Rage Zorn
könnte. Sie war gestern Abend ziemlich durcheinander.«
»Sie wird Ihr Pflichtgefühl bestimmt zu schätzen wissen.«
Aus Curtisâ Bemerkung sprach eine leise Ironie. Anscheinend hatte er genau das Gleiche bemerkt wie Dean â dass der junge Kollege ganz hingerissen von Paris war.
»Geben wir Miss Janey Kemp noch ein paar Stunden, um auszunüchtern und den Heimweg anzutreten, ehe wir sie mit dem Anrufer bei Ms Gibson in Verbindung bringen«, beschloss Curtis.
»Ja, Sir.« Der junge Polizist verhielt sich so militärisch korrekt,
dass Dean insgeheim schon erwartete, ihn salutieren zu sehen. »Dann wünsche ich einen guten Appetit, Sir. Dr. Malloy.«
Curtis ging los, aber Dean blieb noch stehen, weil er das unbestimmte Gefühl hatte, dass Griggs noch etwas auf der Seele lag. Wenn es um Paris ging, wollte er unbedingt wissen, was es war. »Verzeihen Sie, Griggs? Wenn Sie etwas beschäftigt, dann würden wir das gern hören.«
Es war unübersehbar, dass der schlichte Streifenpolizist keinem ranghöheren Detective oder gar einem Kollegen mit einer Buchstabensuppe von Diplomen hinter seinem Namen und einem Dr. davor widersprechen wollte. Trotzdem wirkte er erleichtert, dass Dean ihn aufgefordert hatte, sich auszusprechen.
»Es ist nur so, dass das Mädchen auf Ãrger aus ist, Sir.« Er senkte vertraulich die Stimme. »Einer unserer V-Männer an der Highschool sagt, dass sie umwerfend aussieht und nichts anbrennen lässt. Ein ⦠richtiges Babe. Er sagt, sie hätte sich derart an ihn rangeschmissen, dass er um ein Haar seinen Auftrag vergessen hätte.« Griggs hatte rote Ohren bekommen. Selbst die Kopfhaut leuchtete rot unter seiner Stoppelfrisur hervor.
In der Hoffnung, den jungen Mann etwas zu entspannen, bemerkte Dean: »So was geht einem wirklich an die Eier. Einer der Gründe, weshalb ich nie undercover gearbeitet habe.«
Griggs grinste, als sei er erleichtert, dass Dean auch nur ein Mann war. »Na ja, also, ich will damit nur sagen, sie könnte sich in eine Lage gebracht haben, der sie nicht gewachsen ist.«
»Sie könnte sich auf einen Flirt mit der Gefahr eingelassen und mehr bekommen haben, als sie erwartet hatte?«, mischte sich Curtis ins Gespräch.
»So in der Art, Sir. Soweit ich gehört habe, tut sie, was sie will, wann sie es will und ohne Rechenschaft abzulegen. Nicht mal ihren Eltern sagt sie Bescheid. Die perfekte Kandidatin für ein paar Tropfen Rohypnol im Cocktail. Falls sie zufällig diesem Valentino über den Weg gelaufen sein sollte und er das getan hat, was er behauptet, würde eine ganze Weile niemand was davon erfahren. Und das könnte schlimme Folgen haben.«
Curtis wollte von ihm wissen, ob schon alle Plätze abgesucht worden seien, an denen sich Janey Kemp üblicherweise aufhielt.
»Ja, Sir. Genau darum hatte uns auch der Richter gebeten. Natürlich nur verdeckt. Ein paar Zivilkollegen und die üblichen Streifenpolizisten sind noch dran. Aber es ist Sommer, und das heiÃt, dass sich der Sex Club meistens im Freien trifft, und weil der Treffpunkt alle paar Tage wechselt, um die Drogenfahnder und Eltern auf Abstand zu halten â«
»Der Sex Club?« Dean sah Curtis fragend an, aber der Detective zog nur die Schultern hoch. Beide sahen wieder Griggs an.
Wieder nervös geworden, trat der junge Polizist von einem polierten Schuh auf den anderen. »Sie haben noch nichts vom Sex Club gehört?«
Â
Paris kam völlig erschöpft heim. Normalerweise stand sie um diese Tageszeit erst auf. Gewöhnlich frühstückte sie, wenn alle anderen bereits beim Lunch saÃen. Heute war ihr Tagesplan total durcheinander gekommen. Wenn sie heute Nachmittag nicht ein paar Stunden Schlaf fand, wäre sie heute Nacht bei Sendeschluss nur noch ein Zombie.
Aber nach der unerwarteten Wiederbegegnung mit Dean war an Schlaf nicht zu denken.
Sie machte sich ein Sandwich mit Erdnussbutter, auf das sie eigentlich keinen Appetit hatte, und setzte sich, eine Serviette über den Schoà gebreitet, an den Küchentisch, so als wäre das eine richtige Mahlzeit. Während sie aÃ, sortierte sie ihre Post.
Als sie zu dem hellblauen, briefgroÃen Umschlag mit dem vertrauten Logo in der linken oberen Ecke kam, erstarb ihr mechanisches Kauen. Sie spülte den Bissen in ihrem Mund mit einem ganzen Glas Milch hinunter, so als müsste sie sich
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