um Verletzungen vorzubeugen und meine gesamte Elastizität zu verbessern. Beim Laufen förderten wir meine Fähigkeit, schnell die Richtung zu wechseln und mich mit Tempo seitlich, vorwärts und rückwärts zu bewegen. Alle Übungen simulierten die speziellen Belastungen, denen der Körper beim Tennis ausgesetzt ist, und konditionierten mich dazu, mich bestmöglich dem schnellen Stopp-und Startwechsel dieses Spiels anzupassen. In einem weiteren Punkt bewies Forcades großes Einfühlungsvermögen: Wir hielten uns an das Trainingsprogramm, selbst wenn ich mich nicht gut fühlte, ich müde, schlechter Stimmung oder aus anderen Gründen nicht auf der Höhe war. Denn auch während eines Turniers würde es immer Tage geben, an denen ich nicht in Bestform sein würde, und wenn wir unter solchen Umständen trainierten, wäre ich besser auf Wettkämpfe vorbereitet, bei denen ich hinter meinen normalen Möglichkeiten zurückblieb.
    Als Heranwachsender trainierte ich bereits so, wie ich es bis heute tue: mit vollem Einsatz wie in einem Match. Wenn ich Ansporn brauchte, hatte Forcades seine eigenen Methoden. Er appellierte an mein Konkurrenzdenken mit Äußerungen wie: »Weißt du, dass Carlos Moyá – den er ebenfalls trainierte – davon zehn in 30 Sekunden schafft? Na ja, da du heute ein bisschen müde bist, hören wir bei acht auf.« Selbstverständlich schaffte ich dann zwölf.
    Mein Vater und meine Onkel sind samt und sonders große, starke Männer, daher war es durchaus nicht ungewöhnlich, dass ich einen kräftigen, athletischen Körperbau entwickelte. Da ich aber so schnell die Tennisleiter erklomm, musste ich mich als Jugendlicher besonders um den Kraftaufbau kümmern, um mit erwachsenen Profispielern mithalten zu können. Es vergingen einige Jahre, bevor ich regelmäßig gegen gleichaltrige oder jüngere Spieler antrat.
    Meinen ersten Sieg als Profispieler bei einem ATP-Turnier errang ich zwei Monate vor meinem 16. Geburtstag bei den Mallorca Open gegen Ramón Delgado, der zehn Jahre älter war als ich. Dieser Sieg katapultierte mich in die internationale Futures-Tour, also auf die Ebene unterhalb der ATP-Tour, wo ich sechs Turniere in Folge gewann. Dadurch kam ich in die Challenger-Serie, in der meist Spieler von Platz 100 bis 300 der Weltrangliste antreten. Nun spielte ich ständig gegen Spieler, die 20, 22, 24 Jahre alt waren. Ende 2002 stand ich mit 16 ½ Jahren auf Weltranglistenplatz 199. Ende 2003, also knapp ein Jahr nach meinem Durchbruch mit dem Sieg gegen Delgado, trat ich bei zwei der Topturniere der ATP World Tour an: In Monte Carlo gelang mir ein noch größerer Erfolg als mit dem Sieg über Delgado, denn ich schlug Albert Costa, der 2002 die French Open gewonnen hatte; in Hamburg besiegte ich meinen Freund und Mentor Carlos Moyá. Beide gehörten damals zu den Top Ten der Weltrangliste und waren Grand-Slam-Gewinner. Innerhalb von vier Monaten kletterte ich in der Weltrangliste von Platz 199 auf Platz 109. Ein zeitlich sehr ungünstiger Rückschlag ereilte mich allerdings durch eine Schulterverletzung im Training, die zwei Wochen brauchte, um zu verheilen, und die mich um mein Debüt bei den French Open im Roland-Garros-Stadion brachte. Aber kurze Zeit später trat ich erstmals in Wimbledon an und schaffte es bis in die

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