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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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noch Jugendliche. Ein oder zwei der Regenwildleute, die ihren Vertrag vorzeigten und einen Zettel entgegennahmen, sahen aus, als wären sie über zwanzig, aber genauso viele waren höchstens vierzehn oder fünfzehn.
    »Da sind ja noch Kinder dabei«, beschwerte sich ihr Vater, der ihr gefolgt war.
    »Und Rapskal hatte recht. Wir sind alle schwer gezeichnet. Bis auf Tats.« Sie wandte sich nicht zu ihrem Vater um. »Und das erklärt, weshalb viele von uns noch so jung sind«, sagte sie. Weder sie noch ihr Vater mussten daran erinnert werden, dass diejenigen, die schon früh gezeichnet waren, selten älter als dreißig Jahre wurden.
    Ihr Vater ergriff sie beim Handgelenk. »Wie Lämmer, die zur Schlachtbank geführt werden«, sagte er leise. Seine seltsamen Worte und sein fester Griff verwunderten sie. Dann fügte er hinzu: »Thymara, du musst das nicht machen. Bleib zu Hause. Ich weiß, dass dir deine Mutter das Leben schwermacht, aber ich …«
    Sie fuhr ihm ins Wort, bevor er weitersprechen konnte. »Papa, ich muss das machen! Ich habe einen Vertrag unterschrieben. Was sagen wir immer? Ein Händler ist nur so viel wert wie sein Wort. Und ich habe mehr als nur mein Wort gegeben, ich habe mit meinem Namen unterschrieben.« Sie dachte an ihren Traum von einem Drachen, der sich mit ihr verbündete. Doch darüber würde sie nicht sprechen. Noch immer hallte Rapskals törichter Wahn in ihr nach. Sie holte tief Luft und fügte sachlich hinzu: »Und wir wissen beide, dass ich es tun muss. Damit ich hinterher sagen kann, dass ich etwas gewagt und mein Leben selbst in die Hand genommen habe. Ich bin liebend gern deine Tochter, aber das kann ich nicht für ewig bleiben. Ich muss …« Sie rang nach Worten. »Ich muss mich an der Welt messen. Beweisen, dass ich mich behaupten und etwas erreichen kann.«
    »Das hast du schon getan«, beharrte er, doch waren seine Argumente kraftlos geworden. Als sie ihre Hand auf seine legte, ließ er sie los. Sie blieb bei ihm stehen, während Tats neugierig zu ihnen zurückschaute. Erst als Thymara ein Kopfschütteln andeutete, ging er weiter.
    »Wir sollten uns verabschieden«, sagte sie unvermittelt.
    »Ich kann nicht.« Der Gedanke schien ihren Vater mit Schrecken zu erfüllen.
    »Papa, ich muss gehen. Und dies ist ein guter Zeitpunkt, uns zu verabschieden. Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich machen wirst. Ich weiß, dass ich dich vermissen werde. Aber lass uns jetzt, da mein Abenteuer beginnt, voneinander scheiden. Wünsch mir viel Glück und lass mich gehen.«
    »Aber …«, sagte er, bevor er sie unversehens in die Arme schloss. Heiser flüsterte er ihr ins Ohr: »Dann geh, Thymara. Geh und miss dich an der Welt. Damit wirst du mir nichts beweisen, denn ich weiß bereits, was du wert bist, und ich habe nie an dir gezweifelt. Aber geh und finde heraus, was du herausfinden möchtest. Und dann komm zu mir zurück. Bitte. Lass nicht zu, dass ich dich hier zum letzten Mal sehe.«
    »Papa, sei kein Narr. Natürlich komme ich zurück«, entgegnete sie, doch bei seinen Worten war ihr ein Schauer über den Rücken gekrochen. Nein, ich werde nicht zurückkehren. Der Gedanke war so mächtig, dass sie ihn nicht aussprechen konnte. Stattdessen umarmte sie ihn fest, und als er sie entließ, drückte sie ihm die kleine Geldbörse in die Hand. »Bewahre das für mich auf, bis ich zurückkomme«, bat sie ihn. Und noch ehe er etwas darauf erwidern konnte, wandte sie sich um und floh aus seiner Umarmung. Auf der Expedition würde sie das Geld nicht benötigen. Und sollte sie nicht wiederkehren, würde es ihrem Vater womöglich nützen. Solange er es aufbewahrte, konnte er es als ein Versprechen für ihre Rückkehr betrachten.
    »Viel Glück!«, rief er ihr hinterher. »Danke!«, gab sie zurück. Dann sah sie, dass Tats überrascht zu ihrem Vater zurückblickte. Eben wandte er sich um, als wolle auch er noch einmal zurückgehen und sich von Jerup verabschieden, als der Mann mit der Schriftrolle ihn ansprach. »Willst du deinen Zettel oder nicht? Ohne ihn bekommst du kein Proviantpaket!«
    »Natürlich will ich ihn«, versicherte Tats eilig und riss dem Mann den Zettel buchstäblich aus der Hand.
    Dieser schüttelte den Kopf. »Du bist ein Narr«, sagte er leise. »Sieh dich um, Junge. Du gehörst nicht zu den anderen.«
    »Ihr habt keine Ahnung, zu wem ich gehöre«, erwiderte Tats grimmig. Dann sah er an Thymara vorbei und fragte: »Wohin ist dein Vater gegangen?«
    »Nach Hause«, antwortete sie. Sie

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