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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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    Der drei Absätze kurze Brief stammte von dem Direktor des Meadowview Hospitals. Höflich, aber eindringlich ersuchte er sie in unmissverständlichen Worten, sie möge endlich den
persönlichen Besitz des ehemaligen und nunmehr verstorbenen Patienten Mr Jack Donner abholen.
    Â»Da Sie auf meine zahlreichen Versuche, Sie telefonisch zu erreichen, nicht reagiert haben«, stand in dem Brief, »muss ich davon ausgehen, dass diese Nachrichten Sie nicht erreicht haben. Aus diesem Grund bitte ich Sie, sich hiermit unterrichtet zu sehen, dass Mr Donners persönliche Habe entsorgt werden muss, falls sie nicht abgeholt wird.«
    Der absolut letzte Termin zur Abholung war morgen. Morgen. Er meinte es ernst. Sonst hätte er das Datum nicht extra unterstrichen.
    Während Jack in Meadowview gelegen hatte, war Paris mit dem gesamten Personal per du gewesen, vom Direktor angefangen bis zum Nachtwächter. Dieser Brief schien an eine Fremde gerichtet zu sein. Offenbar hatte sie, indem sie seine telefonischen Nachrichten ignoriert hatte, seine Geduld bis an die äußersten Grenzen strapaziert.
    Seit Jack in Zimmer 203 gestorben war, war sie kein einziges Mal mehr in dem privaten Pflegeheim gewesen. In den inzwischen vergangenen sechs Monaten hatte sie nicht den Mut aufgebracht, noch einmal dorthin zurückzukehren, nicht einmal, um seine persönlichen Sachen abzuholen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen war sie sieben Jahre lang Tag für Tag dort gewesen, aber nachdem sie das letzte Mal dort weggefahren war, hatte sie es nicht mehr geschafft, noch einmal hinzufahren.
    Ihr Widerstreben hatte nicht nur selbstsüchtige Gründe. Sie wollte Jack nicht entehren, indem sie ihn als Bettlägerigen im Gedächtnis behielt, dessen Gliedmaßen unaufhaltsam dahinschrumpften, obwohl sie jeden Tag von den kompetenten Physiotherapeuten in der Belegschaft des Meadowview Hospitals trainiert wurden. Damals war er unselbstständig wie ein Baby gewesen, er konnte nur noch brabbeln, er konnte nicht mehr selbst essen, er konnte überhaupt nichts mehr tun, als Platz wegzunehmen, und musste sich ganz darauf verlassen, dass das hingebungsvolle Krankenpflegepersonal seine intimsten Bedürfnisse stillte.

    In dieser Verfassung hatte er die letzten sieben Jahre seines Lebens verbracht – vegetiert. Er hatte es nicht verdient, dass sie ihn so in Erinnerung behielt.
    Sie verschränkte die Arme auf dem Tisch und ließ den Kopf darauf sinken. Mit geschlossenen Augen rief sie sich Jack Donner so ins Gedächtnis, wie sie ihn kennen gelernt hatte. Stark, gut aussehend, vital, selbstbewusst …
    Â 
    Â»Sie sind also die neue Maus, über die alle reden?«
    Er hatte hinter ihr gestanden, als er das gesagt hatte. Als sie sich zu ihm umdrehte, fiel ihr zuerst sein anmaßendes Grinsen auf. Das ihr zugewiesene Eck in der Nachrichtenredaktion war gerade so groß, dass sie sich darin umdrehen konnte. Obendrein war es mit Kartons voll gestopft, die sie nach und nach auspacken musste. Jack hatte so getan, als würde er nicht merken, dass er sie noch mehr beengte.
    Kühl erwiderte sie: »Die neue Maus? «
    Â»Man redet vorn über Sie. Bitte zwingen Sie mich nicht zu wiederholen, was ich dort gehört habe, sonst könnte ich mir eine Anzeige wegen sexueller Belästigung einhandeln.«
    Â»Ich habe gerade in der Nachrichtenredaktion angefangen, wenn Sie das meinen.«
    Â»In der ›preisgekrönten‹ Nachrichtenredaktion«, korrigierte er, und sein Grinsen wurde dabei noch breiter. »Kennen Sie etwa unseren Werbeslogan nicht?«
    Â»Sind Sie aus der Werbeabteilung?«
    Â»Nein, ich bin der Vorsitzende des offiziellen Empfangskomitees. Ehrlich gesagt bin ich das gesamte Empfangskomitee. Es ist mein Job, alle neuen Mitarbeiter willkommen zu heißen.«
    Â»Vielen Dank. Ich fühle mich willkommen geheißen. Und wenn Sie jetzt –«
    Â»Ich arbeite im Vertrieb. Jack Donner.« Er streckte die Hand aus. Sie schüttelte sie.
    Â»Paris Gibson.«
    Â»Guter Name. Pseudonym oder Ihr echter?«

    Â»Echt meiner.«
    Â»Möchten Sie mit mir mittagessen gehen?«
    Seine Dreistigkeit wirkte nicht beleidigend. Stattdessen brachte er sie damit zum Lachen. »Nein. Ich habe zu tun.« Sie hob die Arme über die Kartons um sie herum. »Ich werde den ganzen Nachmittag brauchen, um mich einzurichten. Außerdem

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