Rage Zorn
wir schon zehntausendmal durchgesprochen, Jack«, sagte sie müde und zerrte die durchweichten Stiefel von ihren FüÃen.
Er kniete vor ihr nieder, um ihre eingefrorenen Zehen zu massieren. »Dann lass es uns noch mal durchsprechen. Ich kann mir deine lahmen Ausreden ums Verrecken nicht merken. Wie du weiÃt, ist mein Schwanz länger als meine Konzentrationsfähigkeit. Ist das nicht schön für dich?«
Sie zog ihren Fuà aus seinen wärmenden Händen. Die Massage fühlte sich eindeutig zu gut an, um sie zu genieÃen, während sie diese uralte Meinungsverschiedenheit aufwärmten.
»Bis wir verheiratet sind, behalte ich meine Unabhängigkeit.« Weil sie schon erkennen konnte, dass er nachlegen wollte, fügte sie hinzu: »Und wenn du mir noch weiter zusetzt, werde ich die Hochzeit um weitere sechs Monate verschieben.«
»Du bist eine harte Frau, Paris Gibson-zukünftige-Donner.«
Sie aÃen die Suppe und tranken die Flasche Wein aus, die Jack vor ihrer Ankunft geöffnet hatte. Er schlug nicht einmal vor, dass er bei ihr übernachten könnte, und sie war froh, dass er auf ihre Erschöpfung Rücksicht nahm.
Als sie ihn an der Haustür verabschiedete, fiel ihr auf, dass die
fünf Zentimeter Schnee, die Houston lahm gelegt hatten, bereits zu schmelzen begannen. All die aufreibenden Nachrichten waren bereits Geschichte, weil das Thermometer inzwischen wieder ein paar Grad mehr anzeigte.
»Gott sei Dank ist morgen Samstag«, sagte sie und lehnte sich seufzend in den Türrahmen. »Ich werde den ganzen Tag durchschlafen.«
»Hauptsache, du bist morgen Abend wieder wach.«
»Was ist morgen Abend?«
»Da lernst du meinen Trauzeugen kennen.«
Er hatte ihr vor kurzem erzählt, dass sein alter Collegekamerad und bester Freund nach Houston zurückziehen würde, nachdem er an einer Universität auÃerhalb des Staates, deren Namen ihr nicht einfallen wollte, seinen Abschluss in irgendwas gemacht hatte, das ihr genauso wenig einfiel. Sie wusste nur, dass sich Jack wahnsinnig freute, weil sein Freund wieder in die Stadt zog, und dass er es kaum erwarten konnte, sie einander vorzustellen.
»Wie gefällt es ihm bei der Polizei?«, fragte sie durch ein inbrünstiges Gähnen.
»Das kann er noch nicht sagen, meint er, aber er glaubt, dass es ihm gut gefallen wird. Wir werden versuchen, in der Turnhalle ein Basketballmatch zu organisieren, während du den Tag verschnarchst. Morgen Abend gegen sieben holen wir dich ab.«
»Ich werde fertig sein.« Sie wollte schon die Tür zudrücken, als ihr noch etwas einfiel: »Ach, Jack, wie heiÃt dein Freund noch mal?«
»Dean. Dean Malloy.«
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Paris schoss nach Luft schnappend hoch.
Sie saà in ihrer eigenen Küche, aber trotzdem brauchte sie ein paar Sekunden, um sich zu orientieren. Der Tagtraum war in einen echten Traum übergegangen. Sie hatte tief und fest geschlafen. Das Sonnenlicht fiel inzwischen deutlich schräger durchs Fenster. Ihre Arme kribbelten, weil sie das Blut abgedrückt
hatte, als sie ihren Kopf darauf gebettet hatte. Ihr Schütteln verstärkte das Kribbeln nur noch. Mit einer tauben Hand tastete sie nach dem läutenden Telefon â der Grund, weshalb sie aus dem Schlaf geschreckt war.
Automatisch murmelte sie: »Sie sprechen mit Paris.«
8
»Wann warst du das letzte Mal beim Zahnarzt, Amy?«
»Ich weià nicht mehr. Vor ein paar Jahren, glaube ich.«
Dr. Brad Armstrong sah seine Patientin streng an. »Du musst unbedingt öfter zur Kontrolle gehen.«
»Ich fürchte mich vor Zahnärzten.«
»Dann hast du noch nicht den richtigen gefunden.« Er zwinkerte ihr zu. »Bis heute.«
Sie kicherte.
»Du kannst von Glück sagen, dass ich nur ein einziges Loch gefunden habe. Es ist noch klein, aber wir müssen es füllen.«
»Tut das weh?«
»Ob das wehtut? Du kannst mir glauben, dass in dieser Praxis das Wort âºSchmerzâ¹ als Schimpfwort gilt.« Er legte die Hand auf ihre Schulter. »Meine Aufgabe ist es, deinen Zahn zu reparieren. Deine ist es, dich zurückzulegen und zu entspannen.«
»Das Valium hilft jedenfalls dabei. Ich fühle mich schon ganz schläfrig.«
»Es wird nicht lang dauern.«
Seine Helferin hatte mit der Mutter abgesprochen, dass Amy ein niedrig dosiertes Beruhigungsmittel bekommen würde, das ihre Angst lindern
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