Rage Zorn

Gesicht und einer bekannten Gestalt suchte.

    Â»Du warst echt megafertig.«
    Â»Auf dem Heimweg hab ich noch gereihert.«
    Â»O Mann.«
    Â»Echt, ohne Scheiß.« Er schilderte das Erlebnis mit dem Briefkasten. »Wir sprechen hier von Zielkotzen.«
    Ihr Gelächter verstummte erst wieder, als einer der Jungs Janeys Name ins Spiel brachte. »Habt ihr gehört, dass sie verschwunden ist?«
    Â»Es kam sogar in den Nachrichten«, sagte ein anderer. »Meine Mom hat mich gefragt, ob ich sie kenne.«
    Â»Ich wette, du hast ihr nicht verraten, wie gut du sie kennst.«
    Â»Ja, ich wette, du hast deiner Mom nicht verklickert, dass du sie sogar im biblischen Sinn kennst.«
    Â»Was weißt du denn schon über die Bibel.«
    Â»Mein Cousin ist Prediger.«
    Â»Dann bist du wohl aus der Art geschlagen?«
    Â»Er hat versucht, mich zu bekehren. Hat nicht geklappt. Gib mir mal die Flasche.«
    Die anderen hörten nicht auf, sich gegenseitig aufzuziehen und die Flasche kreisen zu lassen. Craig kletterte aus seinem Truck und stellte sich zu Gavin. »Was ist mit dir los?«
    Â»Nichts.«
    Â»Einfach schlecht drauf, wie?« Craig ließ ihm Zeit, seine Laune zu erklären, gab dann aber achselzuckend auf und ließ genau wie Gavin den Blick über die Menge wandern. Plötzlich flüsterte er aufgeregt: »Hey, hast du den Typen da drüben gesehen?«
    Gavin schaute in die Richtung, in die Craig zeigte, und sah, wie ein Mann aus dem Rücksitz seines Wagens kletterte, seine Kleider gerade zog und eine Baseballkappe in die Stirn drückte. Gleich nach ihm stiegen zwei Mädchen aus. Echte Bräute. Barbiepuppen, blond und mit geilem Vorbau, obwohl die knochigen Brustkörbe darunter auf Implantate schließen ließen.
    Â»Das sind doch Plastiktitten«, bemerkte Gavin.
    Â»Wen interessiert das?«

    Offenbar nicht Craig, der sie weiter unverhohlen anglotzte. »Ich frage mich, ob die beiden wissen, dass er ein Bulle ist.«
    Gavin reagierte augenblicklich. »Ein Bulle? Auf keinen Fall.«
    Â»Ich hab’s von irgendwem gehört.«
    Während sie hinübersahen, vereinte sich das Trio in einer gemeinschaftlichen Umarmung. Dann scheuchte der Mann die beiden Mädchen weg, nicht ohne beiden liebevoll auf den Hintern zu klatschen und ihnen zu versprechen, dass sie sich bald wiedersehen würden.
    Die Mädchen schlenderten weg, nur leider nicht in Craigs und Gavins Richtung. Der Mann stieg wieder ein, diesmal auf den Fahrersitz, und sah, als er seinen Wagen um Craigs Pick-up herumlenkte, Gavin genau in die Augen.
    Â»Eingebildetes Arschloch«, brummte Craig.
    Â»Bist du sicher , dass er ein Bulle ist?«
    Â»Zu neunundneunzig Komma neun Prozent.«
    Â»Und was hat er hier zu suchen?«
    Â»Das Gleiche wie wir, er hat heute Abend schwer abgesahnt.«
    Â»O ja, gleich zweimal.«
    Â»Glückspilz.« Die beiden sahen dem Wagen nach, bis die Heckleuchten verschwunden waren, dann sagte Craig: »Ich hab gesehen, wie du mit Melissa geredet hast.«
    Â»Wenn sie überhaupt was kann, dann reden.« Er erzählte Craig von Melissas Begegnung mit seinem Dad vor dem Haus der Kemps. »Er weiß vom Sex Club.«
    Â»Mach dir deswegen keinen Kopf«, meinte Craig mit einem abfälligen Schniefen. »Was wollen sie denn dagegen unternehmen, alle Computer einziehen?«
    Â»Genau das hab ich auch zu meinem Alten gesagt. Das ist echt in den Wind gepisst.«
    Gavin wusste selbst, dass er nur Sprüche klopfte. Die Angst nagte an ihm wie ein unstillbarer Hunger. Nur darum hatte er seinem Dad getrotzt und heute Abend nochmals gegen seinen Hausarrest verstoßen. Er steckte sowieso in der Scheiße, was
sollte es also? Ein bisschen mehr oder weniger schlimm spielte schon keine Rolle mehr.
    Schon vor Wochen hatte er sich extra für Notfälle wie diesen einen Ersatzschlüssel für sein Auto machen lassen. Sobald ihn sein Dad zu Hause abgesetzt hatte und zum Sender weitergefahren war, war auch er verschwunden. Aber er fühlte sich längst nicht so tapfer, wie es sein trotziger Stolz vermuten ließ. Ihm war richtig schlecht, so fürchtete er sich vor dem, was die nächsten Tage bringen mochten.
    Â»Was glaubst du, wo sie steckt?«
    Craigs Frage brach in seine Gedanken ein, als hätte Craig in seinem Kopf gelesen. »Wer, Janey? Woher soll ich das verflucht noch mal wissen?«
    Â»Na, ich dachte, du könntest