Rage Zorn
lang.«
Aber sie würden noch länger warten müssen. Das Telefon läutete.
Beide erstarrten. Ihre Blicke trafen sich, und beiden war, ohne dass sie einen Ton gesagt hätten, klar, dass sie diesen Anruf annehmen musste. Es stand zu viel auf dem Spiel. Dean lieà sich auf den Rücken fallen und versengte die Zimmerdecke mit inbrünstigen Flüchen.
Paris schob sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht und streckte die Hand nach dem schnurlosen Apparat auf ihrem Nachttisch aus. »Hallo?« Sie gab Dean lautlos zu verstehen, dass Curtis am Apparat war. »Nein ⦠nein, ich war schon wach. Gibt es etwas Neues?«
»GewissermaÃen«, antwortete der Detective barsch. »Allerdings nicht von Valentino oder Janey. Brad Armstrong und Marvin Patterson sind immer noch nicht gefasst. Aber eigentlich wollte ich Malloy sprechen. Ich habe gehört, er sei bei Ihnen.«
Mit mehr Fassung, als sie in Wahrheit empfand, sagte sie: »Einen Augenblick. Ich gebe Sie weiter.«
Sie deckte die Sprechmuschel ab und streckte Dean das Telefon hin. Er sah sie fragend an, aber sie zog nur die Schultern hoch und meinte: »Das hat er nicht gesagt.«
Er nahm ihr das Telefon ab und wünschte dem Detective knapp einen guten Morgen. Paris stand auf, ging ins Bad und schloss die Tür. Nach einer kurzen Dusche streifte sie ihren Bademantel über und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Dean war nicht mehr da, und das Telefon stand wieder in der Ladestation.
Sie folgte den Geräuschen in die Küche. Dean schaufelte gerade Kaffeepulver in den Papierfilter. Als er sie kommen hörte, warf er einen kurzen Blick über die Schulter. »Du riechst gut.«
»Was wollte Sergeant Curtis?«
»Der Kaffee ist gleich fertig.«
»Dean?«
»Gavin hat ihm erzählt, dass ich hier bin. Er hat mich zu Hause angerufen, weil er mich auf dem Handy nicht erreichen konnte. Als ich heute Morgen bei Liz war â«
»Du warst heute Morgen bei Liz?«
»Ganz früh. Kurz zuvor hatte ich das Handy ausgeschaltet, und danach habe ich vergessen, es wieder einzuschalten. Es wäre allzu unhöflich gewesen, wenn ich bei dem, was ich ihr sagen wollte, von einem Anruf unterbrochen worden wäre.«
Paris sagte nichts, spürte aber den Druck zahlloser Fragen, die sich ihr aufdrängten. Er holte in aller Ruhe zwei Kaffeetassen aus ihrem Geschirrschrank und drehte sich erst dann zu ihr um. »Was ich ihr sagen wollte war, dass ich sie nicht wiedersehen werde.«
Sie schluckte schwer. »Hat es sie getroffen?«
»Schon. Aber sie war nicht wirklich überrascht. Sie hat es kommen sehen.«
»Oh.«
Offenbar hatte er ihre Gedanken gelesen, denn er sagte ruhig: »Gib dir nicht die Schuld an unserer Trennung, Paris. Dazu wäre es so oder so gekommen.«
»Ist es ⦠okay für dich?«
»Ich bin erleichtert. Es war unfair ihr gegenüber, die Sache so lange laufen zu lassen.«
Die Kaffeemaschine zeigte mit einem Gurgeln an, dass der Kaffee gleich fertig war, was ihr die Möglichkeit zu einem eleganten Themenwechsel gab. Sie ging zum Kühlschrank und holte eine Packung Kaffeemilch heraus. »Was wollte Curtis eigentlich?«
»Er wollte mich über den augenblicklichen Stand aufklären.«
»Der Ermittlungen?«
»Nein, meiner Position bei der Polizei. Ich bin bis auf weiteres vom Dienst suspendiert.«
27
»Hi, Mama, ich binâs. Lancy.«
»Verdammt noch mal, wie spät ist es?«
»Fast neun.«
»Wo steckst du?«
Am Abend davor war er durch ein Tor auf der Rückseite in die Wohnwagensiedlung zurückgekehrt und hatte seinen Wagen zwei Reihen vor dem Stellplatz, auf dem seine Mutter wohnte, abgestellt. Obwohl hier überall bellende Hunde und reizbare Nachbarn drohten, die gerne erst schossen und dann Fragen stellten, hatte er sich zwischen den schmalen Stellplätzen hindurchgeschlängelt.
Seine Kundschaftermission wirkte vielleicht ein wenig melodramatisch, aber es war eine VorsichtsmaÃnahme, die sich auszahlen sollte. Die Zivilstreife war nicht zu übersehen. Der Wagen parkte etwa dreiÃig Meter von dem Rasenfleck vor dem Heim seiner Mutter entfernt. Von der schlichten Limousine aus hatte man freien Blick auf ihre Haustür. Nur gut, dass er ihr schon früher einen Besuch abgestattet und dabei sein Sparschwein geplündert hatte.
Weil er nicht wusste, wohin er sonst sollte, war er
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