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Rage Zorn

Rage Zorn

Titel: Rage Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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wir, Sohn.«
    Im Vorbeigehen warf Gavin Rondeau einen heimlichen Blick zu. Der junge Bulle hatte vielleicht seinen Vater überzeugt, dass er von seinem selbstgerechten Zorn wie von einer unbeherrschbaren Woge mitgerissen worden war und dass es ihm aufrichtig Leid tat.
    Aber Gavin ließ sich nicht ins Bockshorn jagen. Um sich nicht noch tiefer in die Scheiße zu reiten, würde er Rondeaus schmutziges kleines Geheimnis für sich behalten. Was ging es ihn an, ob der Bulle ein Doppelleben führte und minderjährige Mädchen poppte? Die Mädchen schien das nicht gestört zu haben.
    Sobald sie aus der Toilette waren, sah Gavin verstohlen auf seinen Dad. Er hatte den Kiefer vorgeschoben und sah aus, als wäre er bereit, seine Drohung wahr zu machen und Rondeau den Hals umzudrehen. Er war nur froh, dass dieser leise brodelnde Zorn nicht auf ihn gerichtet war.
    Er rechnete sich aus, dass seine Wange bald blau anlaufen würde. Womöglich begann sie sich bereits zu verfärben, denn sobald Liz sie sah, begriff sie, dass etwas vorgefallen war.
    Â»Was ist denn passiert?«
    Â»Nichts, Liz«, antwortete ihr Dean. »Es ist alles in Ordnung, aber unser Mittagessen muss ich leider ausfallen lassen. Sergeant Curtis hat mich angepiepst.«
    Offenbar hatte ihr sein Vater erzählt, was Sache war, während er auf dem Klo gewesen war und sich die Seele aus dem Leib gekotzt hatte.

    Â»Angeblich ist da jemand, mit dem ich sprechen sollte«, meinte er. »Es tut mir Leid, dass du extra früher heimgeflogen bist, nur um in diesem Schlamassel zu landen.«
    Â»Dein Schlamassel ist auch mein Schlamassel«, sagte sie.
    Â»Danke. Ich rufe dich heute Abend zu Hause an.«
    Â»Ich werde warten, bis du frei hast.«
    Dean schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wie lange das hier dauern wird. Vielleicht bin ich den ganzen Nachmittag beschäftigt.«
    Â»Ach, ich verstehe, ja dann…« Sie sah so enttäuscht aus, dass sie Gavin direkt Leid tat. »Pass nur auf, dass du dich hier drin nicht zu sehr aufreibst. Möchtest du, dass ich Gavin heimfahre?«
    Innerlich stöhnte Gavin bitte nicht. Liz war okay. Jedenfalls sah sie super aus. Aber sie versuchte so verzweifelt, sich bei ihm einzuschleimen. Oft waren ihre Versuche so durchsichtig, dass er sich darüber ärgerte. Er war kein kleines Kind mehr, dessen Herz man mit fröhlichem Geplapper und übertriebenem Interesse gewann.
    Â»Ich weiß dein Angebot zu schätzen, Liz, aber Gavin soll in meinem Auto heimfahren.«
    Gavins Kopf fuhr herum, denn er glaubte, sich verhört zu haben. Aber nein, sein Dad streckte ihm tatsächlich die Autoschlüssel hin. Vor zwei Abenden musste Gavin die Schlüssel für seine Klapperkiste abgeben. Jetzt vertraute ihm sein Dad seinen teuren Importschlitten an.
    Diese Vertrauensdemonstration bedeutete ihm noch mehr als die Todesdrohung, die er gegen Rondeau ausgestoßen hatte. Sein Kind zu schützen war seine Pflicht als Vater, aber Vertrauen konnte man nur freiwillig geben, und sein Vater hatte sich entschieden, ihm zu vertrauen, obwohl Gavin ihm wirklich keinen Anlass dazu gegeben hatte. Im Gegenteil, er hatte ihm allen Grund gegeben, es nicht zu tun.
    Das musste gründlich überdacht und analysiert werden. Später, wenn er allein war.

    Â»Ich rufe dich an, wenn ich nach Hause fahren will, Gavin. Dann kommst du mich abholen. Wie hört sich das an?«
    Seine Kehle war wie abgeschnürt, aber er schaffte immerhin ein piepsiges »Klar, Dad. Ich werde warten«.
    Â 
    Obwohl ihre Lebensumstände im Moment chaotisch waren, nutzte Paris das nicht als weiteren Vorwand, die gebotene Fahrt nach Meadowview noch weiter zu verschieben.
    Nachdem Dean sie gestern Abend geküsst hatte, hatte vielleicht auch ihr schlechtes Gewissen sie dazu getrieben, den Direktor des Pflegeheimes anzurufen und ihm mitzuteilen, dass sie um fünfzehn Uhr da wäre.
    Als sie um Punkt drei Uhr eintraf, stand er bereits im Atrium, um sie zu begrüßen. Noch während sie sich die Hand reichten, sah er sie verlegen an und entschuldigte sich für den Tonfall des Briefes, den er ihr geschrieben hatte.
    Â»Im Nachhinein wünschte ich, ich wäre nicht ganz so deutlich  –«
    Â»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, fiel sie ihm ins Wort. »Ihr Brief hat mich dazu gebracht, etwas zu tun, das ich schon vor Monaten hätte tun

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