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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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für seine Frechheit bluten lassen, bis der ihn angebettelt hatte, sein eigenes Päckchen behalten zu dürfen.
    Das war vor Jahren gewesen. Inzwischen nahm er keine harten Drogen mehr. Er spielte auch nicht mehr in Pornos mit. Er hatte sich in jeder Hinsicht gebessert.
    Aber offenbar sah das seine Mutter anders. »Du bist genau wie dein Alter«, sagte sie und kaute dabei schmatzend an ihrem Sandwich. »Der Mann war ein verlogener Dreckskerl, und du schaust genauso durchtrieben drein wie er. Du redest nicht mal normal. Wo hast du gelernt, plötzlich so komisch zu reden?«
    Â»Ich arbeite jetzt in einem Radiosender. Ich höre den Radiomoderatoren zu. Ich habe ihre Redemuster übernommen. Und ich habe Unterricht genommen.«
    Â»Redemuster, leck mich doch. Ich trau dir nicht so weit, wie ich dich schmeißen kann.«
    Sie kehrte zu ihrer Serie zurück. Lancy arbeitete sich Haufen von Katzenscheiße übersteigend durch den schmalen Gang vor, und quetschte sich zuletzt in den winzigen Raum, in dem er immer schlief, wenn er gerade aus dem Knast gekommen und arbeitslos war, oder wenn er wie jetzt ein paar Tage untertauchen musste. Dies war seine letzte Zuflucht.
    Er wusste, dass seine Mutter den Raum regelmäßig durchsuchte, sobald er wieder verschwunden war, und hatte deshalb, als er die lose Vinylfliese unter dem Doppelbett heraushebelte, wie jedes Mal Angst, was er wohl darunter finden würde. Oder genauer gesagt nicht finden würde.
    Aber das Geld, größtenteils Hundert-Dollar-Scheine, lag immer
noch genauso in der kleinen Eisenschatulle, wie er es verstaut hatte. Die Hälfte davon gehörte rechtmäßig seinem ehemaligen Partner, der für ein anderes Verbrechen vor Gericht gestellt worden war und jetzt seine Zeit absaß. Gleich nachdem er wieder freikam, würde er sich auf die Suche nach Marty Benton und nach seinem Anteil an der Beute machen. Aber darüber würde sich Lancy den Kopf zerbrechen, wenn die Zeit gekommen war – falls es überhaupt so weit kommen würde.
    Die ursprüngliche Summe war schon deutlich geschrumpft. Einen beträchtlichen Teil davon hatte er dazu verwendet, sich ein neues Auto und neue Klamotten zu kaufen. Er hatte ein Apartment gemietet … sogar zwei, um genau zu sein. Außerdem hatte er in den Computer investiert, der jetzt in seinem Kofferraum lag.
    Seine Mutter wäre außer sich gewesen, weil er das Geld für eine idiotische Apparatur wie einen Computer rausgeworfen hatte, während sie ihre Serien immer noch in Schwarz-Weiß anschauen musste. Sie begriff nicht, dass man sich inzwischen mit Computern auskennen musste, wenn man bei einem Vorhaben, ob nun legal oder illegal, erfolgreich sein wollte. Lancy hatte sich alles Nötige selbst beigebracht. Damit ihn die alte Kuh nicht nervte, würde er warten, bis sie eingeschlafen war, bevor er den Laptop hereinholte und über sein Handy ins Internet ging.
    Er zählte sein Geld, stopfte ein paar Scheine in die Tasche und legte den Rest in das Versteck unter der Fliese zurück. Es war sein Notgroschen, und er zapfte ihn jetzt nur äußerst ungern an. Andererseits war dies ganz eindeutig ein Notfall.
    Kurz nachdem er seine letzte Strafe abgesessen hatte, hatte er einen guten Job an Land gezogen, aber er war zu blöd gewesen, um das zu begreifen. Dass er seine Firma bestohlen hatte, gehörte zu den größten Dummheiten, die er je begangen hatte. Nicht dass er es damals als Diebstahl betrachtet hätte, aber sein Chef hatte es eindeutig so gesehen.
    Hätte er seinen Chef gefragt, ob er das ausgemusterte Material gegen eine kleine Spende kaufen könnte, hätte der ihm wahrscheinlich
erlaubt, sich alles zu nehmen, was er wollte, und zwar gratis. Aber er hatte damals nicht gefragt. Er war in seine alten Muster zurückgefallen. Nimm es dir, solange du kannst. Einmal ist keinmal. Eines Abends hatte er sich auf dem Heimweg mit den ausgemusterten Sachen eingedeckt, weil er davon ausgegangen war, dass niemand was merken würde.
    Aber dann hatte es doch jemand bemerkt. Als einziger Exknacki im Betrieb war er natürlich der Hauptverdächtige. Als ihn sein Chef zur Rede stellte, hatte er alles zugegeben und um eine zweite Chance gebeten. Pustekuchen. Er wurde gefeuert und entging einer Anzeige nur, weil er alles wieder zurückbrachte.
    Diese Erfahrung hatte ihn mehrere Dinge gelehrt, vor allem aber, bei einer Einstellung nie die

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