Rage Zorn
versuchen, Valentino zu provozieren.«
»Wozu provozieren?«
»Sich aus seinem Versteck zu wagen.«
»Und wie?«
»Durch dich.«
»Mich? Während meiner Sendung?«
»Genau. Wenn du ein Hohelied auf Janey singst und sie zum Opfer stilisiert, könnte er vielleicht anrufen, um sich zu rechtfertigen. Vielleicht redet er dann länger mit dir und gibt uns dabei unfreiwillig einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort oder seine Identität.
Entscheidend ist, dass du Janey in den Mittelpunkt stellst«, fuhr er fort. »Dass du ihr ein Gesicht gibst. Immer wieder ihren Namen nennst. Du musst ihn dazu bringen, sie als Menschen, nicht als namenlose Gefangene wahrzunehmen.«
Sie sah ihn zweifelnd an. »Glaubst du wirklich, dass diese Taktik bei Valentino zieht?«
»Ich weià es nicht. Aber wenn es immer nur um sie und nicht um ihn geht, wird das sein Ego treffen. Er will der Star sein, er will im Mittelpunkt stehen. Wenn du sie ins Zentrum stellst, wird er vielleicht dem Drang, sich zu präsentieren, nicht widerstehen können.«
Paris warf einen Blick auf ihre Uhr.
Dean sprach ihren Gedanken laut aus. »Genau. Wir haben nur noch vierundzwanzig Stunden, um ihn davon abzuhalten, seine Drohung wahr zu machen. Deine Sendung heute Abend ist vielleicht unsere letzte Chance, ihn umzustimmen. Wir wollen ihn auf keinen Fall zu einer extremen Reaktion verleiten, denn die könnte tragische Folgen haben. Aber möglicherweise könntest du ihn überreden, das Mädchen freizulassen.«
»Das ist leichter gesagt als getan, Dean. Es ist ein schmaler Grat zwischen Ãberredung und Anstiftung.«
Er nickte ernst. »Genau deshalb bereue ich schon fast, dass ich es vorgeschlagen habe.«
»Was meint Curtis dazu?«
»Er ist sofort auf den Vorschlag angesprungen. Und zwar kopfüber. Ich habe ihn erst mal gebremst und ihm erklärt, dass wir das nur machen, wenn du hundertprozentig damit einverstanden bist.«
Er stellte sich dicht neben sie. »Bevor du dich entscheidest, solltest du noch etwas bedenken. Das ist keine Kleinigkeit, sondern
ein ganz zentraler Einwand. Aus irgendeinem Grund war Valentino von Anfang an wütend auf dich. Mit seiner Aktion will er nicht nur die Frau bestrafen, von der er sich hintergangen fühlt, sondern auch dich. Wenn du Druck auf ihn ausübst, in welcher Form und in welchem Ausmaà auch immer, wird ihn das wahrscheinlich noch wütender machen, und dann wärst du sein wahrscheinlichstes Ziel. Einmal hat er dich schon indirekt bedroht.«
»Willst du mir davon abraten?«
»Hört sich so an, wie?« Er lächelte trocken. »Es braucht dich nicht zu interessieren, ob du Curtis oder mich damit enttäuschen würdest. Risiken einzugehen gehört zu unserem Job, aber nicht zu dem Job einer Radiomoderatorin. Es liegt allein an dir, Paris. Wenn du nein sagst, ist die Sache gestorben. Denk darüber nach. Du kannst mir die Antwort nach dem Essen geben.«
»Ich brauche nicht lange nachzudenken. Ich werde alles tun, damit dieses Mädchen wohlbehalten nach Hause kommt. Aber ich werde deinen Beistand brauchen.«
Er nahm ihre Hand und drückte sie schnell und fest. »Ich werde direkt neben dir sitzen und dir Tipps geben, was du sagen sollst. Ich werde immer bei dir sein.«
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Gavin ihnen neugierig zusah, und sie wandte sich von Dean ab, um zu erklären: »Die Nudeln sind fertig!«
Â
»Hallo? Brad, bist du das? Wenn du es bist, dann sprich bitte mit mir.«
Er hatte sich nicht zurechtgelegt, was er sagen würde, wenn zu Hause jemand ans Telefon ging, aber er konnte dem Drang anzurufen nicht widerstehen, so als müsste er sich versichern, dass seine Familie noch da war. Irgendwie hatte er instinktiv angenommen, dass ihm etwas Passendes einfallen würde, sobald er ihre süÃen Stimmen hörte.
Aber als Brad Armstrong das Beben in der flehenden Frage seiner Frau hörte, war sein Gehirn wie leer gefegt. Dass sie so zermürbt
wirkte, warf ihn aus der Bahn. Seine Kehle wurde so eng, dass er keinen Ton herausbrachte. Er krampfte die schweiÃige Hand um den Hörer und war schon kurz davor aufzulegen.
»Brad, sag doch was. Bitte. Ich weiÃ, dass du es bist.«
Er atmete halb seufzend, halb schluchzend aus. »Toni.«
»Wo bist du?«
Wo er war? In der Hölle. Dieses Drecksloch bot keine der Annehmlichkeiten des
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