Rage Zorn
sahen, war das unter den gegebenen Umständen nur fair. Adieu und viel Glück weiterhin.
Diese scheinheiligen Schwanzlutscher.
Aber damit war die Sache nicht ausgestanden gewesen. Aufgebracht, dass ein normaler heterosexueller Mann auf ihre Sexbombe von einer Tochter reagiert hatte, hatten ihn die Eltern des Mädchens wegen Unzucht mit einer Minderjährigen angezeigt. Als wäre das Mädchen noch ein Kind gewesen. Als hätte sie nicht darum gebettelt. Als hätte es ihr nicht gefallen, wie seine Hand zwischen ihre Schenkel geglitten war.
Er wurde wie ein gemeiner Schwerverbrecher vor Gericht geschleift und musste sich â auf Anraten seines inkompetenten Anwalts â bei der falschen kleinen Schlampe entschuldigen. AuÃerdem hatte er sich der beschämenden Vorwürfe schuldig bekannt, um ein »mildes Urteil« zu gewährleisten, das sich aus einer Zwangstherapie und einer Bewährungsstrafe zusammensetzte.
Tonis Urteil war bei weitem nicht so milde gewesen wie das des Richters. »Das war das letzte Mal, Brad«, hatte sie ihn gewarnt.
Sollte man nicht annehmen, dass sie allen Anlass zum Feiern gehabt hätten, nachdem er einer Haftstrafe entgangen war? O nein. Seine Frau hatte andere Pläne, die vor allem darin bestanden, unausgesetzt darauf herumzureiten, dass er »süchtig« sei.
»Ich will nicht noch einmal so eine Tortur durchmachen«, hatte sie ihm gepredigt. Dann hatte sie sich stundenlang über seine »destruktiven Verhaltensmuster« ausgelassen.
Okay, es hatte ein paar weitere Vorfälle dieser Art gegeben, wie zum Beispiel den in der Klinik, in der er seine erste Anstellung gefunden hatte. Damals hatte er einer Zahnhygienikerin ein paar Fotos gezeigt. Es war ein Scherz gewesen, verflucht noch eins! Woher hätte er wissen sollen, dass sie eine religiöse Fundamentalistin war, die wahrscheinlich glaubte, dass Babys mit
einem Feigenblatt am Nabel geboren werden sollten. Sie hatte derart niederträchtige Gerüchte über ihn verbreitet, dass er schlieÃlich gekündigt hatte. Toni hatte ihm trotzdem die Schuld in die Schuhe geschoben.
SchlieÃlich hatte sie noch einmal zusammengefasst: »Ich will es noch klarer sagen, Brad. Ich werde nicht noch einmal eine solche Tortur durchmachen. Ich werde nicht zulassen, dass unsere Kinder sie durchmachen müssen. Ich liebe dich«, hatte sie ihm unter Tränen erklärt. »Ich will mich nicht von dir scheiden lassen. Ich will unser Heim und unsere Familie nicht zerreiÃen. Aber wenn du nicht Hilfe suchst und lernst, deine Sucht zu beherrschen, dann werde ich dich verlassen.«
Seine Sucht. Na schön, dann hatte er eben einen starken Geschlechtstrieb. Aber war das gleich eine Sucht? Das hörte sich an, als sei er pervers.
Trotzdem war er nicht auf den Kopf gefallen. Er wusste, dass er sich an die Welt anpassen musste, in der er lebte. Auch wenn die Gesellschaft verklemmt war, musste er sich nach den anerkannten Regeln richten. Er durfte den schmalen, geraden Pfad nicht verlassen, den Kirche und Staat vorgegeben hatten, und in sexuellen Dingen stimmten die beiden überein. Ein Fehltritt auÃerhalb der albernen Grenzen des so genannten guten Geschmacks, und du warst nicht nur ein Sünder, sondern ein Verbrecher dazu.
Selbst der kleinste Flirt mit einer weiteren Patientin konnte ihn seine Zulassung kosten. Acht Monate hatte er gebraucht, um diesen Job in Austin an Land zu ziehen, lang nachdem der Abfindungsscheck ausgegeben und das Sparkonto geplündert war.
Diese Klinik war nicht so einträglich wie die vorige. Seine neuen Partner waren nicht so spezialisiert und so bekannt wie seine früheren Kollegen. Aber mit dem Job konnte er die Hypotheken bezahlen. Und seiner Familie gefiel es in Austin, wo niemand die Gründe für ihren Umzug kannte.
Wochenlang nach jenem Albtraum vor Gericht hatte Toni jedes Mal zurückgezuckt, wenn er sie berührt hatte. Trotzdem hatte sie
weiterhin das Bett mit ihm geteilt, aber wahrscheinlich nur, weil sie den Kindern ein normales Familienleben vorgaukeln wollte.
SchlieÃlich hatte sie es geduldet, dass er sie umarmte und küsste, aber dass sie wieder Sex miteinander hatten, hatte sie erst zugelassen, nachdem ihm der Gruppentherapeut für die Fortschritte, die er in Richtung »Heilung« gemacht hatte, einen goldenen Stern überreicht hatte. Sie hatte einigermaÃen besänftigt gewirkt⦠bis er vor ein paar
Weitere Kostenlose Bücher