Ragnarök
vorgesehen, doch die Datumsangabe dieses letzten Eintrags beunruhigte Torres. Sie tippte ihren Kommunikator an.
»Maschinenraum an Brücke«, sagte sie. »Captain, der letzte gründliche Systemcheck des Shuttles ist noch vor unserem kleinen Zusammenstoß mit dem Beschützer durchgeführt worden.
Die nächste planmäßige Inspektion ist für übermorgen angesetzt.
Wenn man bedenkt, daß wir nicht gerade auf schonende Weise hierher verfrachtet worden sind, und zudem die bei Starfleet üblichen Wartungsvorschriften derzeit…« Torres unterbrach sich und holte tief Luft. »Captain, wir müssen sofort losfliegen und das Shuttle zurück an Bord bringen.«
Auf der Brücke schüttelte Janeway energisch den Kopf, obwohl sie wußte, daß Torres diese Bewegung nicht sehen konnte.
»Unmöglich«, erwiderte sie.
Janeway bemerkte, wie sich Paris’ Schultern strafften, als Torres seine eigene Ansicht unterstützte. Die rote Uniform, die sich scharf vor dem grauen Hintergrund der Wände abzeichnete, ließ diese Reaktion noch deutlicher werden. Trotzdem ging sie nicht darauf ein, als sie ihre Befehle gab.
»Bringen Sie uns näher heran, Mr. Paris, und machen Sie die Traktorstrahlen klar, um das Shuttle sofort an Bord zu holen, wenn es herauskommt. Aber wir werden auf keinen Fall selbst in das Kampfgebiet eindringen. Es ist Commander Chakotays
Aufgabe, es dort rauszubringen.«
»Wollen Sie denn nicht wenigstens mit ihnen sprechen, um zu erfahren, ob wir irgend etwas tun können?« wandte Paris ein.
»Nein«, sagte Janeway. »Sie wissen, daß wir hier sind, und sie können uns jederzeit anfunken. Aus der Tatsache, daß sie das bisher noch nicht getan haben, schließe ich, daß sie im Moment zu sehr von anderen Dingen beansprucht werden. Und genau deshalb will ich sie auch nicht stören.«
»Und Sie wollen wirklich nicht zu ihnen fliegen?«
»Ich glaube, diese Frage habe ich bereits beantwortet, Mr.
Paris«, sagte Janeway scharf.
»Aber sehen Sie sich doch dieses Kreuzfeuer an! Sie…« Der Lieutenant bekam sich wieder in seine Gewalt. »Aye, aye«, bestätigte er zögernd.
Angespannt beobachtete er, wie die riesigen Kriegsschiffe ihren tödlichen Tanz fortsetzten. Das winzige Shuttle wirkte verloren zwischen ihnen, fast wie eine Maus inmitten einer
Elefantenherde, ignoriert zwar, doch in ständiger Gefahr, zertreten zu werden.
Paris rechnete damit, jeden Moment sehen zu müssen, wie das Shuttle von einem Energiestrahl erfaßt wurde, seine Schilde zusammenbrachen und es in einer Explosion verging, die nur eine glitzernde Staubwolke zurücklassen würde. Er beobachtete den Kurs des Shuttles, das für einen Moment hinter einem
gigantischen Schiff außer Sicht geriet und kurz wieder auftauchte, bevor ein anderes es erneut verdeckte.
Paris wußte, säße er jetzt dort an den Kontrollen, würde er es heil aus diesem Hexenkessel herausbringen. Fast unbewußt versuchte er, jede Bewegung des Shuttles vorauszuahnen, und überlegte gleichzeitig, was er statt dessen getan hätte, wäre er der Pilot.
Er beobachtete, wie Chakotay, oder wer sonst an der Steuerung saß, Ausweichmanöver flog, um sich so weit wie möglich von den Kampfschiffen fernzuhalten. Der Pilot handelte im Prinzip völlig richtig, aber er reagierte stets zu langsam und verpaßte auf diese Weise alle Möglichkeiten, die sich ihm boten. Außerdem ging er viel zu konventionell vor. Würde er etwas absolut Unvorhersehbares unternehmen, könnte es ihm vielleicht
gelingen, einen Ausweg zu finden.
Das Shuttle änderte ständig den Kurs, schlug Haken, wich mal nach oben oder unten aus, dann wieder nach Steuerbord oder Backbord.
Plötzlich blinzelte Paris überrascht. Eben hatte er noch gedacht, Chakotay müßte etwas gänzlich Unerwartetes unternehmen, und genau das hatte der Commander jetzt tatsächlich getan – aber warum ausgerechnet das?
»Was zum Teufel machen Sie da?« fragte Paris laut.
Kapitel 15
Genau in dem Moment, als Tom Paris diese Frage auf der Brücke der Voyager stellte, sprach Fähnrich Rollins an Bord des Shuttles exakt die gleichen Worte aus.
»Was zum Teufel machen Sie da, Commander?«
»Ich versuche, uns das Leben zu retten«, sagte Chakotay. »Mr.
Kim, funken Sie sie an.«
Harry Kim fragte nicht, wen er anfunken sollte. Vor ein paar Sekunden hatte Chakotay erkannt, daß sich der Platz, der ihm zum Manövrieren blieb, rapide verringerte. Daraufhin hatte er direkten Kurs auf einen P’nir-Kreuzer genommen, der zumindest im Moment nicht
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