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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Wahrheit zu sagen. Und so hatte Marvin Patterson bei der Frage nach irgendwelchen Verhaftungen oder Verurteilungen »Nein« angekreuzt, als er sich um den Job im Radiosender beworben hatte.
    Selbst wenn es lausig war, hinter anderen Leuten herzuputzen, so war der Job doch ein Volltreffer gewesen. Als er ihn bekommen hatte, war er überzeugt, dass ihn das Schicksal oder eine gute Fee oder eine andere heimliche Macht verleitet hatte, das Zeug zu stehlen. Wäre er nicht aus seinem ersten Job geflogen, hätte sich nicht der Weg für die Stelle bei 101.3 geebnet.
    Der Hausmeisterjob war nicht nur eine feste Anstellung, die seinen Bewährungshelfer zufrieden stellte, er hatte Lancy auch davor bewahrt, seinen Notgroschen aufzehren zu müssen. Und vor allem hatte er ihm erlaubt, jeden Abend in Paris Gibsons Nähe zu sein.
    Leider könnte er nicht in diesen Job zurückkehren. Genauso wenig konnte er in sein Apartment zurückkehren, einen Scheck auf Marvin Pattersons Konto ausstellen oder an einem Automaten Geld abheben, denn durch all das stellte man quasi sicher, dass man gefunden wurde, wenn man nicht gefunden werden wollte.
    Sobald ihm diese Bullen befohlen hatten, in seiner Wohnung zu warten, weil sie mit ihm darüber reden wollten, ob er Paris
Gibson mit unanständigen Anrufen belästigt hatte, war ihm klar gewesen, dass die Sache für ihn gelaufen war. Schlagartig hatte er sich in einen Exknacki zurückverwandelt und entsprechend reagiert. Er hatte sein Handy eingesteckt, seinen Computer und ein paar Anziehsachen eingepackt und war verschwunden.
    Zuerst hatte er bei seinem Zweitwohnsitz Halt gemacht, einer Müllkippe, die er unter einem falschen Namen gemietet hatte. Was damals vielleicht wie ein unnötiger Luxus gewirkt hatte, erwies sich jetzt als höchst praktisch.
    Aber als er auf den Parkplatz einbiegen wollte, hatte er einen Streifenwagen vor dem International House of Pancakes gegenüber stehen sehen. Deshalb war er ohne anzuhalten vorbeigefahren. Natürlich hatte er sich gesagt, dass das wahrscheinlich nur ein Zufall war, dass die Polizei bestimmt nicht im Streifenwagen anrücken würde, wenn sie ihn dort abfangen wollte. Aber er wollte lieber kein Risiko eingehen.
    Stattdessen hatte er Marvin Pattersons falsche Ausweise zerstört. Hallo, Frank Shaw.
    Auch die Kennzeichen an seinem Auto hatte er gegen ein Paar ausgetauscht, das er vor Monaten geklaut hatte.
    Die Menschen konnten noch so viel von Läuterung und zweiten Chancen reden, kein Bulle, Richter oder anständiger, gesetzestreuer Bürger würde ein »im Zweifel für den Angeklagten« gelten lassen, wenn er einen Exsträfling vor sich hatte. Selbst wenn man auf die Bibel schwor, dass man sich geändert hatte. Selbst wenn man sie anflehte, sich beweisen zu dürfen. Selbst wenn man hoch und heilig versprach, ein verlässliches Mitglied der Gemeinschaft zu werden. Es half alles nichts. Niemand würde einem Knacki eine zweite Chance geben. Das Gesetz nicht, die Gesellschaft nicht und die Frauen nicht.
    Die Frauen schon gar nicht. Selbst wenn sie alles Mögliche mit einem machen wollten, wurden sie schlagartig zur Nonne, sobald man ein Wort von einer Vorstrafe sagte. Plötzlich wurden sie zimperlich. Da zogen sie die Grenze. War das etwa vernünftig?

    Für Lancy nicht. Aber trotzdem gab es diese Grenze, ob sie nun vernünftig war oder nicht. Da er nicht ihren Ansprüchen entsprach, hatte er versucht, sich in einen Mann zu verwandeln, der es tat. Er zog sich besser an als früher, er redete gewählter als früher, und er behandelte die Frauen wie ein Gentleman.
    Bislang hatten seine Bemühungen kaum Erfolge eingetragen. Ein paarmal hatte es ganz viel versprechend ausgesehen, aber letzten Endes war es ihm jedes Mal genauso ergangen wie früher. Es war wie ein Fleck, den nur die Frauen sehen konnten.
    Er brachte es einfach nicht fertig, dass sie ihn mochten und respektierten. Angefangen mit seiner eigenen Mutter.

22
    Â»Wir wissen, dass das ein bisschen überraschend kommt, aber wir würden uns trotzdem freuen, wenn du mit uns essen gehst.«
    Paris sah von Dean zu Gavin. In den letzten sieben Jahren war er groß, schlank und hübsch geworden. Seine Haare waren etwas nachgedunkelt, und sein Gesicht war markanter als früher, aber sie hätte ihn immer noch auf den ersten Blick erkannt.
    Â»Ich weiß, dass es eine abgedroschene Floskel ist«, sagte

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