Rage Zorn
heiÃt?«
»Nein.«
»Hast du gefragt?«
»Nein.«
Curtis wartete ab, ob Rondeau noch mehr Fragen hatte, aber als er sich zufrieden zurücklehnte, stand Curtis auf. »Das wäre vorerst alles, Gavin. Wenn dir nicht noch etwas einfällt.«
»Nein, Sir.«
»Falls doch, dann sag mir oder deinem Vater sofort Bescheid.«
»Das werde ich, Sir. Ich hoffe, dass sie bald gefunden wird.«
»Das hoffen wir auch. Danke für deine Zusammenarbeit.«
Wie versprochen, wartete sein Vater vor dem CIB, aber zu Gavins Ãberraschung stand Liz neben ihm. Sofort kam sie auf ihn zugeeilt. Sie fragte, ob alles in Ordnung sei, und erdrückte ihn halb in ihren Armen.
»Ich muss auf die Toilette«, murmelte er und eilte davon, ehe ihn jemand aufhalten konnte.
Niemand stand an den Urinalen. Er huschte in eine Kabine und warf sicherheitshalber einen Blick unter die Abtrennung. Erst nachdem er sicher war, dass auch die anderen Kabinen leer waren, beugte er sich über die Schüssel und übergab sich. Weil
er kaum was gegessen hatte, nur eine Schüssel Cornflakes zum Frühstück, erbrach er hauptsächlich Magensäure und würgte dann trocken nach, bis er glaubte, die BlutgefäÃe in seiner Kehle müssten platzen. Die Krämpfe waren so heftig, dass ihm Bauch und Rücken wehtaten.
Erst einmal musste er bisher vor Angst kotzen. Da war er vierzehn gewesen und hatte ohne Führerschein eine Spritztour im Auto seiner Mutter gemacht. Sie war mit dem Kerl ausgegangen, den sie später geheiratet hatte. Weil sie ihn allein zu Hause gelassen hatte, um mit diesem Loser auszugehen, hatte Gavin das Gefühl gehabt, dass es ihr recht geschah, wenn er heimlich ihr Auto nahm.
Er war nur zum nächsten McDonaldâs gefahren, wo er einen Big Mac runtergewürgt hatte. Auf dem Heimweg war nur einen Block von zu Hause entfernt plötzlich der neue Golden Retriever eines Nachbarn vor sein Auto gelaufen. Der Welpe war in der ganzen Nachbarschaft bekannt. Er war unglaublich süà und niedlich, und als Gavin ein paar Tage davor mit ihm Bekanntschaft geschlossen hatte, hatte er begeistert sein ganzes Gesicht abgeleckt.
Er konnte gerade noch rechtzeitig bremsen, um eine Tragödie zu vermeiden, aber er war so dicht davor gewesen, den Welpen zu überfahren, dass er zu Hause sein widerrechtlich erworbenes Mahl wieder ausgekotzt hatte. Seine Mom hatte nie erfahren, dass er den Wagen genommen hatte, und der Welpe war zu einem Hund herangewachsen, der immer noch wohlauf und munter war. Abgesehen von seinem schlechten Gewissen musste er keine Konsequenzen tragen.
Diesmal hatte er nicht so viel Glück gehabt.
Er zog zweimal ab, ehe er die Kabinentür öffnete. Am Waschbecken spritzte er sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht, spülte mehrmals seinen Mund aus und badete sein Gesicht noch mal im Wasser, bevor er den Hahn zudrehte und sich aufrichtete.
Ehe er auch nur begriffen hatte, dass Rondeau hinter ihm stand, hatte ihm der Bulle eine Hand ins Genick gedrückt, während
die andere in einem eisernen Griff sein Handgelenk umschlossen hatte und es nach oben zwischen seine Schulterblätter zog.
19
Rondeau schubste Gavins Gesicht gegen den Spiegel. Gavin war überrascht, dass das Glas nicht zersprang, so fest prallte sein Kopf auf. Bei seinem Wangenknochen war er da nicht so sicher. Vor Schmerz schossen ihm unmännliche Tränen in die Augen. Sein Arm fühlte sich ausgekugelt an. Keuchend flüsterte er: »Lassen Sie mich los, Sie Arschloch!«
Rondeau zischte ihm ins Ohr: »Wir beide haben ein kleines Geheimnis, nicht wahr?«
»Ich kenne Ihr Geheimnis, Officer Rondeau.« Seine Lippen wurden gegen den kalten Spiegel gepresst, aber immerhin konnte er sich verständlich machen. »Sie ficken junge Mädchen, wenn Sie gerade nicht im Dienst sind.«
Rondeau zog die Hand so hoch zwischen Gavins Schulterblätter, dass Gavin, obwohl er entschlossen war, keine Angst zu zeigen, unwillkürlich aufschrie. »Jetzt erzähl du mir dein Geheimnis, Gavin«, flüsterte er.
»Ich habe kein Geheimnis.«
»Aber sicher doch. Du hattest es satt, dich von dem kleinen Flittchen am Nasenring rumführen zu lassen. Du hast gedacht, es wäre an der Zeit, ihr eine Lektion zu erteilen. Also hast du dich mit ihr verabredet. Sie hat dich beleidigt, und du bist ausgerastet.«
»Sie sind ja verrückt.«
»Du warst so
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