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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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auf keinen Fall besuchen kommen sollte. Niemals.«
    Â»Weil er nicht gewollt hätte, dass du – vor allem du – ihn so siehst.« Ihre Stimme bebte. »Du kannst mir glauben, dass er sieben Jahre lang als lebender Toter vegetiert hat, ehe sein Herz es amtlich machte und zu schlagen aufhörte.«
    Â»Was ihm zugestoßen ist, bedaure ich genauso sehr wie du«, flüsterte er drängend. »Begreifst du das nicht? Glaubst du, ich könnte so leicht vergessen? Jesus, Paris, hältst du mich wirklich für so abgebrüht? Ich musste mit dem leben, was damals passiert ist, genau wie du.«
    Er atmete lang und tief aus und fuhr sich dabei mit den Fingern durchs Haar. Einen Moment blieb sein Blick auf einem imaginären Punkt über ihrem Kopf gerichtet, dann sah er ihr wieder in die Augen. »Aber eines muss ich dir sagen, auch auf die Gefahr hin, dass du es mir übel nimmst. Was damals passiert ist, hatte sich Jack selbst zuzuschreiben. Nicht dir und nicht mir. Sondern sich selbst.«
    Â»Der Unfall wäre nicht passiert –«
    Â»Aber er ist passiert. Keiner von uns kann die Zeit zurückdrehen und ihn ungeschehen machen.«
    Â»Ist das hier der Einführungskurs in Verarbeitung von Schuldgefühlen, Dr. Malloy?«
    Â»Okay. Ja. Schlicht gesagt werde ich nicht zulassen, dass mich die Reue zerfrisst. Ich habe losgelassen.«
    Â»Wie schön für dich.«
    Â»Deine Methode der Verarbeitung von Schuldgefühlen ist also besser? Emotional gesünder? Du findest es richtiger, dir ein Loch zu graben und dich darin zu verstecken?« Sein Blick wanderte verächtlich über die unaufgeräumte Küche. »Sieh dir diesen
Schuppen an. Das hier ist ein dreckiges, trostloses Rattenloch.«
    Â»Mir gefällt es.«
    Â»Weil es genau das ist, was du verdient zu haben glaubst.«
    Als er einen Schritt auf sie zukam, umklammerte sie instinktiv ihre Ellbogen fester, als wollte sie sich vor seiner Nähe schützen. Gleichzeitig diente die Geste als Schutzwall gegen die Wahrheit in seinen Worten. Gerade weil sie wusste, dass er Recht hatte, war sie umso entschlossener, ihm kein Gehör zu schenken.
    Â»Paris, du bist weiß Gott gut in dem, was du hier tust. Deine Zuhörer lieben dich. Aber du hättest es im Fernsehen bis ganz nach oben bringen können.«
    Â»Was weißt du schon davon?«
    Â»Ich weiß, dass ich Recht habe. Und obendrein weißt auch du , dass ich Recht habe.«
    Weil sie seinen eindringlichen Blick nicht länger ertrug, senkte sie den Kopf und starrte auf den schmalen Linoleumstreifen zwischen seinen Schuhen und ihren. Sie unterdrückte den Impuls, ihn am Aufschlag zu packen und ihn anzuflehen, entweder das Thema zu wechseln oder sie davon zu überzeugen, dass sie genug Buße getan hatte. »Ich habe getan, was ich tun musste«, sagte sie leise.
    Â»Weil du das Gefühl hattest, dass es deine Pflicht war?«
    Â»Das war es.«
    Â»War«, wiederholte er ebenso leise wie nachdrücklich. »Jack ist tot. Was bist du ihm jetzt noch schuldig?« Er legte seine Hände auf ihre Schultern. Es war das erste Mal seit sieben Jahren, dass sie sich berührten. Eine heiße Welle schoss durch ihren Leib, und sie kämpfte gegen den Drang an, sich an ihn zu lehnen und zu schmiegen.
    Stattdessen sagte sie: »Dean, bitte nicht. Ich musste ein paar schwere Entscheidungen fällen, aber sie sind gefallen. Du hast ganz Recht, es ist vorbei. So oder so werde ich nicht mit dir darüber streiten.«

    Â»Ich will auch nicht mit dir streiten.«
    Â»Oder darüber reden«, ergänzte sie.
    Â»Dann lassen wir es.«
    Â»Ich will nicht einmal mehr daran denken.«
    Â»Ich werde nie aufhören, daran zu denken.«
    Das Timbre in seiner Stimme wurde tiefer. Seine Finger schlossen sich fester um ihre Schultern. Kaum, aber doch merklich kam er ihr näher, so nahe, dass sich ihre Kleider berührten und sie seinen Atem in ihren Haaren spürte.
    Das Gespräch hatte sie von Jacks Tod auf ein anderes Gebiet geführt, das noch gefährlicher war und um jeden Preis gemieden werden sollte. Sie nahm ihren Mut zusammen, hob den Kopf und stellte sich seinem Blick.
    Â»Warum versteckst du dich im Dunkeln, Paris?«
    Â»Tue ich überhaupt nicht.«
    Â»Ach ja? Ich konnte kaum den Weg durch diesen Korridor finden.«
    Â»Man gewöhnt sich daran.«
    Â»Hello, darkness, my old friend.

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