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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Ich bin Rapskal.«
    »Man nennt mich Tats«, sagte der Tätowierte und schüttelte dem anderen die Hand, und zum ersten Mal fiel Thymara auf, dass dies wahrscheinlich gar nicht sein richtiger Name war, sondern dass man ihn wohl nur seit seiner Kindheit so genannt hatte. Nun richtete der Fremde sein Grinsen auf Thymara, während er ihrem Vater die Hand hinhielt. Dieser erwiderte den Gruß und sagte: »Ich heiße Jerup, und dies ist meine Tochter Thymara.«
    Lebhaft schüttelte Rapskal die Hand ihres Vaters und fragte ihn unvermittelt: »Und geht Ihr auch mit den Drachen oder nur sie? Ihr scheint mir ein bisschen zu alt für die Gruppe zu sein, wenn ich das mal so sagen darf. Ein bisschen zu alt und bei Weitem nicht absonderlich genug!« Er lachte ausgelassen über seinen eigenen Witz. Hinter ihm runzelte Tats die Stirn.
    Doch ihr Vater blieb gelassen. »Ich gehe nicht mit. Nur Thymara. Doch auch mir ist aufgefallen, dass die meisten, die gehen, schwer von der Regenwildnis gezeichnet sind.«
    »Ja, das könnt Ihr laut sagen!«, dröhnte Rapskal. »Entweder halten sie uns für zäher als die anderen. Oder sie hoffen, dass die Drachen und der Fluss erledigen, was unsere Eltern bei unserer Geburt versäumt haben.« Er wirbelte zu Tats herum. »Außer dir natürlich. Du siehst gar nicht wie ein Regenwildmann aus. Wieso gehst du mit?« Rapskal schien Fragen gerne so unverblümt zu stellen, dass sie die Grenze zur Unhöflichkeit überschritten.
    Tats richtete sich auf, wodurch er den anderen Jungen um einen halben Kopf überragte. »Weil es gut bezahlt wird. Und weil ich Drachen mag und ein wenig Abenteuer erleben möchte. Und es hält mich nichts in Trehaug.«
    Rapskal nickte vergnügt, und als er den Mund zu einem Lächeln verzog, schimmerten die Schuppen auf seiner Wange. Er hatte gute Zähne, wenn sie auch etwas zu groß für seinen Mund waren. Sein andauerndes Grinsen wurde von dem leuchtenden Weiß noch betont. Auf Thymara machte der Junge den Eindruck, als stünde er unmittelbar vor einem plötzlichen Wachstumsschub. »Ja, ja! Mir geht es genauso!« Er beugte sich übers Geländer, spie geräuschvoll aus und richtete sich wieder auf. »Trehaug werde ich nicht vermissen«, setzte er hinzu, und zum ersten Mal wirkte er nicht mehr ganz so optimistisch. Doch gleich darauf leuchteten seine blassblauen Augen wieder, und er verkündete: »Ich muss mir einfach ein besseres Leben aufbauen. Das ist alles. Was vergangen ist, ist vergangen. Deshalb schnappe ich mir einen Drachen und werde sein bester Freund. Dann fliegen und jagen wir zusammen, bleiben auf ewig Freunde und sind niemals böse aufeinander. Das wünsche ich mir.«
    Er bedachte seine eigene Wunschvorstellung mit einem energischen Nicken. Tats sah ihn ungläubig an, während Thymara entsetzt schwieg. Nicht so sehr wegen dieser wilden Fantastereien, sondern weil sie sich selbst darin wiedererkannte. Mit einem Drachen zu fliegen, wie es die Elderlinge getan hatten. Wie töricht dieser Traum klang, wenn man ihn laut aussprach!
    Rapskal bemerkte die angespannte Stille nicht. Seine Augen funkelten schon wieder wegen eines neuen Gedankens. »Schaut mal da rüber! Ich wette, dass die nach uns suchen. Zeit, dass wir unsere Provianttaschen holen. Und dann hinunter zu den Drachen! Kommt schon!«
    Er nahm sich nicht die Zeit, nachzusehen, ob sie ihm folgten, sondern rannte davon, um sich der Gruppe anzuschließen, die sich um einen diensteifrig wirkenden Händler in gelber Robe und mit einer Schriftrolle in der Hand zusammenscharte. Er verlas Namen und verteilte Zettel.
    »Ich werde schon müde, wenn ich diesem Rapskal nur zusehe«, meinte Tats.
    »Erinnert mich an eine Pfeilechse, die können auch keine Minute stillhalten«, pflichtete ihm Thymara bei. Sie sah dem fremden Jungen hinterher und fragte sich, ob er sie faszinierte oder nervte. Eine seltsame Mischung aus beidem, entschied sie. Sie holte tief Luft und sagte: »Aber er hat recht. Ich glaube, wir sollten mal hingehen und herausfinden, was wir zu tun haben.« Ohne zu ihrem Vater zurückzublicken, überquerte sie die Terrasse. Sie fühlte sich eigenartig zerrissen, denn sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich gleich von ihrem Vater verabschieden wollte oder ihn bei der Einweisung gern noch dabeihätte. Die anderen schienen alle allein zu sein. Keine Eltern wachten über Tats oder Rapskal, und am Rand der Gruppe aus Jugendlichen sah sie lediglich einen weiteren Erwachsenen. Denn die meisten waren tatsächlich

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