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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Abenden so unvorsichtig gewesen war, die ganze Nacht wegzubleiben.
    Er hatte sich eine plausible Erklärung zurechtgelegt, und vielleicht hätte sie ihm auch weiterhin geglaubt, wenn er gestern Abend nicht schon wieder so spät heimgekommen wäre. Die Erklärung mit dem Steuerseminar war ein echter Schuss in den Ofen. Natürlich war er zu dem Seminar gegangen und hatte sich auch in der Teilnehmerliste eingetragen. Aber er hatte von Anfang an nicht vorgehabt zu bleiben und war nach der ersten sterbenslangweiligen Stunde verschwunden.
    Dafür musste er heute Morgen bluten. Toni hatte die Kinder vom Frühstückstisch nach oben geschickt, wo sie Hausaufgaben erledigen mussten. Dann wollte sie ohne weitere Vorrede wissen: »Wo warst du gestern Abend, Brad?«
    Ohne Einleitung, nur diese wütende Überraschungsattacke, die ihn augenblicklich auf hundertachtzig brachte. »Du weißt genau, wo ich war.«
    Â»Ich war bis zwei Uhr früh auf, und da warst du noch nicht zu Hause. Kein Steuerseminar der Welt dauert so lange.«
    Â»Hat es auch nicht. Das war um elf zu Ende. Ich habe dabei ein paar nette Leute kennen gelernt. Wir sind noch auf ein Bier gegangen. Dann haben wir gemerkt, dass wir hungrig sind. Und was zu essen bestellt.«
    Â»Was für Leute?«
    Â»Weiß ich doch nicht. Leute eben. Ich kenne nur die Vornamen. Joe, glaube ich, arbeitet in der Leitung von Motorola. Grant oder Greg, irgendwas in der Richtung, besitzt drei Karosseriewerkstätten. Der andere –«

    Â»Du lügst«, fiel sie ihm ins Wort.
    Â»Vielen Dank, dass du so viel von mir hältst.«
    Â»Du hast es nicht anders verdient, Brad. Ich wollte gestern Abend in dein Arbeitszimmer gehen. Die Tür war abgeschlossen.«
    Er stand auf und schubste dabei den Stuhl so wütend vom Tisch weg, dass die Füße laut über den Boden schabten. »Eine Katastrophe. Die Tür war abgeschlossen. Ich habe sie nicht abgeschlossen. Das muss eines von den Kindern gewesen sein. Was wolltest du dort überhaupt? Nachschauen, ob du irgendwas findest, das du gegen mich verwenden kannst? Schnüffeln? Spionieren?«
    Â»Ja.«
    Â»Wenigstens gibst du es zu.« Er atmete langsam aus, als bräuchte er Zeit, um das zu verdauen. »Was ist eigentlich mit dir los, Toni? Jedes Mal, wenn ich das Haus verlasse, machst du mir eine Szene.«
    Â»Weil du es immer öfter verlässt und ewig lange wegbleibst, ohne dass du eine Erklärung vorbringen willst oder kannst.«
    Â»Wofür brauche ich eine Erklärung? Bin ich kein Erwachsener? Kann ich nicht kommen und gehen, wann es mir gefällt? Muss ich erst bei dir nachfragen, bevor ich ein Bier trinken gehe? Soll ich erst anrufen und dich um Erlaubnis bitten, wenn ich mal pinkeln gehen muss?«
    Â»So läuft das nicht, Brad«, antwortete sie mit einer Gefasstheit, die ihn zur Weißglut trieb. »Ich werde nicht zulassen, dass du versuchst, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, nur weil ich gefragt habe, wieso du bis heute Morgen weg warst. Geh jetzt zur Arbeit. Sonst kommst du zu spät.« Das war ihr Abschiedstext gewesen. Danach war sie aus der Küche stolziert, den Rücken durchgestreckt, als hätte ihr jemand einen Grillspieß in den Arsch geschoben.
    Er hatte sie gehen lassen. Er kannte sie. Wenn sie in diesem Zustand selbstgerechter Entrüstung war, konnte er stundenlang zu Kreuze kriechen, doch nichts, was er sagte oder tat, würde sie
beruhigen. Sie würde tagelang eisig bleiben. Irgendwann würde sie von selbst wieder auftauen, aber bis dahin …
    Jesus! War es ein Wunder, dass er abends keine Lust hatte, nach Hause zu fahren? Wer wollte schon mit einem Eiszapfen kuscheln? Wenn er heute Abend vom Weg abkam, dann war das einzig und allein Tonis Schuld, nicht seine.
    Gott sei Dank hatte er inzwischen ein neues Ventil für seine »Sucht« gefunden. Sex in allen Variationen, wann und so viel er wollte. Schon bei dem Gedanken, was ihm alles zur Verfügung stand, musste er lächeln.
    Er fasste unter seinen Arztkittel und rieb sich ein wenig. Am liebsten blieb er den ganzen Tag über halb steif, darum gönnte er sich untertags immer wieder ein paar verstohlene Blicke auf die Fotos, die er in der abgeschlossenen Schublade seines Schreibtisches aufbewahrte, oder einen kurzen Besuch auf einer seiner liebsten Websites, wenn er damit rechnen konnte, nicht gestört zu werden. Ein, zwei Minuten

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